Während Pierre Gasly fürs Erste der König der Strafpunkte bleibt, holte sich Esteban Ocon beim Auftakt in Bahrain die Krone des Zeitstrafen-Sünders in der Formel-1-Saison 2023. Mit 20 Strafsekunden beendete der Franzose das Rennen in der Box. Hiermit bildet der Alpine-Pilot zusammen mit Pastor Maldonado die Spitze eines Rekords, den vermutlich keiner will. Jedoch handelte es sich bei Ocon nicht um den einzigen Fahrer, der in der Geschichte der Königsklasse einen Zeitstrafen-Hagel einstecken musste. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Formel-1-Piloten zurück, die seit 2014 die größten Zeitstrafen kassierten.

Formel 1: Ocon knackt Maldonados Strafen-Rekord

Esteban Ocon brach den Bahrain GP 2023 nach 41 Runden ab, Foto: LAT Images
Esteban Ocon brach den Bahrain GP 2023 nach 41 Runden ab, Foto: LAT Images

Esteban Ocon zieht im ersten Rennen der Saison 2023 mit Maldonados Strafen-Rekord gleich. Der Franzose kassierte beim Bahrain GP insgesamt drei Zeitstrafen. Dabei wurde der Dominoeffekt durch eine falsche Positionierung in der Startaufstellung ausgelöst. 5-Sekunden-Strafe für den Franzosen. Beim Boxenstopp ereignete sich das nächste Debakel. Die Strafe wurde nicht regelkonform abgesessen. Ein Mechaniker arbeitete 0,4 Sekunden zu früh an Ocons Boliden. Die Stewards addierten deshalb 10 Sekunden. Klappe die Dritte. Lange dauerte es jedoch nicht, bis der Alpine-Pilot die nächsten 5 Sekunden erhielt. Der Grund: Im Zuge des Boxenstopps missachtete Ocon die Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach drei Strafen beendete der Franzose sein Rennen in der Box.

Zuletzt hatte Pastor Maldonado diesen Rekord gesetzt. Dem Venezueler wurden im Zuge des Ungarn GP im Jahr 2015 ebenfalls drei Zeitstrafen aufgebrummt. Nur einmal handelte es sich um eine reine Zeitstrafe. Maldonado drängte den heutigen Red-Bull-Piloten Sergio Perez von der Strecke und sorgte für eine Kollision (Durchfahrtsstrafe), anschließend missachtete er die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Boxengasse (Durchfahrtsstrafe) und zum krönenden Abschluss überholte der ehemalige Lotus-Pilot hinter dem Safety-Car (10-Sekunden-Strafe).

Formel 1, Räikkönen: König der 30-Sekunden-Strafen

Valtteri Bottas (Williams) und Kimi Räikkönen (Ferrari) beim Russland GP 2015, Foto: Sutton
Valtteri Bottas (Williams) und Kimi Räikkönen (Ferrari) beim Russland GP 2015, Foto: Sutton

Einen alleinigen Sieger gibt es in der Kategorie der Zeitstrafen nicht. Kimi Räikkönen musste jedoch im Laufe seiner Karriere bereits dreimal eine 30-Sekunden-Strafe einstecken. Das erste Vergehen ereignete sich beim Russland GP im Jahr 2015. Der einmalige Weltmeister verursachte in der letzten Runde eine Kollision mit dem damaligen Williams-Piloten Valtteri Bottas. Eigentlich hätte Räikkönen nur eine Stop-and-Go-Strafe (10 Sekunden) absitzen müssen, da es sich aber um die letzte Runde handelte, wurden 30 Sekunden auf das Endergebnis hinzuaddiert.

Vier Jahre später rechneten die Stewards dem Finnen im Zuge des Deutschland GPs wiederholt 30 Sekunden an. Diesmal handelte es sich aber um kein reines Fahr-Vergehen. Technische Kommissare entdeckten nach dem Rennen illegale Kupplungs-Einstellungen bei den Alfa-Sauber-Boliden. Räikkönen und Antonio Giovinazzi erhielten jeweils eine 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe, die aber erneut in eine 30-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt wurde.

Die letzte 30-Sekunden-Strafe wurde Räikkönen beim Emilia Romagna GP erteilt. Dabei wurde der Finne erneut Opfer der Stop-and-Go-Regelung. Der einmalige Weltmeister drehte sich noch vor dem fliegenden Restart auf der nassen Fahrbahn. Sein Team ordnete ihm an, die ursprüngliche Position wieder einzunehmen. Zuvor wurde das Rennen nämlich unter einer roten Flagge beendet. Die Piloten müssen also noch vor der Safety-Car-Linie ihre Position einnehmen. Nur unter einer Safety-Car-Phase ist es den Piloten untersagt, ihre Rivalen zu überholen.

Kimi Räikkönen drehte sich beim Imola GP 2021 in Kurve 3, Foto: LAT Images
Kimi Räikkönen drehte sich beim Imola GP 2021 in Kurve 3, Foto: LAT Images

Ganz stimmte das jedoch nicht. Denn gehen die Lichter des Safety-Cars aus, so dürfen die Fahrer bei einem rollenden Restart kein Überholmanöver vornehmen. In Imola hörten die Lampen bereits in Kurve 10 auf zu glühen. Räikkönen holte die anderen Piloten jedoch erst in Kurve 13 ein. Nun herrschte Verwirrung: Darf der Finne noch überholen? Die Safety-Car-Linie wurde nämlich noch nicht überquert. Um einen weiteren Zwischenfall zu vermeiden, instruierte ihn das Team, vorerst nicht zu überholen. Zusätzlich trat das Team mit der Rennleitung in Kontakt.

Doch die Zeit wurde zum größten Feind: Keine rechtzeitige Rückmeldung der Stewards. Somit ging der damalige Alfa-Sauber-Pilot aus der falschen Startposition ins Rennen. Dem Reglement entsprechend hätte er also aus der Boxengasse starten müssen. Die Rennkommissare händigten ihm im Nachhinein eine Stop-and-Go-Strafe aus, die sich in seine letzte 30-Sekunden-Strafe der Karriere umwandelte.

Formel 1, 2021: Strafen-Chaos beim Österreich GP

Nikita Mazepin wurde nach dem Österreich GP 2021 von den Rennkommissaren verhört, Foto: LAT Images
Nikita Mazepin wurde nach dem Österreich GP 2021 von den Rennkommissaren verhört, Foto: LAT Images

Beim Österreich GP im Jahr 2021 hagelte es reichlich Zeitstrafen. Insgesamt sprachen die Rennkommissare zehn Vergehen aus, die allesamt mit zusätzlichen Sekunden bestraft wurden. Nikita Mazepin und Nicholas Latifi waren zwei der acht Piloten, die im Anschluss des Rennens bei der Rennleitung antanzen mussten. Der Grund: Allen acht Fahrern wurde vorgeworfen, die Doppel-Gelb-Fahne ignoriert zu haben. Bestraft wurden am Ende nur die beiden Hinterbänkler.

Räikkönen steckte beim Österreich GP zwar keine 30-Sekunden-Strafe ein, für 20 Sekunden reichte ein weiteres Vergehen jedoch aus. Nachdem der Finne eine Kollision mit Sebastian Vettel verursacht hatte, erteilten die Stewards dem Finnen eine Durchfahrtsstrafe. Aber auch diese musste wieder umgewandelt werden, da sich der Vorfall in der letzten Runde ereignete.