Hat er den dritten Platz oder nicht? Der 100. Podiumsplatz von Fernando Alonso wurde beim Saudi-Arabien-GP zum regelrechten Wanderpokal. Der Aston-Martin-Pilot konnte sich nach dem Rennen über den 3. Platz freuen. Zumindest kurzzeitig. Noch während des Rennens musste er eine 5-Sekunden-Strafe beim Boxenstopp absitzen. Den Podiumsplatz ergatterte er trotzdem. Nach der Podiumszeremonie wurde ihm die Platzierung aufgrund einer weiteren Zeitstrafe wieder aberkannt. Stattdessen ging der Pokal an den eigentlich Viertplatzierten: George Russell. Nur um ein paar Stunden später die Strafe zu revidieren. Der Pokal war nun wieder in den Armen von Alonso angekommen.

Das Hin und Her rund um den dritten Platz beim Großen Preis von Saudi-Arabien 2023 war allerdings nicht die einzige kuriose Podiums-Szenario der Formel-1-Geschichte. Bereits in der Vergangenheit stellten Strafen und Rennabbrüche die Ergebnisse auf den Kopf.

Formel 1, 2021: Vettel-Disqualifikation in Ungarn

Vettel stellte in Ungarn 2021 sein Auto auf der Strecke ab und rannte zurück in die Boxengasse, Foto: LAT Images
Vettel stellte in Ungarn 2021 sein Auto auf der Strecke ab und rannte zurück in die Boxengasse, Foto: LAT Images

Die bis Dschidda letzte Disqualifikation liegt noch gar nicht so weit in der Vergangenheit. 2021 musste sich Sebastian Vettel beim Ungarn GP nachträglich von seinem zweiten Platz verabschieden. Es wäre für ihn der zweite Podiumsplatz der Saison gewesen. Der Deutsche wurde noch in der Auslaufrunde über den Funk aufgefordert, seinen Boliden an der Strecke abzustellen. Der Grund? Seine Ingenieure erkannten einen Druckabfall im Benzinsystem. Vettel wurde der Pokal zwar während der Podiumszeremonie überreicht, einige Stunden später kassierte er jedoch eine satte Strafe.

Laut Reglement müssen die Formel-1-Boliden nach Rennende mindestens einen Liter Benzin im Tank haben, die FIA konnte bei Vettels Aston Martin aber nur 0,3 Liter abpumpen. Das britische Team rechnete jedoch mit 1,74 Litern Benzin. Nachdem Aston Martin den Daten auf den Grund gegangen ist, stellten sie mit neuen Beweisen einen Antrag auf Neubewertung. Die Begründung: Vettels Bolide hatte ein Leck im Benzinsystem. Hierdurch verlor das Auto in den letzten Runden deutlich mehr Sprit.

Die Beweismittel wurden von den Stewards zwar akzeptiert, aber als irrelevant eingestuft, da das Team die erforderliche Menge nicht erbringen konnte. Anschließend versuchte das Team sein Glück vor dem Berufungsgericht und legte Protest ein, zog diesen im Anschluss aber wieder zurück. Somit blieb die Disqualifikation bestehen und Lewis Hamilton erbte den Pokal.

Formel 1, 2017: Verstappens Pechsträhne in den USA

Max Verstappen beim USA GP 2017, Foto: LAT Images
Max Verstappen beim USA GP 2017, Foto: LAT Images

Der USA GP im Jahr 2017 startete und endete bei Max Verstappen in einem Desaster. So erhielt der Red-Bull-Pilot noch im dritten Training einen neuen Verbrennungsmotor und eine neue MGU-H. Dabei handelte es sich bereits um das sechste Exemplar der Saison. Als Strafe wurde der Niederländer in der Startaufstellung 15 Positionen zurückversetzt.

Am Rennsonntag startete Verstappen eine Aufholjagd, die ein bitteres Ende nahm. In der letzten Runde überholte er den drittplatzierten Kimi Räikkönen und erkämpfte sich damit den Podiumsplatz. Doch nach dem Rennen kassierte er die nächste Strafe. 5 Sekunden wurden dem Niederländer auf seine Rennzeit hinzuaddiert. Laut der Rennleitung hatte Verstappen beim Überholmanöver die Strecke verlassen und sich damit einen Vorteil verschafft.

Der Niederländer befand sich zur Bekanntgabe der Strafe im Cool-Down-Raum. Diesen konnte er aber genauso schnell verlassen, wie er ihn betreten hatte. Letztendlich konnte sich Räikkönen auf dem Treppchen mit Champagner feiern. Dem Red-Bull-Piloten schmeckte das überhaupt nicht. Sofort legte Teamchef Christian Horner Einspruch ein. Positive Folgen hatte dieser für die Bullen aber nicht. Der Pokal blieb in Ferraris Händen.

Formel 1, 2016: Strafenchaos in Mexiko

Vettel nahm in Mexiko 2016 auf dem Podium den Pokal für den dritten Platz entgegen, Foto: Sutton
Vettel nahm in Mexiko 2016 auf dem Podium den Pokal für den dritten Platz entgegen, Foto: Sutton

Das Podium in Mexiko 2016 wurde gleich zweimal verändert. Der erste Leidtragende der Strafen-Farce? Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot erhielt nach dem Rennen eine 5-Sekunden-Strafe und wurde auf den vierten Platz zurückversetzt. Die Begründung der Rennleitung: Der Niederländer setzte sich im Duell mit Vettel mit unfairem Verhalten zur Wehr.

Folglich wurde der Deutsche auf den dritten Platz befördert. Während Verstappen es nur bis zum Cool-Down-Raum schaffte und anschließend rausgeschmissen wurde, konnte Vettel den Pokal während der Podiumszeremonie zumindest in den Händen halten. Die Pokal-Reise war jedoch noch nicht zu Ende. Denn der damalige Ferrari-Pilot erhielt kurze Zeit später selbst eine 10-Sekunden-Strafe.

Daniel Ricciardo konnte während dem Vettel-Verstappen-Duell immer weiter aufschließen. Letztendlich endete das Rennen in einem Dreier-Duell um den dritten Platz. Vettels Fehler? Im Kampf mit Ricciardo wechselte der Deutsche in der Bremszone mehrmals die Richtung. Das hatte die Rennleitung noch beim vorangegangenen Rennen in Austin, Texas strikt verboten. Endstation machte der Pokal somit beim Australier.

Formel 1, Brasilien 2003: Dank Spülwasser zum ersten Rennsieg

Sieben Fahrer folgen beim Brasilien GP 2003 in Kurve 3 ab, Foto: LAT Images/Steve Etherington
Sieben Fahrer folgen beim Brasilien GP 2003 in Kurve 3 ab, Foto: LAT Images/Steve Etherington

Interlagos 2003 gehört zu den wohl kuriosesten Rennen der Formel-1-Geschichte. Sieben Fahrer flogen im Laufe des regnerischen Wochenendes ab. Erst nach dem Rennen konnte das Rätsel um die Eisbahn in Kurve 3 gelöst werden: Spülwasser des Paddock-Clubs wurde in der Nähe der Kurve entsorgt. Das Seifenwasser wurde in der Folge auf die Strecke gespült. Nach insgesamt sechs Safety-Car-Einsätzen wurde das Rennen in der 56. Runde frühzeitig beendet. Das Problem? Keiner wusste, wer gewonnen hatte.

Nach dem Reglement handelte es sich bei dem Piloten um den Sieger, der zwei Runden vor der roten Flagge in Führung lag. Somit wurde Kimi Räikkönen vorerst als Gewinner gekürt. Der damalige McLaren-Pilot lag in der 53. Runde in Führung. Doch Nachuntersuchen zeigten, dass der Hinterbänkler Giancarlo Fisichella die 56. Runde bereits begonnen hatte, als die rote Flagge geschwenkt wurde. Damit zählte das Ergebnis der 54. Runde. Hier war Räikkönen bereits an der Box, Fisichella lag in Führung und holte sich somit seinen ersten Rennsieg. Die Pokalübergabe fand beim nächsten Rennen in Imola statt - ganz zum Unmut von McLaren-Teamboss Ron Dennis.