Für die Marketingfachleute der Formel 1 fielen an jenem Tag, als F1-Zampano Bernie Ecclestone das Debüt seines Rennzirkus im Reich der Mitte offiziell bekannt gab Weihnachten und Ostern zusammen.

Entsprechend groß feierte Renault-Teamboss Flavio Briatore diese Entscheidung vor dem China-Debüt im vergangenen Jahr: "Das Rennen in Shanghai wird der wichtigste Schritt der Formel 1 in den letzten Jahren sein."

Den Grund machen die folgenden schlichten Zahlen und Fakten ohne Umschweife für jeden Betrachter klar ersichtlich: Die Volksrepublik China bietet auf 9,50 Millionen km² Fläche rund 1,3 Milliarden Menschen in 23 Provinzen Lebensraum. Das ist ein Gesamtanteil von fast 22 Prozent an der Weltbevölkerung.

Nur eine Zahl: 1,3 Milliarden Menschen leben in China., Foto: Sutton
Nur eine Zahl: 1,3 Milliarden Menschen leben in China., Foto: Sutton

Während die Hauptstadt Peking hiervon gut 14 Millionen Menschen beheimatet, stellt der GP-Austragungsort Shanghai mit 17 Millionen Einwohnern die größte und reichste Metropole des Landes sowie die wohl am schnellsten wachsende Metropole weltweit dar. Shanghai gilt als Schaufenster für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Chinas und ist für die westliche Industrie das Tor zum Wachstumsmarkt Asien.

Bis zum Jahr 2050 möchte der erwachende Riese, wie das Reich der Mitte gerne genannt wird, die größte Wirtschaftsmacht der Welt sein. Kein Wunder also, dass bereits 30.000 ausländische Firmen aus insgesamt 170 Nationen auf diesen Zug aufgesprungen sind. Und apropos Zug: In Shanghai fährt natürlich auch der einzige Transrapid dieses Erdballs. Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer, der als DTM-Pilot durchaus schnelle Fahrzeuge gewohnt ist, fand kein anderes Wort als "imposant" als er von dem mit 450 km/h neben der Autobahn herfahrenden Zug stehen gelassen wurde.

Die wichtigsten Zahlen für die Automobilhersteller sind jedoch diese: 1994 wurden in China noch 227.000 Autos verkauft. Für das Jahr 2008 wird allerdings ein Absatz von 4,6 Millionen Fahrzeugen vorhergesagt. Wie sagte Flavio Briatore doch gleich? "Das Rennen in Shanghai wird der wichtigste Schritt der Formel 1 in den letzten Jahren sein." Wie wahr...

Marketingspielwiese China

Kein Wunder also, dass auch BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen beim Gedanken an den chinesischen Markt ins Schwärmen geriet: "Das Rennen in Shanghai ist für die Formel 1 und natürlich auch für BMW von größtem Interesse", so der Motorsportchef des Münchner Autobauers. "In China leben 1,3 Milliarden Menschen, viele von ihnen werden erstmals mit der Formel 1 in Berührung kommen. Ich bin sehr gespannt, welche Wirkung die Formel 1 im Land erzielt. Die Tatsache, dass man mit Autos auch Sport betreiben kann, ist nämlich in China noch weitgehend unbekannt", betonte Theissen im letzten Jahr noch einmal die Überzeugungsarbeit, welche die Teams auf der Strecke leisten müssen, bevor die Marketingmaschinerie daraus Profit schlagen kann.

Die Drahtesel sollen Autos weichen., Foto: BAT
Die Drahtesel sollen Autos weichen., Foto: BAT

"China ist für BMW der gegenwärtig am stärksten wachsende Markt mit enormem Potenzial. BMW produziert in China und ist in der Luxusklasse bereits hervorragend etabliert. Mit dem Formel-1-Auftritt werden nun die Kernwerte von BMW, Dynamik und Technologie-Kompetenz, in den Vordergrund treten."

Aber nicht nur die Bajuwaren träumen von der goldenen Kuh des Absatzmarktes Fernost. "China ist ein extrem wichtiger Markt für Toyota, in welchem wir konstant expandieren und ich hoffe, dass unsere Teilnahme an diesem GP-Wochenende diesem Wachstum nützen wird", machte auch Toyota-Teamboss Tsutomu Tomita die Wichtigkeit des Rennens im Land der chinesischen Mauer klar. "Wir werden die Möglichkeit haben zu zeigen wozu Toyota fähig ist, um unsere Verkäufe an die wertvollen chinesischen Kunden zu steigern."

Ähnliche Worte waren im Vorfeld des 1. China GP anno 2004 von allen Beteiligten des F1-Zirkus, egal ob bei Mercedes, Ferrari oder Honda, zu hören. Der Yuan (1 RMB = 0,1 Euro) muss nun mal rollen... Nicht umsonst nannte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug den ersten China GP 2004 den "Beginn einer neuen Ära".