Wenn Juni Heidfeld, Carlotta Fisichella und Gina Maria Schumacher in nächster Zeit in einem F1-Grid Aufstellung beziehen sollten, dann wissen wir, dass Ricardo Zonta mit seiner Einschätzung der neuen V8-Motoren Recht behalten hat. Denn für den Brasilianer verhalten sich die neuen Achtzylinder "wie in einem Videospiel".

"Es lässt sich verdammt einfach fahren, es ist überhaupt nicht anstrengend und deshalb ist es auch keine Herausforderung. Ein kleines Mädchen könnte das Auto fahren", kritisierte der Toyota-Tester nach seiner "langweiligen" ersten Ausfahrt mit dem neuen V8-Aggregat.

Ob Pedro de la Rosa demnächst seine Tochter Olivia auf Testkilometerjagd im neuen MP4-21 schicken wird, bleibt jedoch abzuwarten. Baby-erfahren ist die McLaren-Truppe allerdings schon: Schließlich gehörte Sebastian Montoya in der vergangenen Saison zu den Stammgästen in der McLaren-Box.

Aber auch wenn Pedro seine Tochter nicht in einen der Silberpfeile setzen wird, ist er mit den Achtzylindern alles andere als zufrieden. "Es ist viel einfacher damit zu fahren", stimmte er Zonta zu. "Physisch ist es weniger anstrengend. Es ist als ob man einem Marathonläufer sagt, dass er jeden Kilometer nur noch in 3:20 statt 3:15 laufen solle. Es reduziert das Adrenalin und die fahrerischen Fähigkeiten, die es benötigt um ein F1-Auto zu fahren."

Für de la Rosa lässt sich ein V8-Bolide jetzt "wie ein GP2-Auto" fahren. Aus seiner Sicht hat es die FIA einfach übertrieben: "Sie hätten lieber den Abtrieb um 20 Prozent verringern sollen. Selbst die Zuschauer werden den Soundunterschied bemerken. Der Motorenlärm ist jetzt weniger spektakulär und wir bieten den Fans viel weniger."

Ganz anders sieht Ferrari-Tester Marc Gené die Angelegenheit: "Ich glaube nicht, dass man nun seinen Fahrstil ändern muss und ich glaube auch nicht, dass die Fans einen Unterschied feststellen werden", sagte de la Rosas Landsmann und widersprach damit nicht nur de la Rosa, sondern auch David Coulthard.

Pedro war es mit dem V8 etwas langweilig., Foto: Sutton
Pedro war es mit dem V8 etwas langweilig., Foto: Sutton

Dieser hat bei den Wintertests eine "Weltmeisterschaft im Anpassen" ausgemacht: "Ob das Fahrzeugverhalten nun freundlicher ist? Ich denke, dass wir früher in den Kurven niemals Vollgas fahren konnten, doch das können wir jetzt. Aber ist es dadurch leichter geworden, eine schnelle Runde zu fahren? Nun, ich denke, eine schnelle Runde zu fahren ist immer noch schwierig - aber wir müssen uns nun an einen neuen Fahrstil anpassen."

Zumindest in diesem Punkt stimmt Michael Schumacher mit DC überein. Ansonsten hält der Ex-Champion jedoch zu seinem Testfahrer und empfindet die V8 alles andere als langweilig: "Es macht sehr viel Spaß", gefällt ihm der Go-Kart-Fahrstil. "Man muss seinen Fahrstil leicht anpassen und hohe Drehzahlen nutzen. Es ist sensationell. Mir gefällt es sehr. Das war schon früher so und nun ist es wieder so", sagte der letzte V8-Weltmeister aus dem Jahre 1994. "Wir haben weniger PS, aber beim Spaß gibt es keine Begrenzung."

Ebenso positiv hat Jacques Villeneuve den V8 aufgenommen. Er glaubt, dass es mit den V8-Aggregaten mehr Action geben wird. Zudem würde der V8-Motor mehr Fahrspaß vermitteln. Allerdings betont der Kanadier auch, dass man "einen hohen Preis" für etwaige Fehler bezahlen wird.

Eine Ansicht die sein Camping-Freund Jenson Button teilt. "Wenn man Fehler macht, ist kein Drehmoment da und man kommt nicht so einfach aus der Situation heraus. Und das wird nächstes Jahr unkonstante Fahrer bestrafen."

Gib Acht: Die Angst vor den V10

Bestraft werden sollten eigentlich auch all jene, die in diesem Jahr noch mit einem V10-Motor antreten. Doch stattdessen ging in der F1 schnell das V10-Schreckgespenst umher: "Derzeit ist es aus technischer Sicht tatsächlich so", kritisierte Honda Racing Präsident Yasuhiro Wada, "dass ein leistungsreduzierter V10 leistungsstärker ist als einer der neuen V8-Motoren."

"Der V10 hat bei augenblicklicher Einstufung klare Vorteile", stimmte ihm Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug im Gespräch mit motorsport-magazin.com zu. Und auch Toyota-Technikchef Mike Gascoyne verriet uns seine Sorgen: "Midland hätte unter den gegebenen Umständen einen objektiven Nachteil gegenüber seinem direkten Konkurrenten, Toro Rosso."

Auch Mike Gascoyne zittert vor der Scuderia Toro Rosso., Foto: Sutton
Auch Mike Gascoyne zittert vor der Scuderia Toro Rosso., Foto: Sutton

"Bei Minardi hätte man vielleicht noch darüber hinwegsehen, damit leben können", so Gascoyne im Dialog mit motorsport-magazin.com-Redakteurin Karin Sturm. "Aber das ist doch jetzt ein Team mit durchaus starkem Rückhalt, mit entsprechender Ausstattung. Da ist das etwas anderes."

Um diese Fakten zu untermauern, sprachen wir mit Diplomingenieur Johannes Proschek, seines Zeichens Groupleader Programme Planning & Decentral Controlling im Car Programme Management von Toyota Motorsport.

Was hat es also mit der V10/V8-Regel auf sich? "Diese Regelung ist ein kleines Zuckerl für jene Teams, denen kein V8 zugänglich ist", erklärte Proschek den motorsport-magazin.com-Lesern. "Diese Motoren sind aber in der Drehzahl beschränkt. Zudem gibt es einen Luftmassenbegrenzer in der Airbox. In der Theorie sind beide Einschränkungen so gewählt, dass für den V10 ein kleiner Nachteil entsteht. Allerdings ist das Triebwerk dadurch haltbarer und es besteht kein allzu großes Risiko. Ein Punkt der sicherlich nicht zu unterschätzen ist."

Und wie reagieren die Betroffenen bei der Scuderia Toro Rosso? "Momentan sind alle etwas verwirrt", sagt Tonio Liuzzi, der seine Zielsetzung für das Debütjahr des Ex-Minardi Teams dieser Tage von "Punkteankünften" auf "Podestplätze" verbessert hat. "Wir könnten durchaus ziemlich konkurrenzfähig sein, aber die V8 werden das Maximum herausholen und stärker als die gedrosselten V10 sein. Bei den Tests haben sie mich auf den Geraden einfach stehen lassen."

Andererseits lässt auch Liuzzi einen Faktor nicht unbeachtet: "Auf dem Papier sollte die Zuverlässigkeit der V10 höher sein." Ein Schelm wer in diesem Zusammenhang an Liuzzis neues Saisonziel denkt...