Das Ergebnis des verregneten zweiten Japan-Trainings sprach eine klare Sprache: Mercedes enteilte am nassen Freitag dem Rest der Formel 1 deutlich. George Russell gab mit 1:41,935 den Ton an, Lewis Hamilton folgte nur 0,235 Sekunden dahinter. Dem ersten Konkurrenten Max Verstappen fehlten hingegen bereits 0,851 Sekunden, und kein Ferrari kam bis auf eine Sekunde heran.

Zu Luftsprüngen setzen die Fahrer deshalb nicht an. "Es war ziemlich langweilig heute", winkt Hamilton ab. "Nur grau und nass. Ich weiß, wir haben einiges an Fahrtzeit abgespult, aber ich denke, für den Rest des Wochenendes wird es trocken sein." Außerdem unterschied sich Mercedes' Reifen-Fahrplan grundsätzlich von dem der Konkurrenz, wodurch beide Fahrer einen fundamentalen Vorteil hatten.

Mercedes trotzt Kälte: Endlich zufrieden mit Reifen

Mercedes packte am Nachmittag bei beiden Fahrern zwei neue Sätze der Intermediate-Reifen aus. Damit war das Team im zweiten Training fast allein. Nur Kevin Magnussen nahm ebenfalls einen frischen Satz für eine gezeitete Runde. Alle anderen fuhren ihre besten Zeiten auf gebrauchten Reifen, die sie bereits im ersten Training verwendet hatten.

Dieser Reifenvorteil machte für Mercedes einen klaren Unterschied. Auf den ersten schnellen Runden duellierte sich das Duo noch mit Max Verstappen um die Führung, dann begann der Red Bull abzufallen, Überhitzungserscheinungen auf den Reifen zu zeigen, und konnte von den besten Bedingungen nicht profitieren. "Trotzdem schienen wir relativ zu Red Bull und Ferrari in einer vernünftigen Position", bleibt Chefingenieur Andrew Shovlin optimistisch.

"Es war wohl nicht sehr repräsentativ für das Wochenende, aber eine gute Lernerfahrung", stellt George Russell fest. Erst recht in Sachen Reifen. Mercedes kämpft dieses Jahr durchwegs damit, Temperaturen in die Pirellis zu bekommen, und bei nass-kühlem Wetter in Suzuka schien das im ersten Training nicht anders. Hamilton lag nur auf Platz 13, Russell nur auf 18.

"Wir haben in der Pause ein paar Setup-Änderungen vorgenommen und das Auto war am Nachmittag besser", verrät Chefingenieur Shovlin. Wohl auch deswegen zog man noch einmal neue Reifen auf. Trotz der beschränkten Anzahl an Intermediates sollte das Mercedes keine Probleme bereiten, denn die Wetterprognose sagt einen trockenen Samstag voraus. Auch am Sonntag ist die Regenwahrscheinlichkeit sehr gering.

Mercedes zweifelt an großem Japan-Durchbruch

Eben wegen der Wetterprognose bleibt der nasse Suzuka-Freitag wohl ein Muster ohne Wert. "Ich habe wirklich keine Ahnung", meint Hamilton zum Kräfteverhältnis. "Ich schätze, dass Ferrari und Red Bull im Trockenen wieder ziemlich schnell sein werden. Hoffentlich sind wir schnell, aber diese Hoffnung haben wir jedes Wochenende."

"Ich schätze, wir werden wie immer um Plätze in den Top-6 kämpfen", vermutet Russell. Nichts an Suzuka lässt die Mercedes-Truppe bisher davon ausgehen, dass sich am Kräfteverhältnis etwas zu ihren Gunsten ändern könnte. "Hoffentlich haben wir die Chance auf mehr. Aber ich weiß es wirklich nicht. Wir müssen das 3. Training abwarten, das wird für alle eine kritische Session."