Ungewissheit ist ein ziemlich unangenehmer Zustand - vor allem, wenn diese die eigene Zukunft betrifft. Jacques Villeneuve ist derzeit wirklich nicht zu beneiden - er verfügt über einen für 2006 gültigen Vertrag mit dem Schweizer Sauber-Rennstall, doch der neue Besitzer des Teams, der Automobilkonzern BMW, hat sich bislang nicht zu einer Bestätigung des Übereinkommens durchgerungen. Dafür wurde unlängst bekannt gegeben, dass man im kommenden Jahr als "BMW Sauber F1 Team" antreten wird...

Und weil das freie Cockpit von BMW-Sauber das letzte wirklich attraktive Cockpit für das kommende Kalenderjahr darstellt, tauchen Tag für Tag neue alte Gerüchte rund um den Platz neben Fixstarter Nick Heidfeld auf. Da ist die Rede von den satten 15 Millionen Dollar, die BMW angeblich für die vorzeitige Entlassung des Ex-Weltmeisters auf den Tisch legen will. Da ist die Rede von Heikki Kovalainen, der laut finnischen Medien als Leihgabe von Flavio Briatore in den BMW-Sauber klettern soll. Da ist die Rede vom britischen IRL-Champion Dan Wheldon als Geheimtipp. Und auch McLaren-Edeltester Alex Wurz oder Jungpilot Sebastian Vettel werden genannt. Doch die Zeit drängt - Anfang Dezember wird wieder getestet - und mit dem neuen Motorenreglement haben die Testfahrten in diesem Winter noch mehr Gewicht...

Und so hofft auch BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen auf eine baldige Klärung in punkto Jacques Villeneuve - gegenüber Autosport erklärte er, dass er selbst gerne wissen würde, wann die endgültige Entscheidung gefällt wird, Theissen räumte aber auch ein: "Ich denke, dass eine Entscheidung noch im November möglich ist." Der Motorsportdirektor dementierte Gerüchte, wonach es keinen Kontakt zwischen Villeneuve und BMW geben würde: "Wir haben mit ihm gesprochen, aber es gibt derzeit noch keine Entscheidung."

Theissen spricht von einem bedächtigen Nachdenkprozess - angeblich soll man in der BMW-Direktion wenig begeistert von den in den letzten Saisonrennen erbrachten Leistungen des Kanadiers sein. Noch im September räumte Theissen ein, dass eine gute Performance am Saisonende das Team von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit überzeugen würde - das scheint Villeneuve nicht gelungen zu sein. Er selbst reagiert wie eh und je - es sei aufgrund seines Vertrags selbstverständlich, dass er im kommenden Jahr für das Team fahren werde, sagt JV jedem, der nach seiner Zukunft fragt.

Anscheinend aber dürfte es auch aus rechtlichen Gründen nicht so einfach sein, auf die Dienste von Villeneuve zu verzichten. Champ Car-Meister Sebastien Bourdais verriet der französischen Zeitung L'Equipe, dass er ebenfalls Gespräche mit BMW-Sauber geführt habe: "Es gab ein paar Kontakte und eine Zeit lang war ich ziemlich optimistisch. Doch dann stockten die Gespräche wegen des Vertrags von Jacques Villeneuve. Es scheint so, als könnten sie sich nicht von ihm trennen."

All die Gerüchte rund um seine Zukunft und die Schwierigkeit, ihn nicht so einfach loswerden zu können - für Villeneuve wäre es sicher wenig erbauend, all dies zu lesen. Man kann davon ausgehen, dass sich der Kanadier diese Erfahrung erspart. Sollte JV tatsächlich mit Millionen von Dollar in die Zwangspensionierung geschickt werden, wäre das ein äußerst trauriges Ende seiner Karriere...