Die Formel 1 kehrt am 9. September 2023 auf die Nordschleife zurück - wenn auch nur im weitesten Sinne. Denn einen offiziellen Grand Prix wird es wahrscheinlich nie wieder geben. Doch im Rahmen des 12-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring wird Red Bull Formel-1-Boliden - nach zehn Jahren - bei einem Show-Run-Programm zurückbringen. Mit dabei? Die Formel-1-Legenden Sebastian Vettel, Gerhard Berger und Ralf Schumacher.

Zudem werden auch Yuki Tsunoda und Mathias Lauda, der Sohn von Fahrer-Legende Niki Lauda, die Formel-Wagen durch die Grüne Hölle pilotieren. Aber auch Nachwuchs-Talente wie Carrie Schreiner werden am Wochenende vor Ort sein. Dabei gehört der Nürburgring zu den bekanntesten und anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt. Motorsport-Magazin.com blickt deshalb auf die Geschichte der Formel 1 auf der legendären Rennstrecke zurück.

Die Formel-1-Blütezeit auf der Nordschleife

Die Wurzeln des Nürburgrings reichen bis in die 1920er Jahre zurück. Damals umfasste der Kurs noch rund 28 Kilometer mit fast 180 Kurven. Zur Eröffnung des legendären Kurses am 18. Juni 1927 wurde das Eifel-Rennen für Motorräder ausgetragen und einen Tag später konnte sich Rudolf Caracciola bereits beim ersten Automobil-Rennen zum Sieger küren.

Mit der Geburtsstunde der Automobil-Weltmeisterschaft [heute: Formel 1] im Jahr 1950, fasste die Königsklasse ein Jahr später ebenfalls Fuß auf der Nordschleife. Dabei triumphierte Alberto Ascari im Ferrari als erster Formel-1-Pilot auf der legendären Strecke. Insbesondere das unberechenbare Wetter macht die Rennen in der Eifel zu einer anspruchsvollen Herausforderung. Noch Jahre nach dem ersten Grand-Prix wurden die Fähigkeiten der Fahrer durch die Länge der Strecke und dem Eifel-Wetter auf die Probe gestellt.

Juan Manuel Fangio schreibt Geschichte

1957 schrieb Juan Manuel Fangio auf der Nordschleife Geschichte. Der Argentinier hatte die Möglichkeit, den Weltmeister-Titel vorzeitig zu verteidigen. Ein Erfolg, der ihm beim Großen Preis von Deutschland beinahe entgangen wäre. Fangio ging von der Pole Position ins Rennen, verlor aber kurz nach dem Start schon zwei Positionen. Nach wenigen Runden konnte er die Führung jedoch wieder zurückgewinnen.

Der Maserati-Pilot ging nur mit halber Tankfüllung ins Rennen, um Ferraris Strategie entgegenzuwirken. Mit dem Wissen, dass er zur Hälfte des Rennens auf neue Reifen wechseln muss, kam er mit einem Vorsprung von 30 Sekunden an die Box kam. Doch ein verpatzter Boxenstopp brachte die Siegeschance zum Wanken. Obwohl der Argentinier auf dem dritten Rang lang, ließ er sich nicht entmutigen und legte ein unglaubliches Comeback an den Tag.

Runde für Runde stellte er einen neuen Rundenrekord auf. Und zum krönenden Abschluss gelang es ihm in der vorletzten Runde seine Rivalen Mike Hawthorn und Peter Collins zu überholen. Damit krönte sich Fangio sowohl zum Sieger des Rennens als auch zum Weltmeister der Formel-1-Saison 1957. Mit diesem Triumph zählte der Argentinier seinen fünften Weltmeister-Titel. Einen Rekord, der fast fünf Jahre lang Bestand hatte.

Die Goldenen 1960er und 1970er Jahre

In den 1960er und 1970er Jahren gingen einige unvergessliche Rennen auf der Nordschleife in die Geschichte ein. Insbesondere Fahrer wie Wolfgang Graf Berghe von Trips, Jackie Stewart und Niki Lauda hinterließen prägende Spuren auf der Strecke. Beim Großen Preis von Deutschland 1961 musste sich der Publikumsfavorit Graf Berghe von Trips von Stirling Moss geschlagen geben.

Im Jahr 1968 bekam die Strecke bereits ihren berüchtigten Namen 'Die Grüne Hölle' verliehen. "Das wird die Grüne Hölle an diesem Wochenende", sagte Jackie Stewart zu Graham Hill, als die beiden Piloten bei der Anreise vom Flugzeug aus auf die Nordschleife blickten. Am selben Wochenende gewann der dreimalige Weltmeister im Regen-Chaos mit einem Vorsprung von vier Minuten den Grand-Prix.

Niki Lauda erlebte auf der Nordschleife seinen verhängnisvollsten Unfall, Foto: Sutton
Niki Lauda erlebte auf der Nordschleife seinen verhängnisvollsten Unfall, Foto: Sutton

In den 1970ern kamen aber bereits erste Bedenken über die Sicherheit der Strecke auf. Nach zahlreichen tragischen Unfällen forderten die Piloten eine Umgestaltung des Kurses. Die Sicherheit wurde im Vergleich zu sonst steigenden Standards nicht mehr ausreichend erfüllt, zudem wurde kritisiert, dass die Dauer des Eintreffens von Rettungswagen durch die Streckenlänge nicht vertretbar ist. Folgend wurde die Nordschleife 1971 modernisiert. Die Inhaber installierten Fangzäune, Seitenstreifen und Leitplanken, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten.

Das Ende der Formel 1 auf der Nordschleife

Zu den bedeutendsten Ereignissen in der Geschichte der Königsklasse auf dem Nürburgring gehört der tragische Unfall beim Großen Preis von Deutschland 1976. Kurz vor dem Streckenabschnitt Bergwerk verunglückte Niki Lauda bei dem Versuch, nach einem schlechten Start wieder Boden gutzumachen. Dabei verlor er in der Linkskurve aus ungeklärten Gründen die Kontrolle über seinen Ferrari-Boliden und durchbrach mehrere Fangzäune. .

Der Ferrari 312T2 wurde zurück auf die Strecke geschleudert und ging in Flammen auf. Drei seiner Hintermänner krachten anschließend in das Fahrzeug. Wie durch ein Wunder überlebte Lauda, erlitt aber schwere Verbrennungen und Verletzungen. Der lebensgefährliche Unfall besieglte das Ende der Formel 1 auf der Nordschleife. Der Vorfall spielte aber eine entscheidende Rolle für die Verbesserung der Sicherheit in der Formel 1.

Bau der neuen Grand-Prix-Strecke & Rückkehr der Formel 1

Die Nordschleife wurde für die Königsklasse untauglich, daher errichteten die Inhaber in den 1980er Jahren einen modernen und kürzeren Grand-Prix-Kurs. Die neue Streckenführung umfasste 4,5 Kilometer. Der Kurs wurde innerhalb der früheren Südschleife gebaut, die heute in ihrer Form nicht mehr existiert. Damals wurde die Nordschleife auf die heutige Länge von 20,8 Kilometern verkürzt.

Nach 19 Jahren kehrte die Königsklasse in die Eifel zurück, aber nur auf den Grand-Prix-Kurs. Je schneller die Autos wurden und je größer die Rolle der Aerodynamik wurde, desto mehr entrückte die Formel 1 der Nordschleife. Obwohl die Sicherheitsstandards der Strecke immer wieder verbessert wurden, ist der Kurs noch meilenweit von einer Formel-1-Tauglichkeit entfernt. Selbst GT3-Boliden mussten auf der Nordschleife schon einbremst werden.

Formel-1-Boliden befahren den legendären Asphalt seit 1976 nur noch für Showruns. Im modernen Zeitalter nahmen Nick Heidfeld und Michael Schumacher die Nordschleife schon unter die Räder. Heidfeld fuhr 2007 in seinem BMW, Michael Schumacher durfte 2013 die Legende der Silberpfeile in seinem 2011er Boliden aufleben lassen.