Haas begann mit den Formel-1-Testfahrten für die Saison 2021 in Bahrain ein neues Kapitel in der Geschichte des Teams. Eines, das keine sonderlich großen Erfolge in Aussicht stellt. Die Rookies Nikita Mazepin und Mick Schumacher beendeten die Testfahrten weit hinten im Klassement. Teamchef Günther Steiner wäre nicht überrascht, wenn das so weitergeht. Der Absturz ans Ende des Feldes ist Teil des Masterplans.

"Das ist eine Möglichkeit. Wenn es eintritt, müssen wir daran arbeitet", rechnet Steiner im Gespräch mit Sky Italia bereits damit, die Saison auf dem letzten Platz der Gesamtwertung abzuschließen. Mazepin landete in der kumulierten Zeitenliste des Wintertests auf Position 17. Auf dem C4-Reifen verlor er zweieinhalb Sekunden auf Max Verstappens Bestzeit. Schumacher büßte auf der C3-Mischung eine weitere halbe Sekunde auf den Niederländer ein.

Immerhin gelang es Mazepin damit, einen der beiden Erzrivalen in den Farben von Williams hinter sich zu lassen. Nicholas Latifi war auf der gleichen Reifenmischung rund anderthalb Zehntelsekunden langsamer als der Russe. Williams-Teamleader George Russell wiederum platzierte den FW43B mit nur einer Sekunde Rückstand auf die Bestzeit auf Rang sechs und zeigte damit schon eher, wo die Reise bei den Briten hingeht.

Haas rechnet mit Performance-Problemen

Zwar absolviert der Traditionsrennstall aus Grove 2021 ebenfalls ein Übergangsjahr, doch Haas scheint auf noch niedrigerer Flamme zu kochen. Das Ferrari-Kundenteam hatte bereits im Vorfeld erklärt, bei den 23 für den bevorstehenden Kalender geplanten Rennen gänzlich auf Updates am VF-21 verzichten zu wollen. "Wir wissen, dass wir mit der Performance des Autos Probleme haben werden. Aber wir wissen auch, wo wir hin wollen", verteidigt Steiner die Strategie.

"Wir haben uns bewusst für das Übergangsjahr entschieden, also müssen wir damit auch klar kommen. Wir haben so entschieden, weil wir es für die beste Lösung für uns halten", erklärt er weiter. "Wenn das nicht funktioniert, versuchen wir etwas anderes."

Nach zwei Jahren in der Krise wurde das Line-up radikal ausgetauscht. Die erfahrenen Erfolgsgaranten vergangener Tage, Romain Grosjean und Kevin Magnussen, wichen zwei Neulingen. Die Formel-2-Aufsteiger Schumacher und Mazepin sollen in diesem Jahr vor allem lernen. Die Performance beziehungsweise Konkurrenzfähigkeit des Boliden wird dabei klein geschrieben, um Kosten zu sparen.

Fokus liegt stattdessen ganz auf der Entwicklung für das neue Reglement ab 2022. "Die Wahl wurde unter Berücksichtigung der möglichen Konsequenzen getroffen", so Steiner, der sich in Floskeln flüchtet: "Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu gehen."

Rookies als Risiko und Chance

Das Programm für 2022 mit zwei Rookies in Angriff zu nehmen, ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Williams setzte 2018 mit Lance Stroll und Sergey Sirotkin ebenfalls auf zwei unerfahrene Piloten und war mit der Entwicklung des darauffolgenden Autos nicht erfolgreich. "Natürlich wäre ein Line-up mit einem erfahrenen Piloten und einem Rookie besser gewesen", gibt Steiner zu.

Der erste Eindruck seiner neuen Fahrer war allerdings besser als erhofft. "Ich war positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so vorbereitet sein würden", lobt der Südtiroler seine beiden Youngster, die beim Test fleißig Kilometer sammelten. Schumacher und Mazepin spulten an den drei Tagen 180 beziehungsweise 213 Runden ab.

Nach vier Jahren mit Grosjean und Magnussen bringen die neuen Fahrer frischen Wind in die Organisation. "Es besteht ein Enthusiasmus, denn wir haben jetzt diese jungen Typen im Team", so Steiner, der sich auch auf der Rennstrecke eine positive Dynamik erhofft: "Vielleicht pushen zwei Rookies sich gegenseitig, das Beste herauszuholen. Wir müssen auch neue Dinge ausprobieren."