Der Regen verlangte der Formel 1 im Sprint von Miami am Samstag einiges ab. Und einigen Fahrern und Teams zu viel - denn am Ende verliert nicht nur Max Verstappen wegen einer Strafe Punkte. Zwei Stunden später hagelt es weitere Strafen. Und der eigentlich aus der Boxengasse gestartete Yuki Tsunoda findet sich plötzlich auf dem sechsten Rang wieder.
Als der Sprint am Samstagnachmittag in Miami abgewunken wurde, sah das Ergebnis jedenfalls ursprünglich wie folgt aus: Alex Albon auf P4, dann George Russell, Lance Stroll, Liam Lawson und Oliver Bearman in den Punkten. Yuki Tsunoda und Kimi Antonelli komplettierten punktelos die Top-10. Innerhalb der nächsten drei Stunden wurden aber Bearman, Albon und Lawson der Reihe nach vorgeladen - und kassierten eine Strafe nach der anderen.
Erstes Opfer war zweieinhalb Stunden nach dem Zieleinlauf Haas-Pilot Oliver Bearman. Beim Wechsel von Intermediates auf Slicks schickte ihn sein Team unachtsam in der Boxengasse in die Fahrbahn von Nico Hülkenberg, der deshalb bremsen und ausweichen musste. Ein klarer Unsafe Release, wie ihn auch Red Bull bei Max Verstappen begangen hatte.
Verstappen hatte dafür zehn Sekunden kassiert, weil er tatsächlich mit einem anderen Fahrer kollidiert war. Bearman kam mit fünf Sekunden davon, weil es immerhin zu keiner Kollision kam. Weil P1 bis P17 im Sprint-Feld wegen dem späten Safety Car aber innerhalb von nur zehn Sekunden lagen, ist jede Zeitstrafe ein Desaster.
Alex Albon fährt zu schnell hinter dem Safety Car: Strafe!
Auf Bearman folgte eine halbe Stunde der (vermeintlich) sensationelle Vierte Alex Albon. Der fuhr hinter dem Safety Car für drei aufeinanderfolgende Sektoren zu schnell. Auch er kassierte fünf Strafsekunden, entging immerhin Strafpunkten. Die Stewards beriefen sich auf die schwierigen Wetterbedingungen, warum man Milde walten ließ.
"Letztendlich meine Schuld", gesteht Albon später. Er rechtfertigt es damit, dass er nicht bremsen wollte - weil er hinter sich George Russell hatte, und sie alle auf kalten Slicks im Nassen unterwegs waren: "Ich wollte nicht, dass er mir reinfährt, und die Sicht war auch nicht fantastisch. Ich war dann in einer Kurve um eine Sekunde schneller, aber das hat gereicht."
Liam Lawson dreht Fernando Alonso in die Wand: Strafe!
Diese Milde wurde wenige Minuten später auch Liam Lawson zuteil. Der kassierte fünf Sekunden und einen Strafpunkt (sein sechster in den letzten 12 Monaten), weil er Fernando Alonso in Kurve 11 umgedreht hatte. Der Unfall hatte das Safety Car am Ende überhaupt erst ausgelöst. Lawson hatte versucht, Alonso außen zu überholen, war aber nicht am Scheitelpunkt mit seiner Vorderachse vor Alonsos Vorderachse.
Das hätte sie aber sein müssen, damit Lawson auf der Außenbahn als Angreifer Platzrecht gehabt hätte. So stand es Alonso frei, ihn rauszudrücken. Lawson gab nicht nach, touchierte Alonsos rechtes Hinterrad und drehte ihn in Kurve 12 in die Wand. Für die Stewards lag die Schuld klar beim Racing-Bulls-Piloten. Nach Anwendung dieser Strafen sehen die Punkteränge im Sprint nun so aus:
P. | Fahrer | Rückstand | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Norris | - | 8 |
2 | Piastri | + 0,672 | 7 |
3 | Hamilton | + 1,073 | 6 |
4 | Russell | + 3,127 | 5 |
5 | Stroll | + 3,412 | 4 |
6 | Tsunoda | + 5,153 | 3 |
7 | Antonelli | + 5,635 | 2 |
8 | Gasly | + 5,973 | 1 |
Plötzlich findet sich Yuki Tsunoda in den Punkten wieder. Der Red-Bull-Pilot hatte eigentlich nach Änderungen am Aufhängungssetup aus der Box losfahren müssen. Er und sein Team riskierten schon in Runde 10 als erste einen Wechsel von Intermediates auf Slicks und brachten sich damit in eine Position, in der sie dann nach Anwendung der Strafen ordentlich abstauben konnten.
Kimi Antonelli im Mercedes fährt zwei Trostpunkte ein. Der Boxencrash mit Max Verstappen hatte ihn eigentlich unverschuldet meilenweit zurückgeworfen. Pierre Gasly rutschte unversehens auf den letzten Punkterang. Besonders bitter ist es für Williams. Das Safety-Car-Vergehen von Albon kostet ganze fünf Punkte, im Mittelfeld wäre das eine riesige Ausbeute gewesen.
Charles Leclerc startet Sprint nicht einmal und wird verwarnt
Die Stewards beendeten ihre Sprint-Session dann schließlich noch mit einer Verwarnung für Charles Leclerc. Ja, richtig, jenem Leclerc, der es nicht einmal in die Startaufstellung schaffte, sondern 30 Minuten vor dem Start im starken Regen auf der Sichtungsrunde mit Aquaplaning in die Mauer flog und nach nur 14 Kurven aufgeben musste.
Das Problem ist, dass er schon nach 11 Kurven hätte aufgeben müssen. So sehen es die Stewards. Leclerc erhält die Verwarnung für "Fahren mit signifikantem und offensichtlichem Schaden", weil er nach dem Mauerkuss in Kurve 10 sich noch bis Kurve 14 quälte, wohl in der Hoffnung, dass der Schaden nicht so schwer wäre und er das Auto noch irgendwie in die Box schleppen könnte. Aber die komplette rechte Seite war hinüber. Weil es nicht im Sprint, sondern auf dem Weg in die Startaufstellung geschah, erhält er aber nur eine Verwarnung.
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