Nach dem ersten Formel-1-Grand-Prix in Katar steht in einer Woche auch das erste Rennwochenende in Saudi-Arabien an. Ein Stadtkurs, der nur innerhalb eines Jahres geplant und schließlich aus dem Wüstensand Dschiddas gestampft wurde.

Der Verantwortliche für die Umsetzung des Jeddah Street Circuit, Carsten Tilke stand gegenüber Motorsport-Magazin.com Rede und Antwort zum anstehenden Grand Prix, der immer wieder schwer in der Kritik stand.

Stadion und Lagune: Einer der schnellsten Kurse der Formel 1

Der Jeddah Street Circuit ist kein gewöhnlicher Kurs. Mit einer Streckenlänge von insgesamt 6,174 Kilometern die Strecke hinter Spa Francorchamps in Belgien zwar die zweitschnellste Strecke im Rennkalender, mit einer erwarteten Durchschnittsgeschwindigkeit von über 250 km/h auch einer der schnellsten Kurse in der Königsklasse - und das, auf einem Stadtkurs.

Das Rennen wird Nachts stattfinden, Foto: Dschidda Corniche Circuits
Das Rennen wird Nachts stattfinden, Foto: Dschidda Corniche Circuits

Doch auch hier findet sich das nächste kuriose Detail: "Es wird überhaupt nicht auf existierenden Straßen gefahren", erklärt Carsten Tilke in der aktuellen Ausgabe von Motorsport-Magazin (#81). Der Sohn des Streckenbauers Hermann Tilke ist verantwortlich für die Umsetzung des Mega-Projekts. Nur ein Jahr hatte der Deutsche mit seinem Team dafür Zeit.

Dabei wurde ein erster Streckenentwurf der Formel 1 überarbeitet. "Wir haben unsere Ideen integriert und das Layout entwickelt." Bei diesem Layout sollen sich die zwanzig Formel-1-Piloten durch ganze 27 Kurven schlängeln, die zum Teil auch eine kleine Schräglage aufweisen.

Die Formel-1-Piloten fahren durch ein stadionähnliches Areal, Foto: Dschidda Corniche Circuits
Die Formel-1-Piloten fahren durch ein stadionähnliches Areal, Foto: Dschidda Corniche Circuits

Hier gibt es zudem eine kleine Parallele zum Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko. Denn auch in Dschidda sollen Max Verstappen, Lewis Hamilton und Co. durch eine Tribünen-Sektion fahren, die sehr einem Stadion ähnelt - und das gleich zweimal. In der Folge führt die Strecke auch über eine Stelle, die auf beiden Seiten von Wasser umgeben ist. Links befindet sich eine Lagune, auf der rechten Seite das Rote Meer. "Das gibt dem ganzen noch mehr Flair", so Carsten Tilke.

Der deutsche Ingenieur hat mit seinem Team zudem an einem besonderen Asphalt gearbeitet. Dieser soll zum einen viel Grip bieten, sich gegenüber den Pirelli-Pneus aber auch aggressiv verhalten, erklärt Tilke: "Dadurch soll Reifenverschleiß provoziert werden, damit man verschiedene Strategien fahren kann." Da der Asphalt zudem noch sehr frisch ist, wurde dieser wie zuletzt in der Türkei künstlich. So soll Bitumen, der beim Verlegen des Asphalts an die Oberfläche gelangt, gelöst werden.

Der königliche Turm soll auch nach 2023 bestehen bleiben, Foto: Dschidda Corniche Circuits
Der königliche Turm soll auch nach 2023 bestehen bleiben, Foto: Dschidda Corniche Circuits

Mega-Projekt nur für kurze Zeit

Neben vielen Tribünen soll mitten im Kurs auch ein königlicher Turm entstehen. Dieser bietet durch seine verzweigte Form eine gute Rundumsicht. Tatsächlich wird dies aber das einzige Gebäude des Jeddah Street Circuit sein, der die kommenden Jahre überleben soll. Schließlich soll der Saudi-Arabien GP ab 2023 als Teil eines noch größeren Projekts nach Qiddvia umziehen.

Der aktuell betriebene Aufwand wird für die Formel 1 daher nur für einen relativ kleinen Zeitraum bedeutsam sein. Die angesprochenen Schräglagen einiger weniger Kurven halten sich auch deshalb in Grenzen. "Es ist aber so konzipiert. Dass es nach wie vor als Straße genutzt werden kann", erklärt Tilke.

Trotz schwerer Kritik: 'Es wird herausragend'

Der bevorstehende Saudi-Arabien GP steht aber nicht nur deshalb, sondern vor allem aufgrund von zahlreichen Menschrechtsverletzungen schwer in der Kritik. Durch große Sportevents wie eben das Formel-1-Rennwochenende würde laut Amnesty International von Seiten Saudi-Arabiens versucht, derartige Aufreger zu überspielen.

Der saudi-arabische Präsident des lokalen Motorsportverbands, Prinz Khalid Bin Sultan Al Faisal machte allerdings bereits Werbung für den Grand Prix: "Es wird herausragend für alle, das kann ich versprechen. Ob man es am TV sieht oder uns die Ehre erweist und persönlich kommt. Es geht nicht nur um die Kulisse. Es geht um Racing. Das muss aufregend und schnell sein."