In der Formel-1-Saison 2016 standen teaminterne Konflikte bei Mercedes mehr oder weniger auf der Tagesordnung. Für das deutsch-britische Team war die Dominanz zu Beginn der Hybridära Fluch und Segen zugleich. Die damaligen Teamkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg hatten im WM-Kampf nämlich nur einen Gegner: den eigenen Teamkollegen.

Ähnlich sieht die Lage nun beim Red-Bull-Duo aus. 2021 und 2022 stellte Sergio Perez für Max Verstappen größtenteils eine Unterstützung dar. In der Saison 2023 hat der Mexikaner zum ersten Mal die Chance, im WM-Kampf mitzumischen. Der amtierende Weltmeister Max Verstappen kann im überlegenen RB19 nur von seinem Teamkollegen in den Schatten gestellt werden.

Mit dem Ende der Mercedes-Ära im Jahr 2021 übergab Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Rolle des Streitschlichters - die er bisher nur in Brasilien 2022 einnahm - an Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Hierfür gab der Österreicher dem Briten einige Ratschläge mit auf den Weg.

Mercedes, Wolff über Red-Bull-Titelkampf: Sehr schwierige Aufgabe für Horner

Hamilton und Bottas kamen sich nur selten in die Quere, Foto: LAT Images
Hamilton und Bottas kamen sich nur selten in die Quere, Foto: LAT Images

"Es ist eine sehr schwierige Aufgabe für Christian [Horner] und das Team. Beide Fahrer wollen natürlich immer fair und gleich behandelt werden, während sie gleichzeitig versuchen, einen Vorteil zu haben", so Toto Wolff. Mit dieser Philosophie startete der Mercedes-Teamchef 2017 in die Hamilton-Bottas-Ära. So sprach Bottas erst vor kurzem darüber, dass er beim deutsch-britischen Team zum Saisonbeginn immer eine faire Chance erhalten habe.

Wolff-Ratschlag I: Transparenz, Klarheit und Grenzen

So einfach hatte es Wolff aber nicht immer. Die Mercedes-Fahrerpaarung Hamilton und Rosberg stellte das gesamte Team im Jahr 2016 auf die Probe. Während der Brite 2014 und 2015 den Ton angab, befand sich der Deutsche 2016 mit Hamilton in einem hitzigen Kopf-an-Kopf-Rennen.

Für den Mercedes-Teamchef war der teaminterne Titelkampf alles andere als ein Kinderspiel. "Ich denke, in unserem Team war es wichtig, viel Transparenz und Klarheit zu schaffen. Wir besprechen alles, bevor wir an einem Sonntag ein Rennen fahren. Wir setzen Grenzen", so Wolff. "Und am Ende haben beide Fahrer, selbst Nico [Rosberg] und Lewis [Hamilton], die Meinung des Teams respektiert."

Kollisionen waren zwischen Hamilton und Rosberg keine Seltenheit, Foto: LAT Images
Kollisionen waren zwischen Hamilton und Rosberg keine Seltenheit, Foto: LAT Images

Eine dieser Grenzen setzte Wolff schon vor dem Saisonstart 2016. Denn der Mercedes-Teamchef hatte neben zwei Titelanwärtern eine weitere Baustelle: das Team. Nicht nur Hamilton und Rosberg hegten einen tiefen Groll gegenüber dem anderen, auch die Garage des deutsch-britischen Teams teilte sich immer mehr in zwei getrennte Lager.

Um den Zusammenhalt wiederherzustellen, musste unter anderem ein Teil von Hamiltons Mechaniker-Crew zu Rosbergs Lager wechseln und umgekehrt. "Sie sind auch Teil einer größeren Struktur", sagt Wolff. Schließlich ist die Königsklasse auch eine Teamleistung.

Wolff-Ratschlag II: Rivalität akzeptieren

Gleichzeitig gilt: Die Piloten sind nicht nur ein Teil des Teams, sie sind auch Konkurrenten. Wolff rät Horner, eine Balance zu finden. Im Nachhinein war aber auch der Mercedes-Teamchef mit den Abläufen im Jahr 2016 nicht komplett zufrieden. "Natürlich gibt es Dinge, die ich vor allem 2016 anders gemacht hätte. Aber wir haben die richtige Balance gefunden, um zu akzeptieren, dass diese beiden Fahrer [Hamilton und Rosberg] um die Weltmeisterschaft kämpfen, und zwar in derselben Garage."