2022 ist für Lewis Hamilton bereits die 16. Saison in seiner Formel-1-Karriere. Zu sagen, der Mercedes-Pilot wäre bislang erfolgsverwöhnt, ist dabei noch eine maßlose Untertreibung: Schon seine Rookie-Saison 2007 beendete er auf Rang zwei, ein Jahr später war der WM-Titel fällig. In 15 Saisons belegte er zweimal WM-Rang fünf, dreimal WM-Rang vier und dreimal wurde er Vizeweltmeister. Die restlichen sieben Saison wurde er Weltmeister.

In all seinen Jahren gab es nicht eine Saison, in der Hamilton sieglos blieb. Sieg- und Pole-Rekorde sind bereits hinlänglich bekannt. Es sind die Zahlen des erfolgreichsten Formel-1-Fahrers der Geschichte. Doch der Erfolg eines Piloten korreliert in der Königsklasse sehr stark mit der Performance seines Autos.

Und deshalb wird Hamilton nach dem katastrophalen Saisonstart 2022 immer wieder angedichtet, er könne nur mit starken Autos Leistung abliefern. Auch dem Briten sind diese Stimmen nicht entgangen: "Es gibt Leute, die meinen, ich hätte niemals ein schlechtes Auto gehabt. Aber ich kann euch versichern: Ich hatte schon schlechte Autos."

Der McLaren MP4-24 der Saison 2009 war zu Beginn der Saison ähnlich langsam, Foto: McLaren
Der McLaren MP4-24 der Saison 2009 war zu Beginn der Saison ähnlich langsam, Foto: McLaren

"2009 war das Auto sehr, sehr weit weg. Es war das schlechteste Auto, das ich je hatte", so Hamilton über den McLaren MP4-24. Nach vier Rennen und WM-Rang sieben kommen nun die Erinnerung daran hoch. "Dieses Auto ist nicht weit weg davon", glaubt der Mercedes-Pilot, der durchaus auch Parallelen sieht: "Ich glaube, das Auto hat wie jenes damals auch viel Potential." Auch damals war es die erste Saison eines komplett neuen Reglements.

Das war es dann aber auch schon mit Gemeinsamkeiten. "Es war damals erst mein drittes Jahr in diesem Sport", erinnert sich Hamilton. "Als ich nach der Winterpause zum Team kam, hat mir der damalige Aerodynamik-Chef gesagt, dass wir unsere Ziele schon erreicht hatten. Die neuen Regeln sollten den Abtrieb um 50 Prozent reduzieren, also haben sie das Auto damals so designt. Da dachte ich schon, dass sich das nicht richtig anfühlt. Aber ich hatte damals noch nicht die Erfahrung. Wir sind dann zum ersten Test gekommen und die anderen hatten fast so viel Abtrieb wie im Jahr zuvor."

McLaren und Hamilton mussten lange leiden. Kurz vor der Sommerpause platze aber der Knoten. Hamilton gewann nicht nur seinen ersten GP der Saison, sondern holte damit auch den historischen ersten Hybrid-Sieg in der Formel 1.

2022 hilft kein Doppeldiffusor

"Der ultimative Schlüssel war der Doppeldiffusor", weiß Hamilton. McLaren sprang damals zu spät auf den Zug auf. Bis dahin war Brawn in der WM längst enteilt. 2022 gibt es aber keinen Doppeldiffusor. Mercedes hat keinen Trend verpasst, Mercedes hat andere Probleme. "Wir haben uns nicht gedacht: Ah, wir haben unsere Ziele erreicht. Die Ingenieure waren super innovativ mit dem Design und der Windkanal sagt auch, dass wir viel Abtrieb haben. Aber leider sehen wir das auf der Strecke nicht."

Die Mercedes-Misere mag besser klingen, leichter zu lösen ist sie aber nicht. Noch immer wissen die Ingenieure nicht, wo genau das Problem liegt. Die technische Anwendung war beim Doppeldiffusor nicht das Problem, eher die Auslegung des Reglements.