Derek Warwick hatte in der 80er Jahren bei Brabham einen gewissen Bernie Ecclestone als Teamchef. Im motorsport-magazin.com-Interview rückt er das Bild vom geldgierigen Machtmenschen an der Spitze der Formel 1 ein wenig zurecht.

Sie haben in Kyalami am GP Masters mit vielen Kollegen ihrer Ära teilgenommen. Auch Bernie Ecclestone hat das ganze sehr interessiert verfolgt. Wenn Bernie vor Ort gewesen wäre - was hätte er zu all dem wohl gesagt?

Derek Warwick: Er wäre hoch erfreut gewesen. Er hätte viele alte Freunde hier getroffen, die ihm geholfen haben, aus der Formel 1 das zu machen was sie heute ist. Bernie hätte seinen hellen Spaß gehabt, da bin ich mir sicher.

Warwick im Duell mit Karl Wendlinger., Foto: Sutton
Warwick im Duell mit Karl Wendlinger., Foto: Sutton

Als ehemaliger Angestellter haben Sie wohl einen etwas anderen Draht zu ihm als so manch anderer, oder?

Derek Warwick: Er vergisst seine alten Freunde nie. Wenn ich zu einem Formel 1-Grand Prix komme, bekomme ich immer Pässe für mich und meine Kumpels. Bernie ist nicht der Mensch, als den man ihn in der Öffentlichkeit sieht. Er ist ein guter Junge, und wenn man etwas von ihm braucht, bekommt man es auch.

Macht er einen Unterschied zwischen echten Freunden, mit denen er groß geworden ist und Menschen mit denen er Geschäfte machen muss?

Derek Warwick: Das ist dasselbe wie bei allen von uns. Auch wir machen Unterschiede zwischen alten Freunden und so genannten Geschäftsfreunden. Bei Bernie ist das nichts anderes. In seinem Herzen ist er ein sehr fairer Mensch. Freunde hat er fürs Leben. Wenn ich ihn um Tickets frage, dann bekomme ich sie auch. Er vergisst nie Leute von denen er einmal etwas bekommen hat. Zum Beispiel Fittipaldi, Tambay, Arnoux, Lafitte oder Mansell, die haben sehr viel von ihrem Herzblut gegeben, und ihn dabei groß gemacht. Sie haben mit ihren Leistungen in der Vergangenheit aus Bernie das gemacht was er heute ist, und Bernie vergisst das auch nicht.

Sie haben eine sehr interessante Bemerkung gemacht über aktuelle Formel 1 Fahrer, die möglicherweise beim GP Masters mitfahren könnten: Ein Alonso oder Räikkönen würde in diesen Autos ohne Elektronik gegen die älteren Herren nicht unbedingt gewinnen, meinten Sie. Glauben sie tatsächlich, Sie könnten mit den jungen Burschen mithalten?

Warwick für Renault in Belgien 1984., Foto: Sutton
Warwick für Renault in Belgien 1984., Foto: Sutton

Derek Warwick: Was ich sagen wollte ist nicht mehr oder weniger als das: Wenn sie mit unseren Autos unter gleichen Bedingungen fahren müssten - mit den wenigen Tests die wir hatten, und nicht mit 20.000 Testkilometern - dann wären sie nicht schneller als wir. Aber wenn wir in einem normalen, heutigen Formel 1 Auto sitzen würden, dann würden sie uns fürchterlich verblasen. Denn die fahren tausende und abertausende Kilometer im Jahr. Ich sage nicht, dass ich so gut bin wie Kimi Räikkönen. Kimi ist einer der größten Fahrer auf der Welt und ich bin nicht mehr 20. Ich weiß das ganz genau. Was ich damit sagen möchte ist, dass die Jungs mit der wenigen Vorbereitung die wir hatten nicht schneller wären als wir.

Das GP Masters funktioniert offensichtlich. Von der modernen Formel 1 sagt man sie ist langweilig. Was sollte man daran ändern, damit es so funktioniert wie das GP Masters?

Derek Warwick: Als erstes muss man akzeptieren, dass die Formel 1 die Königsklasse ist. Sie ist das Höchste was man erreichen kann und bietet die beste Technologie. Die Autos die wir beim GP Masters fahren sind viel einfacher gebaut. Ich sage nicht, dass das besser oder schlechter ist. Das hier ist nicht der höchste Level an Technik den die Formel 1 bringt. Ich bin mir sicher, 95% der aktuellen Formel 1 Fahrer hätten mehr Spaß, wenn sie dieses GP Masters Auto fahren würden. Aber sie haben was sie haben. Manche Rennen waren in diesem Jahr nicht besonders gut, ich finde es trotzdem fantastisch. Ich sehe jedes Rennen und es waren fantastische Rennen dabei. Jedes Rennen ist fantastisch. Aber ich verstehe die Fans. Die wollen sehen wie sich Autos drehen, sie wollen Rad-an-Rad-Kämpfe sehen.

Gerhard Berger bietet Derek Warwick eine Mitfahrgelegenheit., Foto: Sutton
Gerhard Berger bietet Derek Warwick eine Mitfahrgelegenheit., Foto: Sutton

Was müsste man also tun?

Derek Warwick: Das einzige was man machen kann, ist den Fahrern alle diese elektronischen Fahrhilfen weg zu nehmen. So lange man einen Diktator hat, der die Formel 1 am Laufen hält, funktionieren diese Dinge. Das war lange Jahre so. Aber jetzt mit diesem Concorde Agreement und diesen ganzen Konzernen, die jetzt in der Formel 1 mitreden, weil sie sehr viel Geld darin investieren, ist alles viel komplizierter geworden. Man braucht immer zehn Unterschriften auf jedem Papier. Es ist fast unmöglich geworden in der Formel 1 Entscheidungen zu treffen.

Sind Kimi Räikkönen und Fernando Alonso wirklich die Besten nach dieser Saison. Sind die Schumacher-Tage vielleicht gezählt?

Derek Warwick: Die Schumacher-Ära ist sicher nicht vorbei. Nächstes Jahr wird Ferrari alle Sachen wieder zusammen bekommen, wird besser aufgestellt sein - ich hoffe das zumindest. Wir werden nächstes Jahr einen unglaublichen Schumacher sehen. Räikkönen und Alonso sind fast auf seinem Niveau. Sie sind phänomenale Fahrer. Dann kommen Montoya, Trulli und Button. Aber diese Drei sind eindeutig eine Stufe über den Rest der Formel 1 zu stellen.