Max Verstappen musste sich beim ersten Formel-1-Rennen 2021 in Bahrain Lewis Hamilton geschlagen geben. Die Enttäuschung saß bei Red Bull angesichts der Niederlage an einem zuweilen dominanten Wochenende tief. Verstappen hatte in der Schlussphase wie der sichere Sieger ausgesehen, doch sein einziges Manöver gegen Hamilton wurde von der Rennleitung rückgängig gemacht. Verstappen in der Zwickmühle zwischen Ehrgeiz und Fairplay. Teamchef Christian Horner lobt Sportsgeist seines Fahrers.

"Ich wusste, dass ich die Track Limits überschritten hatte und in Kurve acht haben sie [Team] mir Bescheid gegeben, also habe ich die Position nach Kurve zehn zurückgegeben", erklärt Verstappen, dass er sich seines Regelverstoßes beim Überholmanöver gegen Hamilton in Runde 53 gleich bewusst war. Er hatte den Mercedes-Fahrer in Kurve vier außen überholt und war dabei am Ausgang zu weit herausgefahren.

Die Track Limits an dieser Stelle sorgten schon das gesamte Wochenende über für Gesprächsstoff. Im Qualifying war das Überfahren der Auslaufzone strikt untersagt, für das Rennen hingegen ließen die Offiziellen mehr Toleranz walten - bis die Mercedes-Fahrer durch ihre exzessive Nutzung des Bereichs die Aufmerksamkeit erneut auf die Track Limits lenkten.

Mercedes reizt Track Limits aus, Rennleitung schaltet sich ein

Verstappen wurde in der ersten Rennhälfte von seinem Renningenieur angewiesen, die Auslaufzone ebenfalls großzügig zu nutzen, da Hamilton und Bottas dies konsequent taten. "Es war frustrierend. Als wir sahen, dass Mercedes diesen Teil der Strecke bei der Attacke ausnutzte, haben wir bei der Rennleitung gefragt, ob wir es auch dürfen. Wenn es Spitz auf Knopf geht, bringt dir das einen Vorteil von zwei Zehnteln", sagt Horner.

Die Stewards schoben den Teams kurz darauf einen Riegel vor und stellten das Überschreiten der Track Limits in Turn vier unter Strafe. "Max ist beim Überholen dort weit gegangen, aber sie hätten das vor dem Rennen klarstellen sollen, dass jemand, der dadurch einen Vorteil hat, diesen zurückgeben muss", so Horner.

Red Bull lobt Verstappen für Fairplay: Alles richtig gemacht

Nachdem Verstappen das Manöver vollzogen hatte, meldete sich die Rennleitung umgehend bei Red Bull und wies den Platztausch an. Der Niederländer kam der Aufforderung sechs Kurven später nach. "Wenn ich ihn später vorbeigelassen hätte, wäre es unfair gewesen, denn dann wäre ich nah dran gewesen und hätte locker ein DRS-Manöver machen können", erklärt der 23-Jährige.

Unmittelbar nach dem Rennen bereute er diese Entscheidung und sagte, dass er lieber vorne geblieben und auf eine 5-Sekunden-Zeitstrafe spekuliert hätte, in der Hoffnung, bis zum Zielstrich einen ausreichenden Vorsprung herausgefahren zu haben. Doch Horner ist froh, dass Verstappen die Situation mit Fairplay löste.

"Die Rennleitung hatte uns instruiert, die Position sofort zurückzugeben und Max war sehr sportlich und hat das getan", lobt der Brite. "Es hätte keine Garantie gegeben, dass wir diese fünf Sekunden herausgefahren hätten, wenn das die Strafe gewesen wäre. Er hat alles richtig gemacht."

Sowohl er als auch sein Fahrer hatten zunächst die Hoffnung, dass sich in den drei Runden bis zur Zielflagge eine weitere Chance ergeben würde. Doch Verstappen kam kein zweites Mal in Schlagdistanz. "Ich hatte in Kurve 13 ein heftiges Übersteuern und dann war der Reifen nicht mehr gut genug für eine Attacke. Es war danach unmöglich, anzugreifen", erklärt er.

Red Bull verzockt sich: Track Position aufgegeben

Dass er den Kampf überhaupt auf der Rennstrecke ausfechten musste, hatte sich sein Team selbst zuzuschreiben. Als Mercedes mit Hamilton per Undercut die Führung attackierte, reagierte Red Bull nicht. "Mercedes hatte zu Beginn eine sehr starke Pace und wir konnten keinen Vorsprung herausfahren, um uns abzusichern" so Horner gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Red Bull war schon auf Hamiltons Outlap nach dem ersten Boxenstopp klar, dass Verstappen die Führung verlieren würde, wenn er in Reaktion auf den Gegner ebenfalls zum Service kommt. "Wir haben auf Track Position gesetzt und hatten unsere Strategie vor dem Rennen auf zwei Boxenstopps fixiert", sagt Horner.

Mit elf Runden frischeren Reifen machte sich Verstappen ab der 39. Runde auf die Jagd nach Hamilton. In Runde 51 hatte er den Rückstand von acht Sekunden aufgeholt, doch dann wurde es zäh. "Das hat gezeigt, dass Track Position super wichtig ist, selbst wenn du glaubst, die besseren Reifen zu haben", so Verstappen.