Das Rennen von Rekordweltmeister Lewis Hamilton schien schon nach vier Kurven gelaufen: Nach einer Kollision mit Kevin Magnussen kroch der Mercedes mit einem Plattfuß am linken Vorderreifen zurück an die Box. Hamilton war nach dem erzwungenen Stopp etwa 40 Sekunden hinter dem Feld zurück und schlug dem Team über Funk sogar vor, das Rennen aufzugeben, um den Motor zu schonen.

Was dann folgte, sah aber keineswegs nach Aufgeben aus. Der Mercedes pflügte durch das Feld und machte Platz um Platz gut, bis er sogar im Rückspiegel des viertplatzierten Ferraris von Carlos Sainz auftauchte. Auch diesen konnte der Brite zunächst überholen, doch wurde er danach vom Team aufgefordert, frühzeitig vom Gas zu gehen. Laut Kommandostand war sogar die Zielankunft in Gefahr.

Lewis Hamilton musste seinen Mercedes schon in Runde eins mit Plattfuß an die Box zurück schleppen., Foto: LAT Images
Lewis Hamilton musste seinen Mercedes schon in Runde eins mit Plattfuß an die Box zurück schleppen., Foto: LAT Images

Gezwungen den Fuß vom Pedal zu nehmen, musste Hamilton Sainz wieder ziehen lassen. Den Grund für die Anweisung des Teams gab Teamchef Toto Wolff an: "Wir haben ein Wasserleck bei Lewis gehabt, das war wirklich an der Grenze, ob wir überhaupt zu Ende fahren können." Das Problem wurde vom Team während des Rennens erkannt, doch man konnte nichts anderes tun, als das Auto ins Ziel zu tragen.

Hamilton: Wie ein Sieg

Trotz des Wehrmutstropfens am Rennende zeigte sich der Rekordweltmeister euphorisch: "Ein Rennen wie dieses fühlt sich wie ein Sieg an. Ehrlicherweise ist es vielleicht sogar noch besser als einige meiner Siege, wenn du es von so weit hinten wieder nach vorne schaffst."

Mit seiner Aufholjagd will der Brite seinen Negativlauf nun hinter sich lassen und an alte Zeiten anknüpfen: "Seit dem letzten Rennen im Vorjahr hatten wir nur Probleme. Die Schwierigkeiten mit dem Auto und dann das ganze Pech mit den Safetycars. Aber dieses Comeback von heute hat mich an einige meiner früheren Rennen erinnert. Es fühlt sich fantastisch an."

Mit dem verbesserten Mercedes hat Lewis Hamilton wieder Grund zur Freude., Foto: LAT Images
Mit dem verbesserten Mercedes hat Lewis Hamilton wieder Grund zur Freude., Foto: LAT Images

Wenn es nach Hamilton selbst gegangen wäre, dann hätte die Aufholjagd aber gar nicht stattgefunden. "Ich war mit über 30 Sekunden Rückstand Letzter. Wenn ich mich erinnere, wie ich in Jeddah von Platz 15 kaum nach vorne kam, habe ich nicht mehr an Punkte geglaubt. Das Team sagte mir aber, ich sei auf dem Weg zu Platz 8. Ich habe das zunächst nicht verstanden und glaubte sie seien einfach sehr optimistisch", schilderte der Mercedes-Pilot seine Gefühlslage nach der ersten Runde.

Deswegen verteidigte der Brite auch seine Forderung nach einer Aufgabe: "Warum sollte ich einen Motor aufbrauchen, um auf dem letzten Platz herumzufahren? An einem Punkt in der Saison müssten wir deswegen vielleicht eine Strafe hinnehmen. Also habe ich vorgeschlagen aufzugeben, um den Motor zu schonen." Direkt danach gibt er aber offen zu: "Im Nachhinein bin ich aber froh, dass wir es nicht gemacht haben. Es zeigt, man sollte niemals aufgeben."

Steigerung im Qualifying muss her

Wie sich herausstellte, hatte sein Team mit der Prognose sogar untertrieben: "Es hat sich gezeigt, dass sogar noch mehr als Platz 8 drin war. Nur das Problem am Ende war unglücklich." Toto Wolff lobte seinen Schützling und betonte dabei sogar, dass Hamilton die schnellste Rennpace von allen Fahrern im Feld gehabt habe. Ohne den Reifenschaden am Anfang wäre Hamilton "in der Position gewesen, um den Sieg zu fahren", glaubt der Teamchef.

Trotz des Wasserlecks und dem Verlust des vierten Platzes an Sainz betont Hamilton das Positive und stimmt dabei seinem Boss zu: "Wir können wieder gewinnen. Die Geschwindigkeit im Rennen ist viel besser, wir müssen uns aber im Qualifying steigern. Ohne die schlechte Startposition und die Kollision hätte ich heute mit den Red Bulls kämpfen können."

Die Steigerung im Qualifying sollte aus Sicht von Mercedes am besten schon am nächsten Wochenende in Monaco erfolgen. Dort ist die Startposition bekanntermaßen wichtiger als auf allen anderen Strecken im Kalender.

Chefingenieur Andrew Shovlin macht den Fans jedoch auch für das Fürstentum Hoffnungen: "Wir haben einige Teile in der Pipeline, die hoffentlich in dieser Hinsicht helfen können", betont er. "Nach einigen harten Monaten in Brackley und Brixworth war es großartig, das Gefühl zu haben, wieder richtig Rennen zu fahren. Wir sind fest entschlossen, im Kampf um beide Weltmeisterschaften mitzumischen, und der heutige Tag hat uns den Glauben gegeben, dass wir genau das tun können."