Nico Hülkenberg ist mit seinem Haas-Vertrag für 2023 zum zweiten Mal die Rückkehr in ein Stammcockpit der Formel 1 gelungen. Schon 2011 musste der Emmericher eine Saison auf der Ersatzbank verbringen, ehe er von 2012 bis zu seinem Renault-Rauswurf Ende 2019 durchgängig in der Königsklasse fuhr. Wir haben uns angesehen, wie es anderen Rückkehrern in der Formel 1 im letzten Jahrzehnt ergangen ist und ob ein Comeback anstrebende Piloten wie Mick Schumacher und Daniel Ricciardo sich Hoffnung machen dürfen, auch längerfristig zurückkehren zu können.

2022: Kevin Magnussen und Alexander Albon

Die abgelaufene Saison sah zwei Rückkehrer in der Formel 1 und beide haben durchaus überzeugen können. Kevin Magnussen sorgte nach seinem überraschenden Comeback bei Haas als Mazepin-Ersatz gleich zum Auftakt mit dem fünften Platz in Bahrain für ein Highlight. Auch mit der Pole-Position in Brasilien ließ er aufhorchen. Dem gegenüber standen aber auch einige unnötige Kollisionen, die Spiegelei-Flagge lässt grüßen. Sein Vertrag bei Haas wurde ohnehin gleich bis 2023 abgeschlossen und während der Saison 2022 kamen nie wirkliche Zweifel auf, dass es eine frühzeitige Trennung geben könnte.

Alex Albon musste sich vom noch 2020 pilotierten Spitzenauto bei Red Bull auf die rote Laterne mit Williams umstellen. Der Thailänder schaffte mit dem Traditionsteam ein paar Highlights wie in Melbourne oder Spa. Sein Teamkollege Nicholas Latifi stellte aber zugegebenermaßen auch keine Messlatte für seine Leistungen dar. Williams war trotzdem von ihm als neuem Teamleader überzeugt und stattete Albon mit einem mehrjährigen Vertrag aus. Seine Formel-1-Zukunft hat er also erst einmal sicher.

2021: Fernando Alonso

Der zweifache Weltmeister aus Spanien konnte es nicht lassen. Er kenne nichts außer Rennfahren, meinte er vor kurzem. Nach Abenteuern in Le Mans, Indianapolis und bei der Rally Dakar rief nach dem ursprünglichen Rücktritt von 2018 wieder die Königsklasse nach ihm und das auch noch bei 'seinem' Team von Alpine/Renault. Alonso brauchte ein paar Rennen, um den Rost abzuschütteln, doch fuhr er dann wieder wie eh und je. Ein Podestplatz in Katar 2021 und die erste Startreihe im Regen von Montreal 2022 bewiesen, dass er nichts verlernt hatte. Und nun steht die nächste Aufgabe an: Alonso geht zu Aston Martin, für mehrere Jahre versteht sich.

Fernando Alonso durfte in Katar 2021 wieder aufs Podest, Foto: LAT Images
Fernando Alonso durfte in Katar 2021 wieder aufs Podest, Foto: LAT Images

2020: Esteban Ocon

Ocon war es, dem Hülkenberg 2020 bei Renault weichen musste. Der Franzose hatte seinen Sitz bei Racing Point ab 2019 verloren, da der neue Teambesitzer Lawrence Stroll seinen Sohn Lance neben Sergio Perez platzierte. Außerdem war das teaminterne Verhältnis zum Mexikaner nicht gerade rosig. Renault wollte für 2020 einen Franzosen im Cockpit und so bekam Ocon seine F1-Rückkehr neben Daniel Ricciardo. Dem Australier war er aber deutlich unterlegen, daran änderte auch sein erster Podestplatz in Bahrain nichts. Im Folgejahr lief es trotz der Niederlage gegen Altmeister Alonso deutlich besser. Absolutes Highlight war der Sieg beim Ungarn Grand Prix. Alpine war von Ocon überzeugt und verlängerte seinen Vertrag bis 2024. 2022 konnte er Alonso dann sogar schlagen, wenn auch mit einer ordentlichen Prise Pech des Spaniers zu seinen Gunsten.

2019: Robert Kubica und Daniil Kvyat

Wir müssen bis ins Jahr 2019 zurückblicken, um zwei gescheiterte Rückkehrer zu finden. Bei Robert Kubica muss das Williams-Comeback von 2019 angesichts der körperlichen Folgen seines schweren Rallye-Unfalls von 2011 allerdings bereits für sich als Erfolg für sich gelten. Dass der Pole mit nur einem ausreichend funktionalen Arm ein Formel-1-Auto bewegen konnte und damit sogar noch einmal punktete, verdient Respekt. Gegen George Russell hatte er teamintern trotzdem keine Chance und so endete seine Rückkehr nach einem Jahr wieder.

Daniil Kvyat hingegen durfte zwei Jahre bei Toro Rosso fahren, ohne sich dabei für eine weitere Beschäftigung aufzudrängen. Trotz einzelner Highlights, wie dem Podestplatz in Hockenheim 2019, stand er ab dem Zeitpunkt der Rückkehr Pierre Gaslys zum Juniorenteam klar im Schatten des Franzosen. 2020 holte der Sieger des Italien Grand Prix mehr als die doppelte Punktzahl des Russen. Ab 2021 bekam Honda-Protegé Yuki Tsunoda das AlphaTauri-Cockpit, Kvyat fand keinen Stammplatz mehr.

Robert Kubicas Rückkehr war an sich schon eine Sensation, auch wenn sie erfolgslos blieb, Foto: LAT Images
Robert Kubicas Rückkehr war an sich schon eine Sensation, auch wenn sie erfolgslos blieb, Foto: LAT Images

2016: Kevin Magnussen und Esteban Gutierrez

Auch Magnussen gehört zu den zweifachen Rückkehrern. 2015 musste er bei McLaren aufgrund der Verpflichtung von Fernando Alonso zurück auf die Ersatzbank. 2016 bekam er dann bei Renault ein Stammcockpit. Trotz gewonnenem Teamduell gegen Joylon Palmer verlängerten die Franzosen den Vertrag nicht und holten lieber Nico Hülkenberg. Magnussen hatte aber Haas von sich überzeugen können und so griff er ab 2017 für das US-Team ins Lenkrad.

Kevin Magnussen schnappte Esteban Gutierrez das Haas-Cockpit weg, Foto: Sutton
Kevin Magnussen schnappte Esteban Gutierrez das Haas-Cockpit weg, Foto: Sutton

Den Grund für das freie Haas-Cockpit lieferte der zweite Rückkehrer des Jahres 2016: Esteban Gutierrez. Der Mexikaner konnte seine zweite Chance nicht im Geringsten nutzen und ging mit 29 zu 0 Punkten gegen Teamkollege Romain Grosjean völlig unter. Von seinen zahlreichen elften Plätzen konnte er sich nichts kaufen, seine F1-Karriere als Stammpilot war vorbei. Seit 2018 ist er bei Mercedes als Simulatorpilot und Markenbotschafter angestellt.

2014: Kamui Kobayashi

Der Japaner galt als Publikumsliebling, da er häufig für spektakuläre Überholmanöver gut war. Mit dem unterlegenen Caterham von 2014 konnte er sich allerdings nicht groß in Szene setzen. Auch der Sieg im Quali- und Rennvergleich gegen seinen Teamkollegen Marcus Ericsson brachte die Formel-1-Karriere des Ex-Sauber-Piloten nicht wieder in Schwung. Punktefähige Teams verpflichteten andere Fahrer. Kobayashi hat danach erfolgreich den Wechsel in den Langstreckensport mit Toyota vollzogen. Zwei WEC-Titel und einen Le-Mans-Sieg durfte er bereits feiern. Außerdem hält er den Rundenrekord auf dem Circuit de la Sarthe.

2013: Adrian Sutil

Der Deutsche musste die Saison 2012 nicht aufgrund mangelnder Leistung, sondern in erster Linie wegen seiner auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe nach Körperverletzung gegen Ex-Renault-Besitzer Eric Lux aussetzen. Sein Ersatz Nico Hülkenberg wanderte jedoch zu Sauber ab und so setze Force India 2013 wieder den alten bekannten Sutil ins Cockpit. Für 2014 tauschten er und Hülkenberg das Cockpit, was sich für Sutil als fatal herausstellte. Der Sauber C33 war nicht besonders konkurrenzfähig und der Starnberger blieb ohne Punkte. Sein eigentlich noch laufender Vertrag bei den Schweizern wurde aufgelöst. Als Williams-Testfahrer kam er nicht mehr in einem Rennen zum Zug. 2016 zog sich Sutil aus der Formel 1 zurück.

Adrian Sutil konnte sich nicht mehr dauerhaft etablieren, Foto: Sutton
Adrian Sutil konnte sich nicht mehr dauerhaft etablieren, Foto: Sutton

2012: Kimi Räikkönen, Romain Grosjean und Nico Hülkenberg

Das letzte Jahr unseres Rückblicks hat gleich drei Rückkehrer zu bieten. Der prominenteste unter ihnen war Kimi Räikkönen, seines Zeichens Weltmeister von 2007. Mit dem überraschend starken Lotus des Jahrgangs 2012 wurde er sofort wieder WM-Dritter. Auch 2013 gab es Podestplätze und einen Sieg zum Auftakt. 2014 ging es dann zurück zu Ferrari, allerdings nurmehr als Nummer-Zwei-Pilot neben Fernando Alonso und dann Sebastian Vettel. Ab 2019 lies er seine Karriere bei Sauber/Alfa Romeo ausklingen.

Der Teamkollege des Finnen sorgte hingegen für einige Negativschlagzeilen. Romain Grosjean hatte sich mit der GP2-Meisterschaft 2011 noch einmal eine zweite Formel-1-Chance nach 2009 erarbeitet, doch produzierte er Licht und Schatten. Podestplätzen standen schwere Unfälle und haarsträubende Fehler gegenüber. Höhenpunkt war die bisher letzte Rennsperre der Königsklasse nach dem schweren Startunfall in Spa. Der Franzose erhielt trotzdem nochmal eine Chance und machte es 2013 deutlich besser. Er etablierte sich im Feld und war bis Ende 2020 in der Königsklasse vertreten, auch wenn der ein oder andere Fehler immer wieder dazugehörte.

2012 trat Lotus gleich mit zwei Rückkehrern an, Foto: Sutton
2012 trat Lotus gleich mit zwei Rückkehrern an, Foto: Sutton

Mit dem dritten Rückkehrer schließt sich der Kreis. Nico Hülkenberg hatte 2011 den venezolanischen Sponsorenmillionen von Pastor Maldonado bei Williams weichen müssen. Der Deutsche kam bei Force India als Ersatzmann unter und durfte nach Adrian Sutils Rauswurf 2012 ins Stammcockpit klettern. Er überzeugte mit 63 Punkten und etablierte sich dauerhaft in der Formel 1, auch wenn der Podestfluch bis heute an ihm klebt. 2020 wollte Renault dann unbedingt Esteban Ocon im Cockpit sehen und der 'Hulk' wurde wieder zum Ersatzmann bei Racing Point.

Fazit: Hoffnung für Schumacher, Ricciardo & Co.

Von den Rückkehrern haben sich erstaunlich viele wieder in der Formel 1 etablieren können. Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen erhielten sogar zweimal die Chance eines Comebacks, wobei ersterer sich 2023 erneut beweisen muss. Nur Daniil Kvyat, Esteban Gutierrez und Adrian Sutil konnten sich mit adäquatem Material nicht erneut in der Königsklasse festsetzen. Der gehandicapte Robert Kubica in einem schwachen Williams stellt sicherlich einen Sonderfall dar und Kamui Kobayashi hat im Caterham wohl auch keine faire Chance erhalten. Selbst die Superstars der Szene hätten mit diesem Auto kaum Punkte geholt.

Eine Rückkehr in ein komplett chancenloses Hinterbänklerteam und somit ein Schicksal wie Kubicas oder Kobayashis gibt es in der aktuellen Formel 1 wohl nicht zu befürchten. 2022 holte jeder Stammpilot der zehn Teams Punkte. Wenn Schumacher oder Ricciardo also noch einmal einen Platz bekommen, dann sieht es vielleicht gar nicht so schlecht für sie aus. Zahlreiche Piloten haben ihnen bereits vorgemacht, dass ein oder gar mehrere Jahre Auszeit kein Karrierekiller sein müssen. Dazu muss allerdings erst einmal wieder eine Tür im Paddock aufgehen und dies ist die Problematik: 12 von 20 Piloten der Königsklasse haben bereits ein Vertragswerk, das über die Saison 2023 hinaus geht. Dazu ist Lance Stroll ohnehin bei Aston Martin gesetzt und Lewis Hamilton wird aller Voraussicht nach bei Mercedes verlängern.