Comeback mit Anlauf: Das Team des früheren Formel-1- und DTM-Teamchefs Colin Kolles kehrt 2023 in die WEC und zu den 24 Stunden von Le Mans zurück. Der Start in der Topklasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft erfolgt wie erhofft unter dem Namen 'Vanwall Racing Team'. Hinter dem Namensgeber verbirgt sich der ehemalige und gleichnamige Rennstall, der 1958 die erste Konstrukteurswertung der Formel 1 gewann.

Für die WEC-Rückkehr mit einem neuentwickelten LMH-Hypercar hat sich ByKolles bzw. Vanwall mit einem höchst prominenten Fahrer verstärkt: Jacques Villeneuve, Formel-1-Weltmeister von 1997, teilt sich das Cockpit mit Tom Dillmann aus Frankreich sowie Tourenwagen-Routinier Esteban Guerrieri.

Doppel-Comeback für Villeneuve und Vanwall

Es ist ein doppeltes Comeback, denn auch Villeneuve blickt auf eine Vergangenheit im Langstrecken-Sport zurück. Der 51-jährige Kanadier bestritt 2007 und 2008 die legendären 24 Stunden von Le Mans für das Peugeot-Werksteam, auf das er 2023 wieder in der Hypercar-Klasse trifft. 2008 verpasste Villeneuve mit seinen Teamkollegen Marc Gene und Nicolas Minassian den Le-Mans-Gesamtsieg als Zweiter gegen das Audi-Team Kristensen/McNish/Capello.

Villeneuve, der im vergangenen Jahr zum zweiten Mal nach 2008 bei den 500 Meilen von Daytona in der NASCAR antrat und den 22. Platz belegte, hat das von einem V8-Verbrenner und ohne Hybridantrieb ausgestattete Vanwall-Hypercar bereits getestet.

Foto: LAT Images
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Bermes über Villeneuve: "Jacques war sehr gut unterwegs"

Boris Bermes, langjähriger Einsatzleiter von ByKolles/Vanwall, sagt zu Motorsport-Magazin.com: "Wir sind froh, den Entry für die WEC 2023 zu haben und mit unserem Hypercar an den Start zu gehen. Jacques hat mit uns bereits in Barcelona getestet und war sehr gut unterwegs. Das ist natürlich ein toller Name! Jacques blickt auf viele Erfolge im Motorsport zurück und hat die IndyCar-Serie, das Indy 500 sowie die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen. Er verfügt über sehr große Erfahrung und ist mit Peugeot ja auch schon in Le Mans gefahren."

Villeneuve engagierte sich nach seiner Formel-1-Karriere von 1996 bis 2006 in zahlreichen Motorsport-Kategorien, darunter die NASCAR-Serie, die V8 Supercars, Stock Car in Brasilien, Rallycross oder auch in der Formel E. Von 2019 bis 2021 startete der einstige Rivale von Michael Schumacher vorweg im europäischen Ableger der NASCAR und entwickelte sich abseits der Rennstrecke zum 'Chef-Kritiker' der Formel 1. Seiner Art, nur selten ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ist sich Villeneuve über all die Jahre hinweg treu geblieben...

Foto: ByKolles
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ByKolles kehrt in die WEC und nach Le Mans zurück

Bei Vanwall Racing trifft der Sohn der früheren Ferrari-Legende Gilles Villeneuve auf ein Team, das seit längerer Zeit am Comeback in der WEC und in Le Mans arbeitet. Zuletzt startete ByKolles 2020 beim 24-Stunden-Rennen in Frankreich mit einem LMP1-Boliden, fiel nach einem Unfall des ehemaligen DTM-Meisters Bruno Spengler jedoch frühzeitig aus.

Für den Beginn der Hypercar-Klasse ab 2021 als Nachfolger der LMP1-Ära wurde das unter österreichischer Flagge startende Team nicht berücksichtigt. Die genauen Gründe über die Ablehnung des ByKolles-Entry blieben stets unklar. Es soll sich angeblich um Unstimmigkeiten in der Dokumentation rund um die Markenrechte von Vanwall gehandelt haben. Auch politische Befindlichkeiten des Le-Mans-Veranstalters ACO könnten eine Rolle gespielt haben.

Foto: ByKolles
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Hypercar-Konkurrenz von Porsche, Ferrari und Co.

Derartige Themen konnten inzwischen offenbar ausgeräumt werden - die Kolles-Mannschaft um Star-Fahrer Villeneuve arbeitet mit Hochdruck an der Rückkehr auf die Langstrecke. Das schon im September 2020 präsentierte Hypercar absolvierte im April 2022 seinen Rollout und hat seitdem einige Test-Kilometer abgespult. Wie WEC-Konkurrent Glickenhaus, verzichtet auch Vanwall auf einen Hybridantrieb und setzt stattdessen auf reine V8-Verbrenner-Power.

In der WEC trifft Vanwall Racing 2023 auf die prominente Hypercar-Konkurrenz von Dauersieger Toyota, Rückkehrer Ferrari, Peugeot und Glickenhaus sowie auf Porsche und Cadillac, die mit nach dem IMSA-Reglement gebauten LMDh-Wagen an den Start gehen. 13 Prototypen gehen 2023 in der WEC an den Start, wie die Verantwortlichen an diesem Mittwoch mitteilten.