Gelbe Flaggen im Qualifying haben in der Formel 1 schon häufiger für Ärger gesorgt. In der Türkei zeigte ein Fall mit Fernando Alonso einmal mehr Schwachpunkte im Reglement auf. Der Spanier fuhr bei gelber Flagge eine verwertbare Rundenzeit, die im Nachhinein dann doch keine war. Dadurch entging er zum Unmut der Konkurrenz einer Strafe. Die FIA will für die Zukunft eine bessere Lösung finden.

"Es ist jetzt schon eine ganze Weile so und wir stehen in Gesprächen, es zu verbessern und für alle klarer zu machen", erklärte Formel-1-Rennleiter Michael Masi in Istanbul. Alonso hatte zu Beginn des Zeittrainings trotz doppelt geschwenkter gelber Flagge im ersten Sektor eine Rundenzeit gesetzt, die zunächst nicht im Einklang mit dem Reglement zu sein schien. Dieses besagt, bei Doppelt-Gelb das Tempo zu verlangsamen und keine relevante Rundenzeit zu fahren.

Da es zu diesem frühen Zeitpunkt unmittelbar nach Beginn der Sitzung keine Referenz gab, war seine Rundenzeit im direkten Vergleich zur Konkurrenz allerdings konkurrenzfähig. Die Stewards untersuchten das vermeintliche Missachten der Flaggensignale, sprachen jedoch keine Strafe aus. Der Alpine-Pilot war in der nächsten Runde drei Sekunden schneller gefahren und hatte damit seine zuvor gesetzte Zeit entwertet.

Zeitenjagd bei gelben Flaggen seit langem ein Problem

Die Konkurrenz war damit nicht einverstanden, denn viele andere Fahrer hatten ihre erste Runde aufgrund der gelben Flaggen vollständig abgebrochen. Vor dem Hintergrund eines unmittelbar drohenden Regenschauers hätte sich Alonso dadurch also einen Vorteil verschaffen können. "Wenn gleich darauf ein Regenschauer niedergegangen wäre, hätte seine Rundenzeit eine Aussagekraft gehabt", erklärt Masi.

Es blieb jedoch trocken, womit sich dieser Sachverhalt von alleine erledigte. "Unter diesen Umständen war es keine verwertbare Rundenzeit", so Masi weiter. In der Vergangenheit sorgten Zwischenfälle dieser Art mehrfach für Kontroversen. 2019 verlor Max Verstappen in Mexiko seine Pole Position, nachdem er die Unfallstelle von Valtteri Bottas in der letzten Kurve mit Vollgas passiert hatte. Im Vorjahr ignorierte Hamilton in Österreich eine gelbe Flagge und verbesserte dabei seine Rundenzeit.

In beiden Fällen erhielten die Fahrer lediglich eine Gridstrafe von drei Positionen für ihre Vergehen. Diese nicht sonderlich drakonischen Sanktionen ließen den Fahrern einen gewissen Spielraum, zur Verbesserung ihrer Rundenzeit eine Strafe billigend in Kauf zu nehmen. Masi könnte sich vorstellen, all dem in Zukunft von vornherein einen Riegel vorzuschieben. Dem Australier schwebt vor, alle Runden die bei gelber Flagge absolviert werde, aus der Wertung zu nehmen.

Masi will neue Regeln in Austin testen

"Wir machen das bei Track-Limit-Vergehen schon und können uns anschauen, in welchen Bereichen das am besten funktioniert. Wir müssen dabei einfach nur sicherstellen, dass es keine ungewollten Konsequenzen mit sich bringt", erklärt er. Mit dieser Methode wüssten die Fahrer beim Flaggensignal sofort, dass ihre Runde nicht gültig und jeder Versuch eine Zeit zu setzen zwecklos ist.

"Auf den ersten Blick könnte es eine gute Lösung sein. Aber man muss das alles durchsprechen", so Masi, der mit der Angelegenheit gerne möglichst schnell vorankommen will. "Wir treffen diese Woche sowieso mit dem sportlichen Beratungsausschuss zusammen und das ist mit auf der Agenda."

Der Test einer neuen Maßnahme könnte bereits am kommenden Rennwochenende in den USA über die Bühne gehen: "Mal sehen, was wir in Austin machen. Das ist ein Teil meiner Event-Anmerkungen, es ist nicht einmal eine Regeländerung. Es muss nur mit den Anforderungen des Internationalen Sportgesetzbuches und der doppelt geschwenkten gelben Flagge übereinstimmen. Wir schauen, ob wir in Austin etwas testen können und dann sehen wir weiter."