Seit dem Großen Preis von Spanien am neunten Mai 2021, das sind mehr als zwei Monate, wartet Lewis Hamilton nun bereits auf seinen nächsten Sieg in der Formel 1. Fünfmal in Folge triumphierte zuletzt der große WM-Gegner Red Bull Racing, einmal Sergio Perez und gleich viermal Hamiltons schärfster Rivale Max Verstappen. Das spiegelt sich im WM-Stand deutlich wider: 32 Zähler fehlen Hamilton vor seinem Heimrennen in Silverstone an diesem Wochenende bereits auf den Niederländer. Das entspricht mehr als der Ausbeute für einen Rennsieg bei einer Nullnummer auf der anderen Seite.

Wo, wenn nicht in Großbritannien könnte das Pendel nun allerdings in die andere Richtung ausschlagen. Gleich neunmal in Folge stand Mercedes auf seiner Heimstrecke zuletzt auf der Pole Position, seit 2014 gewann Hamilton stramme sechs Ausgaben des Großen Preises von Großbritannien. Als Mercedes' Festung bezeichnete zuletzt bereits Red-Bull-Teamchef Christian Horner den Highspeedkurs in Northamptonshire.

Formel 1: Mercedes bringt in Silverstone neue Teile

Silverstone und Mercedes - das passt einfach. Im Kontrast dazu standen die jüngsten Kurse. Monaco, Baku und gleich zweimal Spielberg, das schien Red Bull schon auf dem Papier zu liegen - und bestätigte sich nur im Realitätscheck. Le Castellet war ein anderer Fall. Hier siegte Red Bull zwar auch, allerdings kämpfte Mercedes nicht mit völlig stumpfen Waffen, sondern bis zur vorletzten Rennrunde um den Sieg.

Wie der Circuit Paul Ricard zählt nun auch der Silverstone Circuit zu den klaren Mercedes-Strecken. Allein deshalb hofft Mercedes, zumindest wieder mit Red Bull kämpfen zu können. Noch dazu bringen die Silberpfeile pünktlich zum Heimrennen nun doch noch ein Upgrade für den W12. Die Entwicklung des aktuellen Boliden ist zwar schon länger eingestellt, die neuen Teile für Silverstone steckten allerdings schon - oder noch - im Produktionsprozess.

Valtteri Bottas: Mercedes-Dominanz in Silverstone vorbei

Reicht das, um den eigenen Silverstone-Nimbus - eigentlich schon von Max Verstappen beim Jubiläums-GP 2020 gebrochen - aufrechtzuerhalten? Zumindest eine Wiederholung der noch blütenweißen Qualifying-Performance glaubt Valtteri Bottas nicht unbedingt. "Dieses Jahr wird es etwas anders. Red Bull war dieses Jahr überall schnell, egal auf welcher Strecke. Wir erwarten auf keinen Fall, dass wir hier plötzlich klar vorne sind", sagt der Finne am Donnerstag vor dem Rennen.

Von einem klaren Aufschwung gegenüber Österreich geht der 2021 noch sieglose Bottas allerdings aus. "Natürlich hoffen wir, dass wir in besserer Form sind als in Österreich. Hoffentlich bringt uns das näher an Red Bull heran. Aber wir werden nicht wie im vergangenen Jahr mit einer Sekunde Vorsprung auf Pole sein", sagt der Mercedes-Pilot.

Lewis Hamilton: Upgrade verglichen mit Gap nicht groß

Tatsächlich: 2020 war Lewis Hamiltons Pole Position beim Großbritannien-GP mehr als eine Sekunde schneller als der erste Nicht-Mercedes (Verstappen). Beim Jubiläums-GP sprang einzig Nico Hülkenberg knapp unter diese Marke, diesmal nach Pole von Bottas. Ein Jahr später wäre der Finne froh, zumindest eine Chance zu haben. Bottas: "Ich hoffe, dass wir um Pole kämpfen können."

Der amtierende Weltmeister baut ebenfalls auf den Faktor Silverstone. "Über die letzten Wochen hinweg wurde viel Arbeit getan. Ich hoffe, dass wir wieder auf eine Strecke kommen, die uns etwas besser liegt und hoffentlich ein engeres Battle gegen Red Bull für uns bereithält", sagt Hamilton. Hinzu kommen die neuen Teile. Wunder verspricht sich Hamilton davon allerdings keine. "Es gibt jede Menge Änderungen am Auto, aber das ist kein heftiges Update in Anbracht des Rückstands, den wir über diese Rennen hatten", sagt der Brite.

Hamilton hofft: Zumindest wieder gegen Verstappen kämpfen

Bottas klingt ähnlich, allerdings deutet der Finne an, dass die Neuerungen mehr sind als nur Kleinigkeiten. "Es ist nichts Großes, aber es ist auch nichts Kleines", sagt Bottas. "Morgen werden wir herausfinden wie schnell das Auto auf eine Runde ist."

Hamilton würde es unterdessen ohnehin reichen, wenn das Upgrade gerade gut genug ist, dass er wieder kämpfen und den Unterschied machen kann. "Das Team hat hart gearbeitet, um uns wieder in eine ähnliche Position zu bringen wie zu Jahresbeginn", sagt Hamilton. "Die ersten vier Rennen hatten wir das Auto, um zu kämpfen. Das war großartig." Deshalb habe die Saison auch für Außenstehende so verheißungsvoll - mit engen Duellen Hamilton vs. Verstappen - begonnen. "Bei so kleinen Performanceunterschieden konnten wir als Fahrer eine noch größere Rolle spielen. Deshalb hoffe ich, dass es zurückkommt", sagt Hamilton.

Zuletzt war das klar nicht mehr der Fall - einzig in Frankreich kämpfte Hamilton zumindest im Ansatz, war Verstappen letztlich dennoch ausgeliefert. "Sie haben große Fortschritte gemacht, sodass die letzten Rennen nicht mehr so toll waren und uns nicht erlaubt war, diesen Kampf zu haben", sagt Hamilton. "Aber jetzt habe ich Hoffnung!"