Lewis Hamilton löste durch seinen Auftritt bei der Präsentation des 2021er Mercedes-Boliden reichlich Spekulationen aus. Der Brite erklärte nämlich, dass der Titel für ihn nicht mehr die allerwichtigste Rolle spiele. Vielmehr ginge es ihm darum, Veränderungen im Sport voranzutreiben, um im Fahrerlager für mehr Vielfalt, Integration und Gleichberechtigung zu sorgen.

Diese Aussagen sind für viele Beobachter, in Kombination mit seinem Einjahresvertrag, der erst kurz vor Beginn der Saison 2021 fixiert wurde, ein klarer Hinweis darauf, dass der Brite der Königsklasse schon bald den Rücken kehren könnte, um sich in Zukunft intensiver seinen gesellschaftlichen Zielen zu widmen. Hierfür gründete Hamilton zusammen mit der Königlichen Akademie für Ingenieurwissenschaft bereits eine Kommission, die Menschen mit verschiedensten Hintergründen den Weg in den Motorsport erleichtern soll. Vermutungen über ein Karriereende schob der siebenmalige Weltmeister jedoch einen Riegel vor. Die Probleme der Formel 1 müssen von innen angepackt werden, ist Hamilton überzeugt.

Lewis Hamilton: Darum ist ein Formel-1-Rücktritt keine Option

Hamilton macht nicht erst seit Beginn der Corona-Krise mit seinem Kampf für mehr Vielfalt, Inklusion, Gleichberechtigung und Umweltschutz auf sich aufmerksam. Vor allem Letzteres stelle noch immer ein großes Problem der Königsklasse dar. Neben dem Racing auf der Strecke spielt der Transport zwischen den einzelnen Grand Prix eine entscheidende Rolle. Schließlich müssen Fahrer und Teams von A nach B kommen - mit 23 Rennen in dieser Saison sogar äußert häufig. Die Folge: Ein denkbar großer ökologischer Fußabdruck - Tatsachen, die einfach nicht zu den Ideologien des Mercedes-Piloten passen.

Ein Karriereende würde ihm jedoch nicht dabei helfen, diese und andere Probleme in der Gesellschaft zu lösen, wie Hamilton nun klarstellte. "Was sind meine Optionen? Ich könnte aufhören. Das Positive daran wäre, dass ich kein Auto auf 20 verschiedenen Rennstrecken mehr fahren müsste, wir also weniger mit dem Flugzeug unterwegs wären. Fakt ist aber, dass die Formel 1 trotzdem weitermachen würde. Sie würden für mich nicht damit aufhören", so der Brite gegenüber der britischen Zeitschrift Wired UK.

Hamilton fiel in der Vergangenheit immer wieder durch politische Mitteilungen auf, Foto: LAT Images
Hamilton fiel in der Vergangenheit immer wieder durch politische Mitteilungen auf, Foto: LAT Images

So möchte Lewis Hamilton die Formel 1 verändern

Hamilton sucht also nach einem Kompromiss, der im Endeffekt aber mehr Wirkung zeigen könnte. Mit einem Rücktritt würde er dem Problem nur aus dem Weg gehen. Der bessere Weg sei es stattdessen, die Probleme der Königsklasse von innen anzupacken. Hierfür scheute Hamilton in der Vergangenheit nicht, öffentliche Kritik an der Formel 1 zu äußern.

Der Brite gab allerdings auch zu, nicht immer zu den richtigen Mitteln gegriffen zu haben und das Thema in der Formel 1 zeitweise falsch angegangen zu sein. "Zu Beginn des Jahres [2020] habe ich kein Blatt vor den Mund genommen und den Sport zur Rechenschaft gezogen. Zu diesem Zeitpunkt war es das Richtige für mich. Ich habe aber herausgefunden, dass es Momente gibt, in denen man sehr diplomatisch sein muss und wo du mehr erreichst, wenn du im Hintergrund Gespräche suchst, anstatt Leute in Verlegenheit zu bringen."

Nach eigener Aussage gehe es also nicht darum, immer wieder bestimmte Personen oder die Formel 1 selbst an den Pranger zu stellen, sondern Gespräche innerhalb des Sports zu suchen. Jenen Gesprächen sollen 2021 aber auch endlich Taten folgen. Über seine persönlichen Ziele in diesem Zusammenhang offenbarte Hamilton zudem: "Ich möchte ein Katalysator für Veränderungen sein. Ich hoffe wirklich, dass ich in zehn Jahren rückblickend sagen kann, dass ich meine Zeit sinnvoll verwendet habe, die richtigen Entscheidungen getroffen habe und ich einen positiven Einfluss hatte."