Lewis Hamilton versuchte alles, doch am Ende stand die Niederlage. Wie bereits im Qualifying musste sich der amtierende Formel-1-Weltmeister beim Großen Preis der USA auch im Rennen seinem WM-Rivalen Max Verstappen beugen. Selbst aus einem gewonnenen Start vermochte Mercedes in Austin kein Kapital zu schlagen, nach einer späten Aufholjagd blieb Hamilton nur Platz zwei samt der schnellsten Rennrunde. Trotz dieses Bonuspunkts verdoppelte sich der WM-Rückstand auf Verstappen auf nun sechs Punkte während Red Bull in der Teamwertung näher an Mercedes rückte.

Doch hätte Mercedes in Austin auch ein anderes Ergebnis realisieren können. Davon ist zumindest Teamchef Toto Wolff vollends überzeugt. Eine klare Niederlage gegen Red Bull ausgerechnet auf der vermeintlichen Mercedes-Leibstrecke in Austin will der Österreicher nicht akzeptieren. "Wir hätten das Rennen natürlich gewinnen können, weil wir geführt haben und auf dem Hard eine sehr starke Pace hatten", betont Wolff.

Hamilton übernimmt Führung: Endlich ein guter Start

Einzig im ersten Stint kam Lewis Hamilton nicht zurecht. Dabei ließ sich das Rennen besser an als erwartet. Auf dem Weg zur ersten Kurve beschleunigte der Weltmeister Verstappen sofort aus und übernahm die Führung. "Das war ein guter Start, endlich mal wieder. Ich hatte lange keinen guten Start mehr, da war ich sehr zufrieden", sagt Hamilton. "Es fühlte sich gut an, in Führung zu gehen. Es fühlte sich an wie der erste Schritt. Aber sie waren dann einfach zu schnell."

Im ersten Stint auf Medium-Reifen blieb Verstappen mühelos direkt hinter Hamilton. In Runde zehn spielte Red Bull bereits den Undercut und holte den Niederländer zum Reifenwechsel auf harte Reifen. Direkt kontern konnte Hamilton nicht mehr, dazu war Verstappens Outlap zu stark. Doch auch den ersten Stint auszudehnen war keine Option. Nur zwei Runden später kam auch Sergio Perez zum Reifenwechsel. So folgte einen Umlauf später auch Hamilton. Sonst hätte der Brite den zweiten Platz verloren.

Toto Wolff bestreitet Reaktion auf Perez-Stopp

Nur auf Perez reagiert habe Mercedes an dieser Stelle allerdings nicht. Diesen Erfolg will Wolff Red Bull nicht auch noch zugestehen. "An einem gewissen Punkt bist du einfach zu langsam und verlierst zu viel Zeit. Das war beim zweiten Stopp auch der Fall, als wir keinen Druck von Sergio hatten, aber einfach stoppen mussten, weil er zu langsam wurde. Es ist immer eine Balance, einen Reifen-Offset zu schaffen, aber nicht zu viel an Boden zu verlieren", sagt Wolff auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

6,5 Sekunden fehlten Hamilton nach dem ersten Stopp auf Verstappen, sogar 8,5 waren es, als Red Bull Mercedes auch mit einem extrem frühen zweiten Wechsel in Runde 29 zuvorgekommen war. "Sie haben eine ziemlich aggressive Strategie gewählt, riskiert und gewonnen", sagt Wolff im ORF. "Das war sehr früh und ein Risiko, dass wir vielleicht nicht eingegangen wären."

Hamilton-Schlussspurt reicht nicht gegen Verstappen

Den Berechnungen der Mercedes-Strategen zufolge hätte vor allem der Wechsel von Medium auf Hard schon in Runde zehn nicht gereicht, um das Rennen mit zwei Hard-Stint konkurrenzfähig zu beenden. Verstappen bewies das Gegenteil, obwohl Hamilton den Niederländer in dessen 27 Runden langem Schlussstint mit acht Runden frischeren Reifen erbarmungslos jagte. "Wir haben alles gegeben", sagt Hamilton. "Aber sie waren dieses Wochenende einfach schneller, aus welchem Grund auch immer. Ich kann es nicht festnageln. Es sah aber so aus, dass sie einfach das bessere Heck hatten und weniger gerutscht sind als wir", sagt Hamilton. So hätte der Red Bull die Reifen nicht so schnell verschlissen wie der Mercedes.

Deshalb reichte es für Verstappen am Ende knapp. Hamilton fuhr zwar 8,5 Sekunden weg, doch vorbei kam der Brite nicht. "Der Rückstand war groß, aber ich habe gehofft, dass ich rankommen kann", sagt Hamilton. "Wir haben im zweiten Stint gesehen, dass wir auf Hard deutlich besser waren als auf Medium, deshalb sah es kurz so aus, dass wir gewinnen können", sagt Wolff. "Aber es hat dann nicht gereicht. Wenn du so nah dran bist, verlierst du einfach so viel Anpressdruck."

Hamilton: Track Position war heute entscheidend

Das gab auch Lewis Hamilton als entscheidenden Grund für die Niederlage an. "Wir hatten einen guten Start. Er war auf dem Medium-Reifen die ganze Zeit nah dran. Dann haben sie natürlich extrem früh gestoppt und ich habe versucht einen Offset zu kreieren. Ich habe gehofft, dass uns das eine Chance gibt, zu kämpfen, aber Track Position war heute der Schlüssel", sagt der Brite.

Noch dazu sei Red Bull das ganze Wochenende auf allen Reifen schneller gewesen, lobt Hamilton und widerspricht damit Wolff und dem offensichtlichen Eindruck der Stints auf Hard. "Die Hitze ist dieses Wochenende ihre Stärke gewesen, das war sie schon bei anderen Rennen wir Bahrain. Mit dem, was wir hatten, habe ich das Beste herausgeholt", sagt Hamilton. "Ich weiß nicht, was wir hätten anders machen können. [...] Sie hatten am Ende einfach die Oberhand. Um mehr [als P2] kann ich nicht bitten."

Hamilton fürchtet Mexiko: Das wird hart

Hamilton habe alles brillant ausgeführt, ergänzt Wolff. "Aber wir waren einfach nicht nah genug dran und wenn du einem Auto hinterherfährst, leidest du einfach ein bisschen. Aber wer weiß, wenn wir zwei Runden mehr gehabt hätten ...?", sagt der Wiener. Oder wenn Mick Schumacher nicht gewesen wäre. Der zu überrundende Haas-Fahrer kostete Verstappen in der vorletzten Runde erst Zeit, spendierte dem Niederländer dann allerdings DRS. "Max hatte das Glück, das DRS von Mick zu bekommen und Lewis war gerade so draußen", hadert Wolff.

Umso größer macht den Ärger bei Mercedes das nun folgende Rennen in Mexiko. Wie Austin eigentlich für Mercedes gilt Mexiko als Red-Bull-Land. Auch in Brasilien danach wird sich Mercedes strecken müssen. "Die nächsten Strecken sind sehr starke Kurse für Red Bull. Das wird hart. Ganz sicher", fürchtet Hamilton. Doch allzu sehr wolle er weder darüber noch über seine zwölf Punkte jetzt nicht nachdenken. "Ja, es kommen starke Strecken von ihnen. Aber ich nehme es jetzt ein Rennen nach dem anderen. Wir müssen einfach schauen, wie wir den besseren Job machen können."