Pat, bei drei noch ausstehenden Grands Prix führt Renault sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurswertung. Welche der beiden Meisterschaften würden Sie lieber gewinnen?

Pat Symonds: Ich persönlich wäre besonders stolz, wenn wir den Konstrukteurstitel erringen könnten. Er steht für die Leistung des gesamten Teams. Für das Unternehmen Renault hat dagegen der weit prestigeträchtigere Fahrertitel die größere Bedeutung. Der Fahrerweltmeister wird in der Öffentlichkeit sehr viel stärker wahrgenommen als der siegreiche Hersteller. Wir haben uns aber ohnehin fest vorgenommen, uns beide WM-Kronen aufzusetzen.

McLaren schnürt derzeit das leistungsstärkste Paket der Formel 1. Wir reagiert Renault darauf?

Pat Symonds: Zunächst einmal geben wir uns keinerlei Illusionen hin, sondern geben offen zu, dass McLaren momentan über das schnellere Auto verfügt. Beim Grand Prix von Brasilien werden wir neue Aerodynamik-Komponenten einführen, die uns helfen werden, in diesem Bereich beträchtlich aufzuholen. Dass der Renault R25 etwas langsamer ist, hängt aber auch mit unserer Team-Philosophie zusammen. Wir wollen kein Auto, dass schnell aber anfällig ist, sondern eins, das zuverlässig Rennen beendet. Nur so gewinnst du in der Formel 1 die Meisterschaft.

Worauf kommt es in den verbleibenden Saisonläufen an?

Pat Symonds: Ich glaube, dass das Thema Zuverlässigkeit auch in dieser Phase der Saison eine unverändert große Rolle spielt. Bei drei noch ausstehenden Grands Prix haben McLaren und wir mit jeweils zwei Rennwagen noch sechs Möglichkeiten, Punkte einzufahren. Sollte es McLaren gelingen, in jedem der bevorstehenden Läufe doppelt zu punkten, verfügen sie über gute Chancen, uns in der Konstrukteurswertung noch abzufangen. Sollten sie allerdings Schwächen zeigen, wollen wir diese bestrafen. Für uns genießen daher Zielankünfte absolute Priorität, bevor wir daran denken, McLaren unter Druck zu setzen.

Es muss hart für Sie sein, gegen ein Team anzutreten, das über eindeutige Vorteile verfügt...

Pat Symonds: Das stimmt. Aber derartige Situationen treten im Sport immer wieder auf. Das macht den Sport aus. Es gibt im Motorsport viele gute Fahrer, aber nur wenige wahre Champions. Der große Unterschied liegt in der Fähigkeit des Champions, zu jeder Zeit Bestleistungen abrufen zu können und seine Grenzen immer weiter nach hinten zu verschieben, sobald er in einem Rennwagen sitzt. Das Gleiche gilt auch für das Team. Wir wollen in jedem einzelnen Grand Prix das Maximum erreichen. Beim Grand Prix von Italien zum Beispiel haben wir zwar nicht gewonnen, aber trotzdem reiste ich sehr zufrieden aus Monza ab. Ich hatte einfach das Gefühl, dass wir die bestmögliche Leistung gezeigt haben. Ein anderes Beispiel: Nachdem wir zu Beginn der Saison hin und wieder Probleme bei den Boxenstopps hatten, zeigten wir beim Rennen in Spa-Franchorchamps zwei der schnellsten Stopps überhaupt. Es ist eine enorme Herausforderung, das perfekte Zusammenspiel innerhalb des Teams zu erreichen. Aber wenn es funktioniert, gibt es kaum etwas Befriedigenderes.

Was können Sie uns über den Grand Prix von Brasilien erzählen?

Pat Symonds: Ähnlich wie der Indianapolis Motor Speedway weist auch der Autodromo Carlos Pace zwei völlig unterschiedliche Charakteristiken auf. So gibt es in Interlagos zum einen die Hochgeschwindigkeitspassagen entlang der Start-Ziel-Geraden und im Bereich der Gegengeraden, in denen es vor allem auf maximale Geschwindigkeit und möglichst wenig Abtrieb ankommt. Gleichzeitig weist der Kurs aber auch den winkligen Innenteil auf. Hier ist Abtrieb und mechanischer Grip gefragt. Es kommt also darauf an, den richtigen Kompromiss bei der Flügeleinstellung zu finden. Für das Beschleunigen aus den langsamen Ecken brauchst du viel Traktion. Gleichzeitig muss die Federung auch die zahlreichen Bodenwellen schlucken können. Ansonsten hüpft der Wagen stark und du verlierst Grip und Zeit. In den vergangenen Jahren war Renault F1 auf diesem Kurs immer sehr stark. Ich bin sehr optimistisch, dass wir auch in diesem Jahr sehr konkurrenzfähig sein werden.