Oft plätschern sie einfach nur so dahin, die Pressekonferenzen der FIA. Oft weiß niemand mehr, worüber gesprochen wurde, weil so viele Belanglosigkeiten durch den Raum strömen, dass diese, wie die Rundenzeiten im Freien Training, nicht verifiziert werden können. Aber es ist nicht immer so. Manchmal geben diese Veranstaltungen auch einen Einblick - zum Beispiel in die alltäglichen Sorgen eines Formel 1-Piloten. Beim Saisonfinale in China waren Jacques Villeneuve, Juan Pablo Montoya, Jarno Trulli und Giancarlo Fisichella zu Gast im Presseraum des Shanghai International Circuit - bei der letzten Donnerstags-Pressekonferenz des Jahres.

Villeneuve und sein Vertrag

Leicht hat er es nicht, der Jacques Villeneuve - in letzter Zeit muss der Kanadier immer wieder nur eines erklären: Dass er fest daran glaubt, dass er in der kommenden Saison im zweiten BMW sitzen wird. Und so antwortet Villeneuve auch in China geduldig auf die Frage, wie sich die Lage um sein nächstjähriges BMW-Cockpit entwickelt habe: "Es ist nicht nötig, dass es hier eine Entwicklung gibt - was soll ich also dazu sagen? Es ist immer noch der gleiche Vertrag, den ich im letzten Jahr unterschrieben habe - es gibt daher keine Entwicklung in dem Fall. Es ist immer noch die gleiche Firma, Sauber ist nicht bankrott gegangen."

Villeneuve und die Kollision mit Montoya

Erklärungsbedarf hat Villeneuve auch, was die Kollision mit Juan Pablo Montoya, in Suzuka, betrifft. Der Kolumbianer sitzt neben dem Ex-Weltmeister. Villeneuve sagt: "Ich war überrascht, als ich Juan Pablo in der Mauer sah. Man lässt im Rennsport Raum für den anderen, wenn dieser neben dir ist. Wenn er jedoch hinter dir liegt, fährst du einfach deine Linie und erwartest von dem anderen, dass er vom Gas steigt - denn er hat die Kurve nicht erobert. Ich nehme einmal an, dass Juan Pablo gedacht hat, er wäre am Kurvenausgang dann neben mir."

Fühlt sich ungerecht behandelt - Villeneuve., Foto: Sutton
Fühlt sich ungerecht behandelt - Villeneuve., Foto: Sutton

Montoya unterbricht: "Ich war schon neben dir." JV: "Nein, definitiv nicht. Ich habe in meiner ganzen Karriere immer die Schuld auf mich genommen, wenn ich etwas Falsches getan habe - aber hier kann ich das nicht akzeptieren." Villeneuve klagt über die Strafe, und darüber, dass "jemand, der einen anderen auf der Geraden in die Wiese drängt, nicht bestraft wird"...

Montoya und die lustigen FIA-Strafen

Montoya erhält das Wort: "In gewissem Sinne hat er Recht - die Regeln sind viel zu inkonsistent. Er wurde einerseits zwar dafür bestraft, andererseits aber auch nicht. Er erhielt eine 25 Sekunden-Strafe auf Platz 12 liegend. Was soll das bewirken? Das bewirkt gar nichts. Es ist irgendwie lächerlich, wenn man jemanden, der Zwölfter wurde, mit einer Rückversetzung von einem Platz bestraft. Dreizehnter statt Zwölfter - wow!", macht sich JPM auf unterhaltsame Weise über das Regelwerk und dessen Anwendung lustig.

Montoya und die Rücksicht auf das Publikum

Er sei Rad an Rad neben Villeneuve gelegen, und: "Als ich aus der Schikane raus kam, kreuzte er die Fahrbahn um mich zu blockieren. Es war also umgekehrt. Man sieht auch am Video, dass ich neben ihm lag. Aber es macht nichts. So etwas passiert. Er sagte auch, dass er mich nicht gesehen hat, und als er mich sah, sei es bereits zu spät gewesen, aber...", holt Montoya Luft. "Ich habe versucht, seine Hinterräder nicht zu treffen. Wenn sich die Räder berührt hätten, wäre ich vielleicht in der Tribüne gelandet - und ich fand es besser, der Wagen landet in der Mauer, und nicht in der Tribüne."

Montoya und der ungewohnte McLaren

Montoya hat sich prächtig eingelebt bei McLaren - in der zweiten Saisonhälfte holte er drei Siege, nur einen weniger als Ex-Titelkandidat Kimi Räikkönen. Es hat eine Zeit gebraucht, bis er sich an den McLaren gewöhnen konnte: "Ich denke, ich war sehr an den Williams gewöhnt. Der McLaren ist so anders als der Williams. Auch beim MP4-19 war es so - ich stieg in den 19 und ich konnte ihn einfach nicht fahren. Das war schon ein bisschen ein Schock zu Saisonbeginn. Als ich mich dann etwas mehr an den Wagen gewöhnt hatte, habe ich mir die Schulter gebrochen. Und als zurückkam, war es immer noch schwierig. Und dann gab es noch viele andere Probleme - doch letztlich konnten wir das alles managen. Das war wichtig für mich - damit das Team hinter mir steht."

Trulli und der ungewohnte Toyota

Für Jarno Trulli ist Shanghai eine neue Erfahrung, im letzten Jahr, bei Renault, wurde er bereits von Villeneuve vertreten. Eine neue Erfahrung ist auch der TF105B - wie Montoya kämpft nun auch Trulli mit Gewöhnungs-Problemen. Der Wagen muss an seine Bedürfnisse angepasst werden. Vor allem die Servo-Lenkung reagiert für den Italiener "nicht klar genug", er habe einen "sehr "ruhigen und sensitiven Fahrstil", erklärt er.

Braucht mehr Feedback von der Lenkung - Trulli., Foto: Sutton
Braucht mehr Feedback von der Lenkung - Trulli., Foto: Sutton

Trulli ist aber dennoch sehr optimistisch gestimmt: "Das Team hat sehr schnell reagiert, wir haben neue Teile im Gepäck..." Er wisse noch nicht, ob damit die Probleme behoben seien, aber es sei auch in Hinblick auf 2006 wichtig, diesen Wagen, der als Basis für den nächstjährigen Boliden fungiert, zu fahren und ihn verstehen zu lernen. Angesichts dessen habe er den Vorfall von Suzuka, mit dem unglücklichen Lokalmatador Takuma Sato, bereits abgehakt, erklärt Trulli.

Fisichella und der verlorene Sieg

Giancarlo Fisichella hat das Suzuka-Rennen in der letzten Runde an Kimi Räikkönen verloren - so etwas ist für einen Berufs-Rennfahrer keine schöne Erfahrung, das trifft auch auf "Fisico" zu, wie er gerne zugibt. Der Römer glaubt, dass "Kimi die längste Zeit hinter anderen Fahrzeugen fuhr und so seine Reifen schonen konnte, so haben seine Reifen beim Rausbeschleunigen mehr Grip aufgebaut." Zudem habe sein Motor an Power verloren, sagt Fisichella. Nachdem er einige Versuche abwehren konnte, sei es dann leider passiert. Aber auch "Fisico" ist optimistisch gestimmt - seit Japan hat Renault eine stärkere Motoren-Ausbaustufe im Heck, bestätigt Fisichella.

Die Privatteams und ihr trauriges Ende

Dass am kommenden Wochenende die drei Privatteams Jordan, Sauber und Minardi ihren Abschied geben, und es somit bis auf Williams keinen Privatrennstall im traditionellen Sinne mehr gibt, findet Fisichella "traurig". Neun Ställe befinden sich nun in den Händen von großen Konzernen. Er sei daran "nicht schuld", es sei "bad" und "really sad für die gesamte Formel 1" - aber am Wichtigsten sei, dass "wenigstens die Mechaniker bei ihren Teams bleiben können", sagt Giancarlo Fisichella.