Mercedes gab am Freitag der Formel 1 in Russland klar den Ton an. Das Kommando auf dem Sochi Autodrom übernahm einmal mehr Valtteri Bottas. Seine Zeit beim Weltmeister-Team neigt sich langsam ihrem Ende, doch der Finne gab mit Bestzeiten in beiden Trainings ein unübersehbares Lebenszeichen von sich. Weltmeister Lewis Hamilton kam nicht ganz so schnell in die Gänge. Für seinen WM-Kampf gegen Max Verstappen stehen die Vorzeichen in Sotschi gut.

"Was die Rundenzeiten und das Gefühl angeht, war es ein guter Tag. Ich hatte vom ersten Run an viel Vertrauen ins Auto und die Balance war wirklich sehr gut", so Bottas, der im zweiten Training mit 44 Tausendstelsekunden Vorsprung auf Hamilton die Tagesbestzeit auf dem 5,848 km langen Sochi Autodrom markierte. Am Vormittag war er sogar zwei Zehntel schneller gewesen und unterstrich damit einmal mehr seine Extraklasse auf dem Kurs am Schwarzen Meer.

Eine Erklärung dafür hat der zweifache Sieger des Grand Prix von Russland allerdings nicht. "Ich wünschte, ich wüsste es", sagt er. Bereits in den Farben von Williams hatte er in Sotschi auf dem Podium gestanden: "Ich finde auf dieser Strecke einfach meinen Flow und genieße es. Die Art der Kurven hier machen mir Spaß, und wenn das Auto gut funktioniert ist es ein Genuss."

"Wenn wir uns all die Rennstrecke anschauen, gibt es ein paar, auf denen er wirklich außergewöhnlich ist und die wirklich Valtteris Kurse sind", so Hamilton mit Blick auf die Performance von Bottas. Der Brite gewann zwar selber schon vier Mal in Sotschi, freut sich aber trotzdem über die Impulse des schnellen Teamkollegen: "Es gibt definitiv Dinge, die ich anhand der Daten bestimmen kann. Hauptsächlich geht es um das Setup, aber wahrscheinlich auch ein bisschen um den Fahrstil."

Mercedes auf Kurs, Hamilton will Verstappen-Strafe ausnutzen

Der Freitag verlief auf beiden Seiten der Mercedes-Garage etwas unterschiedlich. Bottas passte der F1 W12 von Anfang an, wodurch sich die Setuparbeit auf seinen 44 Runden in Grenzen hielt. "Wir mussten nur geringfügige Anpassungen vornehmen. Ich konnte mich wirklich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren und darauf, hier und dort etwas Zeit zu finden", erklärt er.

Hamilton wiederum war experimentierfreudiger unterwegs. "Valtteri und ich waren beim Setup sehr unterschiedlich unterwegs. Wir werden versuchen das heute Abend zu verstehen und dann herausfinden, wie wir den richtigen Weg finden", so der 36-Jährige, für den ein Big Point im WM-Kampf an diesem Wochenende schon so gut wie gebucht ist. Max Verstappen wird aufgrund eines Motorwechsels von hinten starten.

"Das ändert für uns nicht wirklich etwas. Wir machen einfach unser Ding und bleiben fokussiert", sagt Hamilton, der in der Weltmeisterschaft nach 14 von 22 Rennen fünf Punkte zurückliegt. Die Strafe für den Rivalen ist da durchaus willkommen: "Es ist sicher schade für ihn. Wir werden versuchen, daraus Kapital zu schlagen und das bestmögliche Resultat zu erzielen. Ein Doppelsieg wäre ein fantastisches Ergebnis."

Wetter als einziges Fragezeichen für Mercedes

Einzig der Wetterbericht könnte ihm und Bottas an diesem Wochenende in die Parade fahren. Für Samstag sind schwere Regenfälle und starker Wind vorhergesagt. "Es wird sicher ein ganz anderer Tag werden, wenn es nass ist. Aber zumindest haben wir ein anständiges Programm mit Longruns absolviert", so Bottas. "Die Hauptsache ist, dass sich das Auto gut anfühlt und am Sonntag könnte es trocken sein."

Für den Renntag nimmt die Regenwahrscheinlichkeit allerdings nur von 100 auf etwa 70 Prozent ab. Hamilton will sich nicht auf trockene Bedingungen am Sonntag verlassen: "Morgen soll es ein richtig nasser Tag werden. Es wird interessant sein, was wir beim Setup anstellen, mit dem Wissen, dass es am Sonntag trocken sein könnte."