Seit dieser Formel-1-Saison gibt es in der Königsklasse verpflichtende 'Klimaanlagen'. Jedenfalls für jene Rennen, bei denen die Temperaturen in besorgniserregende Höhen steigen. Erstmals kam dieses System beim letzten Grand Prix in Singapur zum Einsatz - mit gemischten Reaktionen. Nun wurde auch eine Hitzewarnung für das GP-Wochenende in Austin herausgegeben.
Wie die FIA mitteilte, errechnet sich aus den Daten, die der offizielle Wetterdienst der Formel 1 für den Sprint oder das Rennen in Austin prognostiziert, ein Hitze-Index von über 31 Grad. Das ist die Schwelle, ab der ein Hitzealarm im Reglement vorgesehen ist und die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden.
Hitzeschlacht in Austin droht: Index von bis zu 44 Grad
Dieser Hitze-Index entspricht nicht nur der reinen Temperatur, sondern bezieht auch die Luftfeuchtigkeit mit ein, und bildet so die gefühlte Temperatur ab. Schlagend wird diese Kennziffer in der Formel 1 nur in Bezug auf eine Rennsession, also den Sprint oder den Grand Prix. Heiße Temperaturen im Training oder im Qualifying ziehen aufgrund der kürzeren Stintlänge, die ein Fahrer auf der Strecke im Auto verbringt, keine Warnung nach sich. Aber auch in diesen ist das System bereits verbaut.
In Austin lässt die Vorhersage verschiedener Wetterdienste keinen anderen Schluss zu, als dass die Warnung notwendig ist. Vor allem am Sprint-Tag werden in der texanischen Wüste brutale Bedingungen vorhergesagt mit Temperaturen von (je nach Wetterdienst) bis zu 35 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 57 Prozent - das würde einer gefühlten Temperatur von 44 Grad entsprechen. Der Sonntag könnte mit Prognosen von bis zu 32 Grad trotz einer niedrigeren Luftfeuchte ebenfalls die 31-Grad-Schwelle überschreiten.
Das Fahrer-Kühlungssystem besteht aus zwei Elementen. Einerseits einer im Auto verbauten Einheit, die eine Flüssigkeit kühlt, auf der anderen Seite einem mit Kühlschläuchen versehenen feuerfesten Unterhemd, durch welches diese Flüssigkeit läuft. Dieses zusätzliche Element bringt natürlich auch zusätzliches Gewicht mit sich. Das Mindestgewicht für ein Formel-1-Auto wird an solch einem Wochenende um zwei Kilogramm im Training und Qualifying, und um fünf Kilogramm im Sprint und im Rennen angehoben. Damit liegen wir in Austin bei 802 beziehungsweise 805 anstelle der üblichen 800 Kilogramm.

Die Teams haben gewisse Freiheiten, wo die Fahrzeugeinheit eingebaut wird. Im Mercedes sitzt sie beispielsweise hinter der Pedalerie, im Williams unter dem Sitz. Das Reglement erlaubt zudem zwei unterschiedliche technische Lösungen für den Betrieb dieser Kühlanlage. Eine Möglichkeit ist ein strombetriebenes Gerät, das bei einer Umgebungstemperatur von 40 Grad Celsius kontinuierlich mindestens 200 Watt Wärme ableiten können muss. Eine andere ist ein System, das gespeicherte Wärmeenergie nutzt. Dieses muss über eine Reserve von mindestens 1,1 MJ verfügen, berechnet bei einer Endspeichertemperatur unter 10 Grad.
System umstritten: (Noch) keine Kühlwesten-Pflicht in der Formel 1
Der Einbau des Kühlsystems ist verpflichtend, dessen Nutzung allerdings nicht. Da bei zahlreichen Fahrern noch viel Skepsis gegenüber den Kühlwesten herrscht, die manche als unbequem bezeichnen, müssen diese nicht verpflichtend eingesetzt werden. Falls sich ein Fahrer gegen deren Einsatz entscheidet, muss aber ein Zusatzgewicht von 0,5 Kilogramm im Auto angebracht werden.
Einer der Hauptkritiker der Kühlwesten ist Max Verstappen, der sich in Singapur deutlich gegen diese aussprach. Er stört sich vor allem an den bis zu 50 Meter langen Schläuchen, die sich am Körper befinden, und die neben dem Fahrer angebrachten Gurte. Ein weiterer Problempunkt ist, dass die Kühlung nicht unbedingt permanent anhält, sondern im Laufe eines Rennens die Wirkung des mit gespeicherter Wärmeenergie betriebenen Systems nachlässt.
In der kommenden Formel-1-Saison entfällt die Freiwilligkeit bei der Nutzung der Kühlwesten, denn ab 2026 ist ihre Benutzung für alle Piloten vorgeschrieben. Dieser Zwang kommt nicht bei allen gut an, so bezeichnete Lewis Hamilton ihn in Singapur als "albern" und betonte: "Kein Fahrer ist jemals aufgrund von Überhitzung ums Leben gekommen - Feuerunfälle in früheren Zeiten ausgenommen."



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