Daniel Ricciardos und Max Verstappens Wege in der Formel 1 hätten in den letzten Jahren kaum unterschiedlicher Verlaufen können: 2018 saßen beide noch im Red Bull und kämpften um Siege, jedoch ohne dabei um die Weltmeisterschaft zu fahren. Fünf Saisonen später ist Verstappen zweifacher Titelträger, während Ricciardo zumindest für 2023 keinen Platz mehr im Starterfeld der Königsklasse finden konnte.
Der Australier, der mit seinen Wechseln zu Renault und dann vor allem zu McLaren wohl die falsche Entscheidung traf, konnte die große Zukunft seines einstigen Teamkollegen schon früh erkennen: "Es ist immer schwer vorherzusagen, wer einmal Weltmeister werden wird. Man kann aber die Fahrer erkennen, die das Talent dazu haben. Ich wusste also, dass er mit dem richtigen Auto definitiv Weltmeister werden könnte. Ich habe das eigentlich so erwartet. Es gab natürlich keine Garantien, aber das Potential war einfach zu sehen, besonders weil er ja noch so jung war. Ich bin also nicht überrascht, dass er jetzt in dieser Position ist."
Der scheidende McLaren-Pilot wies jedoch auch daraufhin, dass die fahrerischen Fähigkeiten Verstappens allein nicht für weitere Titel reichen werden: "Selbst jetzt ist es schwer vorherzusagen, ob das seine zweite von fünf oder vielleicht nur drei Weltmeisterschaften sein wird. Es ist schwer das zu sagen, denn man braucht immer das nötige Team und das nötige Paket dazu. Ich bin aber wirklich nicht überrascht, dass er seinen zweiten Titel hintereinander holt."
Verstappens Lehrjahr 2018: Vom Unfallpiloten zum Spitzenfahrer
Obwohl Verstappen bereits seinen ersten Grand Prix für Red Bull 2016 in Spanien gewann, war er damals laut Ricciardo noch nicht bereits für eine Weltmeisterschaft. Verstappen fuhr damals sehr aggressiv und manchmal auch zu ungestüm. Die entscheidende Lektion zum absoluten Spitzenpiloten habe der heutige Doppelweltmeister in seinem dritten Jahr bei Red Bull teilweise schmerzhaft gelernt: "Natürlich hat er in dieser Hinsicht einen Fortschritt gemacht. Ich kann mich erinnern, ich denke es war 2018, da war er in den ersten sechs Rennen ständig in der Mauer, hatte Unfälle oder machte Fehler, die meistens seine Schuld waren. Durch dieses Jahr erkannte er sich selbst und ist dann erwachsender geworden. Da gehen wir alle einmal durch. Und von der Mitte dieser Saison an wurde er ein kompletter Fahrer."
Verstappen-Duell mit Hamilton am Limit
2018 schoss Verstappen unter anderem Sebastian Vettels Ferrari in China ab und verunfallte im dritten Training von Monaco, sodass er im Qualifying nicht starten konnte. Sein Teamkollege Ricciardo holte Pole und Sieg. Jetzt ist Verstappen derjenige, der die Siege am Fließband holt und die Weltmeisterschaft scheinbar mit Leichtigkeit dominiert. Für seinen ersten Titel im Vorjahr musste der Niederländer hingegen die Ellenbogen auspacken: "Letztes Jahr, als er um den Titel kämpfte, da musste er die Grenzen etwas mehr ausloten. Dieses Jahr war das nicht so. Der Kampf zwischen ihm und Lewis [Hamilton, Anm. d. Red.] war ja auch kontrovers, weil es Mercedes geben Red Bull war. Da war eine Menge Intensität drin. Dieses Jahr war der Kampf weit weniger dramatisch, daher musste er auch nicht so weit gehen."
Im Kampf gegen Mercedes-Star Hamilton lagen die Nerven auf und neben der Strecke blank. Zu Saisonbeginn war es meist Verstappen, der mit harten Manövern bei den Starts in Imola und Barcelona auffiel. Hamilton stecke zunächst zurück, doch bei seinem Heimrennen in Silverstone hielt auch der Brite voll rein und es kam zum großen Crash: Verstappen flog bei Highspeed in Copse-Corner ab. Monza kollidierten die beiden Kontrahenten im Generationenkonflikt zwischen dem Superstar der Formel 1 und seinem designierten Kronprinzen ebenfalls.
Respektvolles Duell mit Leclerc nur zu Saisonbeginn spannend
Auch 2022 sah es zunächst nach einem WM-Kampf aus, doch das Duell von Verstappen mit einem alten Kart-Rivalen hielt nur kurz, was es versprach: "Am Anfang des Jahres gab es noch einen Kampf, da waren er und Charles [Leclerc, Anm. d. Red.] Kopf an Kopf. In den ersten beiden Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien war das noch so. Auch in Imola gab es noch einen Kampf. Wir hatten wohl alle erwartet, dass das länger so weitergeht. Sich die ersten Rennen anzusehen hat trotzdem Spaß gemacht. In Saudi-Arabien fiel ich aus, also konnte ich mir den Kampf in den letzten Runden ansehen. Das hat mir gefallen. Da bin auch ich einfach ein Fan, wenn ich sehe, dass sie Kopf an Kopf kämpfen."
Danach entwickelte sich die Weltmeisterschaft klar in Richtung Verstappen. Mit fünf Siegen in Serie von Frankreich bis Italien zog Verstappen unwiderstehlich in der WM-Wertung davon. Zweikämpfe mit Ferrari-Pilot Charles Leclerc gab es nurmehr selten, die Scuderia stellte sich oft selbst ein Bein mit mangelnder Zuverlässigkeit und fragwürdigen Strategien. Kontroversen wie im Duell gegen Hamilton und Mercedes blieben aus. Für Ricciardo ist die Saison 2022 daher aus seiner Fan-Sicht ein zweischneidiges Schwert: "Ich denke es gab von Beginn an Respekt zwischen den beiden. Es ist aber schade, dass sich das [der Zweikampf um den Titel, Anm. d. Red.] nicht durch die Saison gezogen hat."
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