Haas-Punkte schienen beim Formel-1-Wochenende in Saudi-Arabien nicht unbedingt auf dem Speiseplan zu stehen. Nach dem Training betonte das US-Team, dass die Strecke in Jeddah ihrem Boliden nicht so gut lag wie jene in Bahrain. Auch nach dem Qualifying schienen Punkte eher ein optimistischer Traum zu sein und nicht ein realistisches Szenario.

Doch der Rennverlauf spielte der Mannschaft von Nico Hülkenberg in die Hände. Durch Teamwork staubte der Deutsche den letzten Zähler im Rennen ab. Allerdings auf eine äußerst umstrittene Art und Weise. Ausgerechnet zwei Strafen gegen den Teamkollegen ebneten Hülkenberg den Weg zum zehnten Platz.

Ein Punkt aus dem Nichts: So blockte sich Haas zu P10

Denn Magnussen kassierte kurz nach der Safety-Car-Phase zwei 10-Sekunden-Strafen und war selbst aus dem Rennen um die Punkte. Dank des Haas-Topspeeds hielt er aber sämtliche Verfolger im hinteren Feld im Schach und öffnete so eine Boxenstopp-Lücke für Hülkenberg. "Ich bin glücklich über diesen Punkt. Es war gute Teamarbeit von Kevin", freute sich der Emmericher über den ersten Haas-Zähler in dieser Saison.

Es war überhaupt erst der erste Punkt eines Teams im hinteren Feld in diesem Jahr. Alle anderen vier Mannschaften, die in Bahrain ohne Zähler blieben, taten dies auch in Jeddah. Der Unfall von Lance Stroll im Aston Martin öffnete aber die Tür für die untere Schicht in der Zweiklassen-Gesellschaft der Formel 1 2024.

Dank Magnussen: Haas-Strategie zahlt sich für Hülkenberg aus

Hülkenberg war bei der anschließenden Safety-Car-Phase einer von nur vier Fahrern, der sich einen Boxenstopp sparte und dadurch in die Punktepositionen gespült wurde. Auf dem Papier eigentlich die langsamere Strategie, denn ein Boxenstopp kostet unter grün deutlich mehr Zeit und mit dem geringen Reifenverschleiß im Rennen konnten praktisch alle Fahrer, die stoppten, ohne einen weiteren Stopp durchfahren.

Haas-Duo Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg nach dem Start
Am Start lag Kevin Magnussen noch vor Nico Hülkenberg, Foto: LAT Images

"Man weiß nie, was passieren kann. Wir haben im Moment fünf Teams an der Spitze, wenn sie alle im Rennen bleiben, sind die Punktepositionen vergeben. Deshalb muss man etwas unorthodoxes oder unlogischeres machen", erklärte der Deutsche die Strategie.

Das zweite Safety Car, auf das Haas hoffte, kam aber nicht. Unter normalen Umständen wären Punkte also so oder so nicht möglich gewesen. Doch an diesem Punkt kam Kevin Magnussen ins Spiel. Der Däne rangierte nach der Safety-Car-Phase auf Rang 12 - netto also auf Punktekurs. Er kämpfte mit der Brechstange gegen seine direkten Konkurrenten - teils auch mit unerlaubten Mitteln.

Zwei 10-Sekunden-Strafen waren die Folge. Einmal weil er Alex Albon keinen Platz ließ und in die Wand drückte. Ein weiteres Mal, weil er im Zweikampf gegen den Yuki Tsunoda neben die Strecke geriet und die Position nicht zurückgab. Punkte waren also außer Reichweite, Magnussen mutierte zum Korken in der Flasche. Der einzigen echte Attacke von Yuki Tsunoda ließ er in Turn 1 einen Konter folgen, und konnte den Japaner wieder in die Schranken weisen.

Kevin Magnussen: Zwei Strafen beinahe zum Nulltarif

"Ich bin nicht glücklich über meine eigene Leistung heute mit diesen zwei Strafen, aber wenigstens konnte ich so dem Team helfen", fasste er sein Rennen zusammen. Als in Runde 34 der Abstand zwischen Hülkenberg und dem Magnussen-Zug eine Boxenstopp-Distanz betrug, erntete die Mannschaft aus North Carolina die Früchte ihrer Blockade-Strategie.

Wann das Team diese Strategie umstellte, teilte Magnussen nach dem Rennen nicht mit. Das ist vor allem deshalb interessant, da er vor seinem illegalen Überholmanöver gegen Tsunoda bereits zehn Sekunden Strafzeit aufgebrummt bekommen hatte.

Bedeutet: Das Manöver gegen den Racing-Bulls-Piloten könnte bereits Teil der Haas-Kalkulation gewesen sein. Kurioserweise kamen die 20 Sekunden Magnussen auch noch sehr billig und kosteten lediglich eine Position. Denn außer Albon waren alle Fahrer hinter im schon überrundet, der F1-Routinier selbst hingegen noch nicht.