Der Rest der Welt war Max Verstappen und Red Bull auch beim zweiten Formel-1-Rennen im Jahr 2024 in Saudi-Arabien nicht gewachsen. Als 'best of the rest' bestätigte Charles Leclerc in Jeddah mit Platz drei Ferrari als zweite Kraft in der Königsklasse. Einzig den Bonuspunkt für die schnellste Runde konnte er dem Weltmeister streitig machen. Mit der Ausbeute eines für ihn langweiligen Grand Prix war Leclerc zufrieden. Über seinen Ferrari-Teamkollegen an diesem Wochenende hat er mehr zu sagen, als über das eigene Rennen. Oliver Bearman attestiert er nach dessen Einstand die F1-Reife.

"Wir hatten eine recht gute Pace, denn wir hatten am Ende die schnellste Runde, bei der mir das DRS geholfen hat", so Leclerc, der die Zielflagge nach 50 Runden mit 18 Sekunden Rückstand auf Verstappen sah. Dessen Teamkollege Sergio Perez wurde trotz einer 5-Sekunden-Zeitstrafe noch fünf Sekunden vor ihm gewertet. Mit dem Mexikaner hatte er sich im ersten Renndrittel einen Schlagabtausch geliefert, nachdem er dessen Attacke am Start abgewährt und zunächst Platz zwei gehalten hatte.

Mit Freigabe des DRS in Runde drei verlor er die Position und war von da an alleine auf weiter Flur. "Insgesamt war das Gefühl ziemlich gut, aber es war ein etwas langweiliges Rennen, denn Red Bull war etwas zu schnell und wir hatten nach hinten viel Luft", erklärt der 26-Jährige, der Red Bull in einer anderen Welt sieht. "Uns fehlen momentan drei bis vier Zehntelsekunden pro Runde, was im Motorsport eine Menge ist."

In Bahrain hatte Carlos Sainz als Dritter dafür gesorgt, dass die Scuderia in der Hackordnung als erster Verfolger hinter den Titelverteidigern landete. Leclerc wurde vor einer Woche von technischen Problemen geplagt, doch dafür hatte er diesmal ein umso entspannteres Rennen. Der Ferrari hielt und durch den ereignislosen Rennverlauf war der Highspeed-Stadtkurs von Jeddah für ihn diesmal eine Spazierfahrt. "Es war leichter als letztes Jahr, vielleicht weil ich die ganze Zeit alleine war und im Auto weniger Adrenalin im Spiel war", so der fünffache Grand-Prix-Sieger.

Die Ausbeute ist für ihn unter dem Strich zufriedenstellend. "Wir haben heute das Maximum an Punkten für uns herausgeholt und das war das Ziel. Das ist toll", sagt er und hofft darauf, im Saisonverlauf irgendwann doch noch den Kampf mit Red Bull aufnehmen zu können. "Ich denke, in den vergangenen Monaten waren wir das Team, das am stärksten zugelegt hat, weil wir extrem gut arbeiten. Wir müssen so weitermachen und unsere Zeit wird kommen. Wir wissen, in welchen Bereichen wir arbeiten müssen, um besser zu werden."

Leclerc prophezeit Bearman glänzende Formel-1-Zukunft

Das Interessanteste an diesem Samstag war für ihn die Performance seines neuen Teamkollegen. Oliver Bearman fuhr von Startplatz elf auf Rang sieben und hielt in der Schlussphase Lando Norris und Lewis Hamilton erfolgreich auf Abstand. Die Vorstellung des 18-jährigen Briten verlangte Leclerc höchsten Respekt ab. "Wahnsinn, Wahnsinn", lobt Leclerc den Ersatz für Sainz im Gespräch mit Sky Sports F1. "Er hat einen unglaublichen Job gemacht und sollte sehr stolz auf sich sein. Im ersten Formel-1-Rennen Punkte zu holen, von Platz elf zu starten und Positionen gutzumachen, ist eine enorme Leistung"

Bearman sprang erst zum dritten Training ein, nachdem der spanische Stammfahrer sich einer Blinddarmentfernung hatte unterziehen müssen. Leclerc überzeugte er dabei auf Anhieb. "Er war unglaublich. Ich erinnere mich, wie ich am Freitag seine ersten drei Runden aus der Garage verfolgt habe. Ich dachte mir, oh mein Gott, es ist erst seine dritte Runde und er ist schon so nah an der Mauer und pusht wie verrückt. Er hat sich im Auto von Anfang an sehr gut gemacht", streut er dem Nachwuchstalent Rosen.

Nach dieser Vorstellung ist ein Stammcockpit für ihn nur noch Formsache. "Ich denke, jeder hat gesehen, wie talentiert er ist", sagt Leclerc und fordert die baldige Beförderung für den Formel-2-Fahrer. "Vor ihm liegt eine glänzende Zukunft und ich bin davon überzeugt, dass er so bald wie möglich eine Chance in der Formel 1 erhalten sollte."