Mit seinem Wechsel von Mercedes zu Alfa Romeo legte Valtteri Bottas einen sportlichen Abstieg hin, teamintern war es aber ein Aufstieg. Statt die jahrelange Nummer zwei von Lewis Hamilton zu verbleiben, war der Finne in Hinwil als neuer Teamleader auserkoren worden. Diese Rolle hat Bottas 2022 zufriedenstellend erfüllt. Als der C42 zu Saisonbeginn schnell war, lieferte er ein gutes Punkteresultat nach dem anderen ab und sicherte seinem neuen Rennstall so die beste WM-Platzierung seit 2012. Nach den herausragenden ersten Rennen zeigte die Formkurve allerdings, genauso wie die von Alfa Sauber, nach unten.

Valtteri Bottas Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles0
Ø Ergebnis11,3
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,242
Siege im Quali-Duell14

Valtteri Bottas im Qualifying: Das Qualifying war schon immer die Spezialdisziplin des Finnen. Zu Saisonbeginn 2022 stellte Bottas dies erneut unter Beweis: In den ersten sechs Zeittrainings ging es fünfmal ins Q3. Das Highlight war Miami, als er sich mit Startplatz Fünf nur den Ferraris und Red Bulls geschlagen geben musste. Danach kam mit dem Abschwung des Teams auch ein Bruch bei Bottas. Sieben Quali-Niederlagen von Baku bis Saisonende gegen seinen Rookie-Teamkollegen Guanyu Zhou fing sich der zwanzigfache Polesitter ein. So schrumpfte auch sein durchschnittlicher Vorsprung auf den Chinesen auf etwa zweieinhalb Zehntel. Zu Saisonbeginn war der 200-fache Grand-Prix-Starter zumeist mehr als eine halbe Sekunde vor dem Debütanten gelegen. Ganz zum Ende der Saison kam Bottas dann noch einmal in Schwung und setze in Mexiko mit Platz sechs ein weiteres Ausrufezeichen, wobei er sogar Polekönig Charles Leclerc im Ferrari hinter sich ließ.

Valtteri Bottas Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege0
Podien0
Punkte49
WM-Platz10
Ø Zielankunft9,8
Beste Zielankunft5
Ausfälle6

Valtteri Bottas im Rennen: Bottas war noch nie als der große Überholer oder Stratege im Rennen bekannt. Für ihn gilt zumeist: Startet der Finne von einem guten Startplatz, dann kann er das Ergebnis auch nach Hause bringen. Genau dies hat er an den ersten Wochenenden souverän abgeliefert. Der Höhepunkt waren hierbei die 12 Punkte aus Sprint und Rennen in Imola. Als Alfa Romeo im Entwicklungsrennen zurückfiel, da fiel auch Bottas im Rennen zurück. Ein deutlicher Sprung nach vorne gelang dem 33-jährigen am Sonntag eigentlich nur zweimal: In Österreich musste er aus der Boxengasse starten und wurde mit Rang 11 nur knapp nicht belohnt. In Brasilien kämpfte er sich im Sprint von Startplatz 18 auf 14 und dann im Rennen von 14 auf Platz 9 nach vorne.

Fairerweise sollte erwähnt werden, dass die Technik dem erstmals Ferrari-Motor fahrenden Finnen in der Saison 2022 einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte. Dabei sind nicht nur die Ausfälle in Saudi-Arabien (auf Platz sechs liegend), Großbritannien, Ungarn und den Niederlanden gemeint. In zahlreichen Trainingssitzungen streikte der Alfa Romeo, sodass wichtige Zeit für Setuparbeit und Longruns verloren ging. Bottas selbst hingegen zeigte sich fast fehlerfrei. Nur sein Dreher ins Kiesbett von Austin war ein gravierender Lapsus. Der Belgien Grand Prix endete zwar auch neben der Strecke, doch dort musste er dem Williams von Nicholas Latifi ausweichen.

Bottas Dienstwagen streikte oft schon am Freitag, Foto: LAT Images
Bottas Dienstwagen streikte oft schon am Freitag, Foto: LAT Images

Valtteri Bottas Entwicklung: Die Formkurve des neuen Teamleaders in der Saison 2022 verlief mehr oder minder parallel mit der seines Rennstalls. Wenn das Auto es hergab, lieferte der Finne ab. Dies stellte er in den ersten Rennen eindrucksvoll unter Beweis. Sobald der C42 jedoch in der Hackordnung des Mittelfeldes zurückfiel, konnte er keine überraschenden Resultate mehr aus dem Hut zaubern. Die sieben Qualifying-Niederlagen gegen Guanyu Zhou ab dem achten Rennen der Saison müssen als Enttäuschung gelten, auch wenn der Chinese sich im Verlauf des Jahres steigern konnte. Zum Saisonende zeigte Bottas mit guten Leistungen in Mexiko und Brasilien jedoch wieder, dass er das Rennfahren nicht verlernt hat.

Valtteri Bottas Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,78 (11.)
Redaktionsnote2,68 (12.)
Lesernote2,88 (10.)
Bestes RennenImola (1,38 - 3.)
Schlechtestes RennenUSA (3,99 - 17.)

Das sagt Valtteri Bottas: "Ich bin stolz darauf, wie weit das Team seit den Wintertests gekommen ist: Wir haben zu Beginn des Jahres viele Punkte geholt, und diese Ergebnisse haben am Ende der Saison den Unterschied ausgemacht. Die Stimmung im Team ist hervorragend, wir können stolz auf unsere Arbeit sein, und das wird uns helfen, uns im nächsten Jahr weiterzuentwickeln. Es gibt viel, auf das wir uns freuen können."

Das sagt MSM: Valtteri Bottas ist genau das, was sich Alfa Romeo vom Finnen wohl erhofft hat, aber eben auch nicht mehr. Die Teamleaderrolle neben Rookie Guanyu Zhou übernahm er sofort souverän und zeigte keinerlei Umstellungsschwierigkeiten beim Wechsel vom Topteam Mercedes ins Mittelfeld. Mit seinem und Alfa Romeos herausragendem Saisonstart schuf er ein Punktepolster, das den Schweizern am Ende Platz sechs in der Konstrukteurs-WM rettete. Alfa Romeo weiß nun: Es liegt an ihnen, dem Finnen 2023 möglichst über das ganze Jahr hinweg punktefähiges Material zu geben, denn dann wird er die Zähler auch aufs Konto schrauben. Das unmögliche möglich machen und im Stile eines Fernando Alonso selbst mit unterlegem Material Punkte holen, kann Bottas allerdings nicht.