71 Runden bekamen die tapferen Fans im 2. Freien Training zum Japan-GP in Suzuka zu sehen. Vor zwei Wochen in Australien waren es in der gleichen Session noch 532 Runden. Man könnte meinen, das Wetter war schuld. Tatsächlich war es in Suzuka kühl und leicht feucht - aber selbst die modernen Autos der Formel 1 hätten bei diesen Bedingungen locker fahren können. Es tröpfelte gelegentlich etwas. Es war eine regelrechte Farce, dass in dieser Session nicht mehr gefahren wurde.

An vielen anderen Rennstrecken dieser Welt hätte es Buhrufe von den Rängen gegeben. Dass es nicht dazu kam, war nur der speziellen japanischen Fankultur zu verdanken. Schuld an der ganzen Situation war eine neue Reifenregel. Fast unbemerkt wurde über den Winter etwas am Reglement geändert.

Änderung am Sportlichen Reglement schadet Trainings

Schon in den vergangenen Jahren wurde in Regen-Trainings oftmals weniger gefahren, um Reifen zu sparen. So extrem war es aber noch nie. Denn genau für diesen Fall gab es bislang Artikel 30.5 g). Darin war geregelt, dass es für den Fall einer regnerischen Freitagssession oder der Aussicht auf ein regnerisches FP3 einen zusätzlichen Satz Intermediates gibt - allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ein Satz Intermediates auch wirklich benutzt wurde.

Die Bedingungen im Training waren weit von Regen-Bedingungen wie hier beim GP 2022 entfernt, Foto: Red Bull Content Pool
Die Bedingungen im Training waren weit von Regen-Bedingungen wie hier beim GP 2022 entfernt, Foto: Red Bull Content Pool

Dieser benutzte Satz musste dann auch vor der Qualifikation zurückgegeben werden. Somit gab es keinen Anreiz, den Reifensatz nur aufzuziehen, um den Extra-Satz zu erhalten. Das stellte sicher, dass zumindest ein Satz Intermediates in den Trainings komplett verheizt werden konnte.

Warum aber gibt es 30.5 g) in dieser Form nicht mehr? Weil Pirelli generell mehr Intermediate-Reifen liefert. Weil die unbeliebten Regenreifen der Italiener ohnehin nie zum Einsatz kamen, wurden die Sätze der Full Wets zur Formel-1-Saison 2024 von drei auf zwei reduziert. Dafür wurde die Anzahl der Intermediates von vier auf fünf erhöht.

Formel-1-Teams pfeifen aufs Training: Vorteil in Qualifying & Rennen

Die Teams haben nun also ohnehin einen Satz Intermediates mehr. Das Problem an der Sache ist, dass die Teams nicht mehr dazu animiert werden, einen Satz im Training zu 'opfern'. Weil es für das restliche Rennwochenende in Suzuka weiterhin ein gewisses Regenrisiko gibt, wollen die Teams so viele frische Sätze wie möglich für Qualifying und Rennen aufbehalten.

An Sprint-Wochenenden gibt es den Passus mit zusätzlichen Intermediate-Reifen übrigens noch immer. Sollte im Training oder im Sprint-Qualifying der Intermediate zum Einsatz kommen, gibt es für das restliche Wochenende einen zusätzlichen Satz.

Warum aber gibt es die neuen Regeln? Pirelli versucht, Ressourcen zu sparen, indem weniger Reifen produziert und an die Rennstrecken gebracht werden müssen. Ausreichend Intermediates für den Ablauf des Wochenendes sind durch die neue Aufteilung garantiert, nur obliegt es eben den Teams, wie genau sie eingesetzt werden.

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