Die Vorweihnachtswoche beendete ein aufregendes und ereignisreiches Jahr 2005 mit gleich mehreren Knallern: Alonso wechselt 2007 zu McLaren, Super Aguri startet 2006 als 11. Team und die Regeln für 2008 stehen endlich fest.

In der wirklich allerletzten Woche des mittlerweile vergangenen Jahres hielt dann jene weihnachtliche Besinnung Einzug in der F1-Welt, welche schon zuvor erwartet worden war. Abgesehen von einigen Wortmeldungen einiger Fahrer oder Teamverantwortlicher, erlebten wir die übliche Ruhe vor dem Sturm. Und dieser Sturm wird 2006 zweifelsohne folgen. So war es auch 2005 - auf das blicken wir jetzt noch einmal zurück...

Das Jahr in der F1

Die Rennen Die F1-Saison 2005 bot die gewohnte Mischung aus hochdramatischen Rennen wie dem Japan GP, der dank des verregneten Qualifyings zu einem echten Thriller avancierte, langweiligen Prozessionen wie in Magny Cours oder Ungarn und mitreißenden Grand Prix wie in Australien, Bahrain oder San Marino. Und dann gab es noch den 12. Juni und den WM-Lauf im amerikanischen Motorsportheiligtum von Indianapolis...

Der Start in die Saison 2005., Foto: Sutton
Der Start in die Saison 2005., Foto: Sutton

Die Politik Die Politik spielte 2005 nicht nur bei jenem Fiasko im Nudeltopf eine wichtige Rolle. Auch der Machtkampf zwischen der FIA, FOM und den Unterzeichnern des neuen Concorde Agreements auf der einen Seite sowie den fünf Automobilherstellern der GPMA auf der anderen Seite spitzte sich in diesem Jahr weiter zu. Eine Lösung des Problems und eine Bannung der Gefahr zweier Rennserien konnte allerdings nicht erzielt werden. Immerhin steht es mittlerweile 5:5 zwischen den Herstellern und den FIA/FOM-Treuen. Ebenfalls für politische Ränkespielchen sorgten die abermals geführten Regeldiskussionen: Dabei scheint es mittlerweile fast schon "normal" zu sein, dass mehr über das Reglement des Jahres 2008 diskutiert wurde, als über jenes des kommenden Jahres 2006. Aber so war es ja auch schon im Jahr 2004. Einen weiteren Machtkampf erlebten wir nach dem Indy-Debakel zwischen der FIA und Michelin. Das unrühmliche öffentliche Kräftemessen führte letztlich zum Abschied der Franzosen am Ende der Saison 2006.

Die Regeln Apropos Regeln: Nicht erst 2006 oder 2008 wird es wieder einmal neue Regeln geben. Auch 2005 waren die Teams und Reifenhersteller dazu gezwungen Anpassungen über sich ergehen zu lassen. Dazu zählten unter anderem langlebige Reifen, welche die Sicherheit erhöhen sollten, dies angesichts etlicher Reifenschäden aber nicht immer erfüllen konnten. Das Ziel spannendere Rennen zu erzwingen, konnte die neue Reifengeneration jedoch mehrmals erfüllen. Das neue Additions-Qualifying am Samstag und Sonntag ereilte hingegen schnell das gleiche Schicksal wie so viele andere Qualifying-Systeme zuvor: Es wurde gegen ein anderes Format ausgetauscht. Die umstrittenen Zweiwochenendmotoren erlebten nicht wie befürchtet ein Massensterben auf den GP-Kursen: Die Rauchwolken beschränkten sich hauptsächlich auf den Silberpfeil mit der Startnummer 9.

Die Teams ließen es 2005 qualmen., Foto: Sutton
Die Teams ließen es 2005 qualmen., Foto: Sutton

Die Tests Viel wurde 2005 getestet, aber nur Ferrari testete auch unlimitiert so oft und wo sie wollten. Alle anderen Rennställe schlossen sich zu einem freiwilligen Testpakt zusammen. Was niemand gedacht hätte: Die Neun hielten ihre Testbeschränkung bis zum Ende tapfer durch - niemand brach aus dem Bund aus. Dennoch gab es einigen Ärger: Beispielsweise als einige Teams Formulierungsschlupflöcher ausnutzten und zwei Testteams gleichzeitig in die Testwelt entsandten oder mit bis zu vier Autos an einer Rennstrecke vertreten waren.

Die Neuen Sechs Rookies sah die F1-Welt in diesem Jahr. Vor der Saison hätten wohl die meisten Tonio Liuzzi als den Rookie of the Year vorhergesagt. Doch am Ende durfte der Red Bull Junior nur vier Rennen bestreiten und wurde auf 2006 vertröstet. Stattdessen heimste Tiago Monteiro die Lorbeeren ein: Der Portugiese sammelte zwei Mal Punkte und war der einzige Fahrer der sich über sein Abschneiden beim US Grand Prix freuen durfte. Sein Teamkollege Narain Karthikeyan fiel vor allem durch wilde Drifts, eine aggressive Fahrweise und Streitigkeiten mit Teamboss Colin Kolles auf. Bei Minardi debütierten gleich drei Fahrer: Während Christijan Albers und Robert Doornbos auch 2006 in der F1 vertreten sein werden, ist die Zukunft des vorzeitig geschassten Patrick Friesacher noch völlig offen.

Die Reifen Um das Kräfteverhältnis auf dem Reifensektor zum Ausdruck zu bringen genügt eine Zahl: 18. So viele der 19 Rennen gewann Michelin. Dummerweise kostete das einzige verlorene Rennen des Jahres in Indianapolis nicht nur das Bibendum das Gesicht.

2005 sah den jüngsten Champion aller Zeiten., Foto: Sutton
2005 sah den jüngsten Champion aller Zeiten., Foto: Sutton

Die Gewinner Fernando Alonso und Renault: So einfach kann man es sich beim Aufzählen der Gewinner des Jahres 2005 machen. Denn mit dem jüngsten Weltmeister aller Zeiten und dessen weltmeisterlichen Konstrukteurstitelträger liegt man immer richtig. Aber es gab noch mehr Gewinner: Zum Beispiel das Toyota Team, welches die erfolgreichste Saison der noch jungen Teamgeschichte erlebte. Zwar blieb der ganz große Durchbruch noch verwehrt, aber die ersten Fortschritte zu Pole Positions und konstanten Podestplatzierungen zeigen den Weg für die Zukunft auf. Ebenso erfolgreich verlief das Jahr für Red Bull Racing, die in ihrer Debütsaison nicht nur neben, sondern auch auf der Strecke über sich hinauswuchsen und dem F1-Paddock neues Leben einhauchten.

Die Verlierer Wer wie McLaren Mercedes zahlreiche Rennen gewinnt und größtenteils das schnellste Auto des Jahres besitzt, kann eigentlich kein Verlierer sein. Wenn am Ende allerdings kein Titel dabei herausspringt, dann ist man auch nicht unbedingt ein Gewinner. Auf gar keinen Fall zu den Gewinnern zählte in diesem Jahr das ehemalige Weltmeisterteam aus Maranello: Ferrari und sein Reifenpartner Bridgestone erlebten eine rote Seuchensaison. Nicht viel besser erging es British American Racing, die ebenso wie Ferrari steil abstürzten und erst zur Saisonmitte ins Rollen kamen. Angesichts des Indygate-Desasters und des damit verbundenen Imageverlustes müssen auch die beiden Streithähne FIA und Michelin als große Verlierer angeführt werden. Nach dem Ablauf des Streits und den von der FIA gelieferten Gründen für den F1-Ausstieg, stehen die Verlierer von Michelin aber fast schon wieder als Gewinner da.

Ein Grid wie wir ihn nie wieder sehen möchten., Foto: Sutton
Ein Grid wie wir ihn nie wieder sehen möchten., Foto: Sutton

Der Wahnsinn Wie in jedem Jahr kam es auch 2005 zu etlichen ungewöhnlichen, verrückten und teilweise einfach nur wahnsinnigen Entwicklungen. Seinen Anfang nahm der Wahn mit dem Versuch von Paul Stoddart beim Saisonstart in Melbourne mit einem nicht regelkonformen Minardi des Jahres 2004 antreten zu wollen. Weiter ging es mit der Imola-Gate-Affäre rund um den Zusatztank von British American Racing. Dieser brachte dem Team eine Disqualifikation sowie zwei Rennen Sperre ein. Ein Strafmaß das in der F1 nicht unumstritten war. Neben Indygate und dem FIA/Michelin-Streit ist aber auch der zweite Teil der Buttongate-Affäre nicht zu vergessen: Jenson entdeckte ein Jahr nach seinem gescheiterten Wechselversuch zu Williams, dass er doch lieber bei Honda bleiben möchte. Warten wir also ab, wo er im nächsten Sommer unterschreibt...

Die Abschiede Nicht nur das Jahr 2005 ist nun Geschichte. Auch British American Racing, Jordan, Sauber und Minardi gehören der Vergangenheit an: Das Jahr 2006 wird also nicht nur ein elftes F1-Team, sondern auch vier neue, umbenannte Rennställe erleben. Deren Vorgänger und Gallionsfiguren wie Peter Sauber, Paul Stoddart oder Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier werden wir jedoch alle in der F1-Welt vermissen!