Was ist die richtige Reifenstrategie? Mit dieser Frage beschäftigen sich nicht nur die Strategen der einzelnen Formel-1-Teams, auch bei Verstappen und Co. ist Rennen für Rennen Fingerspitzengefühl in Sachen Reifenmanagement gefragt. Mit dem Start der Saison 2023 erklärt Motorsport-Magazin.com welche Reifenmischungen und Regeln es gibt.

Formel 1: Diese Reifenmischungen gibt es

Die Reifen der Formel-1-Testfahrten 2023, Foto: LAT Images
Die Reifen der Formel-1-Testfahrten 2023, Foto: LAT Images

Grundsätzlich wird in der Formel 1 zwischen Trockenreifen, auch Slicks genannt, und Regenreifen unterschieden. Dabei werden die Slicks in Hard, Medium und Soft unterteilt und mit den Farben Weiß, Gelb und Rot markiert. Insgesamt stellt Pirelli sechs Mischungen mit folgender Aufteilung zur Verfügung:

  • Hard (weiß): C0 und C1
  • Medium (gelb): C2 und C3
  • Soft (rot): C4 und C5

Dabei steht das "C" für Compound, was auf Deutsch Mischung bedeutet. Beim C0 handelt es sich um die härteste Mischung. Die Reifen halten zwar lange, aber lassen sich nur schwer aufwärmen. Anschließend verhalten sich die Reifen wie auf einem Spektrum, desto höher die Zahl, desto weicher der Reifen. Im Vergleich zum Jahr 2022 gibt es jedoch eine Änderung: Beim C1-Reifen handelt es sich um eine neue Mischung. Bisher standen nur fünf Reifenmischungen zur Verfügung. Der alte C1 Reifen wurde nun zum C0 deklariert.

So wurde sichergestellt, dass zwischen dem C1 und C2 kein zu großer Unterschied herrscht. Am Ende der Skala befindet sich dann noch der C5. Dabei handelt es sich um die weichste Reifenmischung. Er nutzt sich am schnellsten ab, liefert aber am meisten Leistung.

Die Intermediate-Reifen, Foto: LAT Images/Mark Sutton
Die Intermediate-Reifen, Foto: LAT Images/Mark Sutton

Übrig bleiben dann noch die Wets (blau) und Intermediates (grün) - die Regenreifen. Ersteres kommt meist auf einer trocknenden Strecke zum Einsatz. Der Reifen verdrängt bei 300 km/h bis zu 30 Liter Wasser pro Stunde. Im Gegenzug kommt bei starkem Regen und stehendem Wasser der Wet-Reifen zum Einsatz.

Noch vor dem Saisonstart 2023 gab Pirelli bekannt, dass ein neuer Regenreifen entwickelt wurde. Er soll nicht nur mehr Performance liefern, auch auf die Heizdecken kann verzichtet werden. Der erste Einsatz? Planmäßig soll er ab dem Imola GP eingesetzt werden. Der aktuelle Regenreifen verdrängt bei 300 km/h bis zu 85 Liter Wasser pro Stunde.

Formel 1: Die Reifenregeln am Rennwochenende

Bei der Reifenwahl handelt es sich jedoch um kein Wunschkonzert. So gibt Pirelli an jedem Forrmel-1-Rennwochende drei Reifenmischungen vor. Außerdem stehen den Teams nur eine begrenzte Anzahl an Reifensätzen zur Verfügung. Sie erhalten pro Reifenmischung folgende Anzahl an Reifensätzen:

  • Hard: 2 Sätze
  • Medium: 3 Sätze
  • Soft: 8 Sätze
  • Intermediate: 4 Sätze
  • Wets: 3 Sätze

Aber auch hier herrscht bei der Verwendung keine Narrenfreiheit. So müssen die Teams nach jeder Trainingssession zwei Reifensätze (pro Fahrer) abgeben. Somit ziehen sie mit maximal sieben Reifen ins Qualifying ein. Aber auch hier gibt es eine Sonderregelung: Der Q3-Reifen. Zieht ein Fahrer in die dritte Qualifyingsession ein, so wird hierfür ein Soft-Reifen reserviert. Dieser muss anschließend abgegeben werden. Die übrigen Fahrer können den Reifen im Rennen verwenden.

Max Verstappen beim Boxenstopp, Foto: LAT Images
Max Verstappen beim Boxenstopp, Foto: LAT Images

Somit gehen die Top-10 des Qualifyings mit sechs und die restlichen Fahrer mit sieben Reifen ins Rennen. Grundsätzlich gilt: Die Fahrer müssen im Rennen mindestens zwei unterschiedliche Mischungen verwenden.

Regenreifen: Sollten die Fahrer bereits im Freitagstraining ein Intermediate-Reifen verwendet haben, so erhält der Fahrer für die anstehende Session einen weiteren Intermediate-Reifen. In diesem Fall muss noch vor dem Qualifying ein gebrauchter Satz Intermediates abgegeben werden.

Besteht die Wahrscheinlichkeit, dass das dritte Training im Regen abgehalten wird, so erhalten alle Fahrer einen zusätzlichen Intermediate-Reifen. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn das erste und zweite Training im Trockenen stattfanden. Auch hier müssen die Teams einen Reifensatz noch vor dem Qualifying abgeben.

Formel 1: Sonderfall Sprintrennen

Hält die Formel 1 an einem Wochenende ein Sprintrennen ab, so steht den Teams folgende Anzahl an Reifensätzen zur Verfügung:

  • Hard: 2 Sätze
  • Medium: 4 Sätze
  • Soft: 6 Sätze
  • Intermediate: 4 Sätze
  • Wet: 3 Sätze

An einem Sprint-Wochenende dürfen im Qualifying nur Soft-Reifen verwendet werden. Auch hier wird ein Q3-Reifen reserviert. Jedoch müssen alle Fahrer nach dem Rennen einen Soft-Reifen wieder abgeben. Zusätzlich gilt: Nach dem ersten Training und am Freitagabend muss jeweils ein Reifensatz zurückgegeben werden. Nach dem zweiten Training und dem Sprint muss jeweils der Reifen mit der höchsten Rundenzahl abgegeben werden.

Formel 1, 2023: Neues Qualifying-Format wird getestet

Die Formel 1 testet 2023 an zwei Rennwochenenden ein neues Qualifying-Format. So wird den Fahrern vorgegeben, welche Reifenmischung sie in der jeweiligen Session verwenden dürfen. In der ersten Qualifyingsession fahren sie mit dem Hard, in der Zeiten mit dem Medium und in der dritten Session mit dem Soft-Reifen. An diesen Wochenenden gilt in Sachen Reifensätze folgender Schlüssel:

  • Hard: 3 Sätze
  • Medium: 4 Sätze
  • Soft: 4 Sätze