Eine Welle an Enttäuschung machte sich nach dem Singapur GP bei Mercedes breit. Nach der Steigerung im Qualifying ging es für die Silberpfeile im Rennen wieder bergab. Von Rang drei und vier verschlechterten sie sich auf die Positionen vier und sechs - allerdings in umgedrehter Reihenfolge. Lewis Hamilton spülte es nach einem Strategie-Wagnis um drei Plätze nach hinten, George Russel konnte seinen Startplatz halten, hatte aber am Ende das Nachsehen gegen einen von hinten heranstürmenden Oscar Piastri.
Das Glück ist mit den Tapferen - so hieß die Devise bei der Mannschaft rund um Lewis Hamilton vor dem Nachtrennen in Singapur. Als nur eines von zwei Autos begann der siebenfache Weltmeister die 62 Runden auf den weichen Reifen. "Unsere Strategieentscheidungen im Rennen wurden durch unsere Erfahrungen in der Vergangenheit bestimmt. Wir dachten, der weiche Reifen würde ihm einen Vorteil am Start geben", erklärte Teamchef Toto Wolff die Gedanken hinter diesem Plan. "Der Rennstart ist so ziemlich die einzige Überholmöglichkeit."
Eine solche bot sich Hamilton allerdings nicht. Er konnte seinen W15 vor Kurve 1 lediglich außen neben Max Verstappen platzieren, für eine Attacke reichte der Extragrip des weicheren Gummis nicht aus. "Das war die falsche Entscheidung, die wir alle gemeinsam getroffen haben", zog Wolff Bilanz. "Es hat sich wie eine gute Abweichung [bei der Strategie] angefühlt."
Abwärtsspirale bei Lewis Hamilton: Ging nur nach hinten
Gerade diese Abweichung erschwerte beiden Mercedes-Fahrern das Leben in Singapur. Bereits in Runde drei machte Russell Druck am Funk: "[Lewis] muss das Tempo ein bisschen erhöhen, denn die Jungs vorne ziehen weg!" Mit dieser Vermutung sollte er auch Recht behalten. Als Hamilton sich am Ende von Runde 17 neue harte Pneus abholte, lag das Mercedes-Duo schon fast 9 Sekunden hinter dem zweitplatzierten Verstappen und somit beinahe 20 hinter dem Führenden.
Während des Stints auf den harten Reifen hatte Hamilton mit viel Verkehr zu kämpfen. Zudem wunderte es ihn, dass er als einer der ersten in die Boxengasse gerufen wurde. "Wir werden später in Schwierigkeiten geraten, [der Stint auf den weichen Reifen] war viel zu kurz", beschwerte er sich schon bald nach dem Reifenwechsel. Piastri ließ er schließlich in Runde 40 ziehen, auch im Zweikampf mit Charles Leclerc musste er kurz darauf zurückstecken. Über 20 Sekunden fehlten ihm am Ende auf den Monegassen.
Mercedes in Singapur einfach zu langsam
Der Ferrari-Pilot konnte Hamiltons Teamkollegen George Russell in den letzten Runden des Grand Prix gehörig unter Druck setzen. Nur etwa eineinhalb Sekunden fehlten Leclerc nach der Ziellinie auf Russell. "Wir haben es geschafft, Charles in der Schlussphase des Rennens hinter uns zu halten. Das war ein Abend der Schadensbegrenzung", bewertete der Mercedes-Pilot seinen Rennsonntag. "In Anbetracht der Pace des Autos war das das Beste, was wir erreichen konnten."
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Teamchef Toto Wolff begab sich nach dem Grand Prix auf Fehleranalyse: "Mit dem Verschleiß an den Hinterreifen, den wir hatten, gab es nur einen Weg, und zwar nach hinten. Rückblickend betrachtet hätten wir auf den Mediums starten sollen. Das verdeckt [aber] nicht die Tatsache, dass wir heute zu langsam waren", räumt er ein. "Im Moment haben wir Probleme auf Strecken, die heiß sind, und die Traktion beanspruchen."
Unter das Rennen auf dem Marina Bay Street Circuit macht der Österreicher aber einen Schlussstrich und blickt bereits in Richtung Zukunft. "Jetzt schauen wir nach Austin, wo wir ein Update bringen werden und hoffen, dass uns das nach vorne bringt."
Während Mercedes einen enttäuschenden Sonntag zu verzeichnen hat, lief es für die Mannschaft von McLaren richtig gut. Lando Norris kann im Kampf um die Fahrermeisterschaft weiter an Boden auf Max Verstappen gutmachen. Mehr darüber liest du hier:
Im Video gibt's alle wichtigen Themen des Rennens zusammengefasst:
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