Der Ferrari SF-23 war in der Saison 2023 bisher ein Samstagsauto. Im Rennen am Sonntag geht der roten Göttin regelmäßig der Reifen ein, zumindest bis Kanada. In Montreal fuhren Carlos Sainz und Charles Leclerc von ungewöhnlich schlechten Startplätzen aus nach vorne. Vor dem Österreich-GP erklärte der Spanier, wie wichtig dies für die Teammoral war: "Nachdem wir so viele Rennen keine Rennpace hatten, haben wir sie in Kanada endlich gefunden. Auch, dass wir uns im Rennen nach vorne und nicht nach hinten bewegt haben, macht einen Unterschied in der Wahrnehmung. Wir sind auf Platz vier und fünf ins Ziel gekommen. Das sind Positionen, die wir schon bei anderen Rennwochenenden hatten, aber die Wahrnehmung der Rennpace war definitiv anders. Das gab sicherlich Motivation für das ganze Team."

Selbst von den Dominatoren der bisherigen Saison wurde Ferrari gelobt. Charles Leclerc traut diesem Braten aber nicht ganz: "Es war gut. Es ist aber immer noch weit weg, von dem Level, das wir anstreben. Ich glaube immer noch, dass der Red Bull der Maßstab in Kanada war, auch wenn Helmut [Marko, Anm. d. Red.] sagte, dass wir das schnellste Auto auf der Strecke waren. Ich glaube das ehrlicherweise nicht." Tatsächlich schlugen beide Ferraris aber immerhin den zweiten Red Bull von Sergio Perez. Weltmeister Max Verstappen hingegen siegte souverän.

In Kanada hängten die Ferraris Sergio Perez ab, Foto: LAT Images
In Kanada hängten die Ferraris Sergio Perez ab, Foto: LAT Images

Die Ferrari-Defizite: Schnelle Kurven und Inkonstanz

Gibt es eine Trendwende in Maranello? Sainz tritt erstmal auf die Bremse: "Ich will es nicht so klingen lassen, als hätten wir nur generelle Fortschritte gemacht. Ich denke, es hatte schon auch mit der Strecke zu tun. Kanada hatte fast gar keinen Reifenverschleiß, das hat uns geholfen. Außerdem gibt es dort keine schnellen Kurven. Wenn diese beiden Sachen zusammenkommen, haben wir bessere Rennpace, weil wir weniger Verschleiß haben." In schnellen Kurven leidet der Ferrari besonders, siehe Barcelona. In Österreich finden sich diese vor allem im Schlusssektor. Sainz sprach seine Hoffnungen daher nur vorsichtig aus: "Wir sehen vielleicht an diesem Wochenende weiter einen Aufwärtstrend, der in Kanada begonnen hat, aber ich glaube dennoch, dass Kanada uns vermutlich besser liegt als Österreich."

Leclerc sieht die Gründe für den hohen Reifenverschleiß auch in einem anderen Faktor. Er und Ferrari suchten bisher nach einer stabilen Plattform: "Im ersten Teil dieser Saison ging es darum, dieses Auto zu verstehen und zu lernen, warum wir so inkonstant waren." Auch dies konnte beispielhaft in Barcelona beobachtet werden. Trotz harter Startreifen musste Leclerc früh an die Box. Im selben Rennen nahm er später erneut den harten Reifen und plötzlich lief es deutlich besser. In Montreal hatte der Monegasse erstmals nicht zu kämpfen: "Die Konstanz des Autos in Kanada hat mir geholfen, mehr zu pushen. Es ging leichter von der Hand. Das war definitiv ein Schritt nach vorne, aber das müssen wir hier bestätigen."

Österreich-Updates sollen bei Trendwende helfen, aber Red Bull außer Reichweite

Damit diese Bestätigung erfolgen kann, bringt Ferrari auch einen neuen Frontflügel und einen neuen Unterboden mit nach Österreich. Das Sprintformat an diesem Wochenende ist für Leclerc dahingehend ein Ärgernis: "Es ist ein sehr schwieriges Wochenende, um Updates richtig zu testen, denn wir haben ja nur ein Training. Es gibt keinen Raum für Fehler bei der Setup-Richtung und auch nicht, um neue Teile zu validieren. Es ist schwieriger, aus einem solchen Wochenende Schlüsse zu ziehen."

Ferrari bringt in Österreich u.a. einen neuen Frontflügel, Foto: Motorsport-Magazin.com
Ferrari bringt in Österreich u.a. einen neuen Frontflügel, Foto: Motorsport-Magazin.com

Selbst wenn die neuen Teile sofort funktionieren, hält Sainz den Ball flach. Die Messlatte in der Formel 1 liegt gewaltig hoch: "Zwischen Red Bull und uns klafft eine große Lücke. Zu glauben, diese Lücke mit nur einem Update zu schließen, wäre naiv und unrealistisch. Wird das Update unsere Schwächen lindern und uns hoffentlich näher heranbringen? Ja! Aber wenn Red Bull auch ein Update nach Österreich oder sonst bald bringt, ist der Effekt unseres Updates wieder kleiner."

Doch auch wenn der Angriff auf Red Bull noch etwas warten muss, so braucht Ferrari zumindest eine Trendwende. Im Vorjahr gelang in Österreich der letzte Sieg, danach ging es bergab. Sainz hofft, dass die Talsohle nun durchschritten werden kann: "Es war sicher ein langes Jahr. Seit Österreich im letzten Jahr war es hart. Wir hatten einen großen Rückfall bei der Rennpace am Ende des letzten Jahres und haben das leider in dieses Jahr mitgenommen. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir die Wende schaffen wollen, um das Auto wieder konkurrenzfähig zu machen und wieder zu gewinnen." Dazu sollte erstmal die Kanada-Leistung auf einer reifenkritischeren Strecke wie dem Red-Bull-Ring bestätigt werden. Den ganzen Qualifying-Freitag der Formel 1 heute in Österreich gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Österreich 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    13:30 Uhr - 14:30 Uhr: Training
    17:00 Uhr - 18:00 Uhr: Qualifying
  • Samstag:
    12:00 Uhr - 12:44 Uhr: Sprint Shootout
    16:30 Uhr - 17:30 Uhr: Sprint (24 Runden)
  • Sonntag:
    15:00 Uhr: Rennen (71 Runden)

Alle Infos zu den TV-Zeitplänen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier in der Übersicht.