Während Nick Heidfeld bei den ersten Formel 1-Testfahrten für die Saison 2006 in Barcelona den BMW-Sauber immer besser zum Laufen bringt und er mit seinem dritten Testtag "sowohl was die Balance des Autos als auch was die erreichten Zeiten angeht" recht zufrieden war, ist die Frage nach seinem Teamkollegen weiter offen.

Auch Heidfeld selbst sagt, "ich weiß es wirklich nicht. Nicht nur, dass ich es nicht sagen würde, ich habe wirklich keine Ahnung. Ich hätte auch gedacht, dass sich das vielleicht ein bisschen schneller entscheidet."

Wobei inzwischen vieles dafür spricht, dass BMW am Ende Jacques Villeneuve, der ja aus der Sauber-Zeit noch auf einen gültigen Vertrag für 2006 pochen kann, doch behalten wird - zumindest vorläufig. Auch wenn das Thema, Alexander Wurz, den langjährigen McLaren-Mercedes-Testpiloten, von Silber zu Weiß-Blau zu locken, noch nicht beendet ist. Offen sagen will der Österreicher natürlich nichts über seine Zukunft, was aber dennoch durchklingt, ist, dass er in den nächsten zehn Tagen eine Entscheidung treffen müsse.

Nick Heidfeld hat sein Cockpit sicher., Foto: Sutton
Nick Heidfeld hat sein Cockpit sicher., Foto: Sutton

Woraus man schließen kann, dass ihm weiterhin ein Angebot von BMW vorliegt - die Frage ist nur, wofür genau. Denn wenn man Villeneuve wirklich knallhart vor die Tür setzen wollte, dann hätte man das in München auch schon tun können. Aber BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen und auch seinen obersten Herren ist wohl klar, dass das nicht nur teuer würde, sondern wahrscheinlich auch noch einigen Ärger und Imageverlust mit sich bringen würde.

Drei Millionen Jahresgehalt soll Villeneuve beziehen, ihn auszuzahlen könnte also einschließlich einer dann fälligen zusätzlichen Abfindung noch deutlich mehr kosten. Und dass der auch neben der Strecke durchaus streitbare Kanadier den Rausschmiss so einfach hinnehmen würde, ist auch nicht anzunehmen, der öffentliche Wirbel, den er dann veranstalten, die Anklagen, die er gegen BMW wegen Vertragsbruch erheben würde, sind beinahe vorauszusehen.

Gut möglich, dass sich Theissen & Co. deshalb entscheiden, das ungeliebte Sauber-Erbstück Villeneuve doch noch für ein Jahr zu behalten, selbst wenn sie an seinem gegenwärtigen Leistungsvermögen zweifeln. Wofür auch spricht, dass Villeneuves Manager Craig Pollock lancierte, bis zum kommenden Wochenende werde eine Entscheidung bekannt gegeben. Nicht unwahrscheinlich, dass BMW gleichzeitig versucht, mit Wurz, der aus seinen fünf Jahren als McLaren-Mercedes-Testfahrer natürlich unschätzbare Erfahrung für die Entwicklung des neuen Autos mitbringen würde, einen speziellen Deal zu machen.

In Barcelona saß Alex Wurz noch im McLaren., Foto: Sutton
In Barcelona saß Alex Wurz noch im McLaren., Foto: Sutton

Einen, der ihm für 2007 einen Rennsitz garantiert, für 2006 aber erst einmal die Position des dritten Fahrers zusichert. Allerdings mit der Option, eventuell doch schon vorzeitig einsteigen zu können, sollten Villeneuves Leistungen so enttäuschend sein, dass man doch einen Grund fände, sich vorzeitig von ihm zu trennen. Damit hätte man auch ein bisschen mehr Zeit, ein Problem zu lösen, dass sich bei einer Verpflichtung von Wurz durchaus ergeben könnte: Das, ob der Österreicher mit seinen guten 1,85 Metern überhaupt richtig ins Cockpit des neuen BMW passen würde - Nick Heidfeld ist schließlich ganze 20 Zentimeter kleiner...

Ein solches Angebot würde auch erklären, warum Wurz noch zögert. Denn auch bei den Silbernen könnte er vielleicht 2007 wieder Rennen fahren - wenn es dort tatsächlich ein zweites Team unter der Führung von Jean Alesi geben sollte. Wobei die Höhe der von beiden Parteien jeweils gebotenen Summe am Ende auch noch eine Entscheidungshilfe darstellen könnte...