Es ist der Stoff, aus dem Siege sind: Auch in der Formel 1 ist das Benzin eine der wichtigsten Komponenten für eine gute Performance. In den Labors der Mineralölfirmen sind Wissenschaftler ständig auf der Suche nach der Erfolgsformel für den besten Treibstoff, um ihren Teams damit den entscheidenden Vorteil auf der Rennstrecke zu verschaffen.

Im Kampf um Sekunden muss auch beim Tanken alles sehr schnell gehen. Zwölf Liter pro Sekunde fließen beim Boxenstopp in den Tank der Boliden, der unter und hinter dem Fahrersitz liegt und zum Schutz vor Feuer bei einem Unfall aus einer verformbaren Kevlar-Hülle besteht. Getankt werden darf nur bleifreies Super-Benzin nach EU-Norm, wie es im Grunde auch an der Tankstelle um die Ecke zu haben ist.

So funktioniert ein F1-Tankvorgang., Foto: Allianz
So funktioniert ein F1-Tankvorgang., Foto: Allianz

Das war nicht immer so. In den Gründerjahren der Formel 1 war die Mixtur allein Sache der Chemiker. Die brauten aus Substanzen wie Benzol, Methylalkohol, Aceton und Nitrobenzol teilweise so aggressive Gemische zusammen, dass die Restbestände nach Training und Rennen sofort abgelassen werden mussten - ohne diese Vorsichtsmaßnahme hätte der Motor die Nacht nicht überlebt. Danach wurde bis Ende der Sechziger Jahre Flugbenzin verwendet, bevor die Liste der erlaubten Zusätze von der FIA nach und nach zusammengestrichen wurde, nicht zuletzt auch zur Sicherheit von Fahrern und Mechanikern.

"Das Benzin war früher gefährlich für alle, die damit in Berührung kamen", erzählt Dickie Stanford, Teammanager von Williams. "Wir suchten deshalb bei jedem Grand Prix zur Sicherheit erst einmal ein Krankenhaus, das in der Lage war, im Notfall die durch unser Benzin verursachten Hautverbrennungen zu behandeln."

Noch Anfang der Neunziger Jahre experimentierten die Mineralölfirmen pro Saison mit über 300 Mischungen. Erst 1993 setzte die FIA durch, dass der Formel-1-Treibstoff allen Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften der EU entsprechen muss. Der Performance der Boliden tat das aber keinen Abbruch. Die Entwicklung des Benzins, von dem ein Team pro Saison rund 200000 Liter für Entwicklung, Tests und Rennen verbraucht, wird von den Herstellern nämlich nach wie vor auf einem hohen professionellen Niveau betrieben.

Wenn der Tankmann einmal klingelt..., Foto: Sutton
Wenn der Tankmann einmal klingelt..., Foto: Sutton

Auf der Suche nach der besten Mischung und dem Schuss Extra-Power, der die entscheid enden Zehntelsekunden bringt, können die Ingenieure virtuell Benzin mixen und es auch verbrennen lassen, ohne den Sprit tatsächlich herstellen zu müssen. Einige Teams haben ihre Computertechnik so weiterentwickelt, dass das virtuelle Benzin sogar in einem virtuellen Motor getestet werden kann.

Die Erfolgsformel ist in der Regel schnell gefunden, nur die Umsetzung ist alles andere als einfach. Die Anforderungen an den Sprit, der die Boliden zum Erfolg (an)treibt, sind enorm: Er sollte dem Motor nicht nur möglichst viel Power bringen, sondern gleichzeitig selbst sehr leicht und im Verbrauch so niedrig wie möglich sein, damit das Gewicht des Autos gering gehalten werden kann und die Tankstopps kurz ausfallen. Optimaler Sprit ist ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil. Allein schon wenn er es erlaubt, eine oder zwei Runden mehr zu fahren als die Konkurrenz, kann das entscheidend für den Rennausgang sein.

Der Verbrauch gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen der Teams, weil er die wichtigste Komponente in der Rennstrategie ist. Nach Expertenschätzung sind es etwa 70 Liter, die ein Formel-1-Auto auf 100 Kilometer verbrennt. Wie viel Benzin verbraucht wird, hängt nicht nur in der Formel 1, sondern auch im Alltagsverkehr sehr stark von der Fahrweise auch. Den meisten Kraftstoff verbraucht ein Fahrzeug beim Beschleunigen.

Der Sprit für den China GP wird angeliefert., Foto: Sutton
Der Sprit für den China GP wird angeliefert., Foto: Sutton

Der Autofahrer, der vorausschauend fährt, muss weniger bremsen und demzufolge auch weniger beschleunigen. Hier ist das Einsparpotenzial am größten. "Beim Beschleunigen sollte man maßvoll Gas geben und schon bei etwa 2000 Umdrehungen in den nächst höheren Gang schalten", empfiehlt Dr. Hartmuth Wolff vom Allianz Zentrum für Technik (AZT). "Bei längeren Leerlaufphasen lohnt es sich, den Motor abzustellen. Schon nach etwa 30 Sekunden Motorstopp ist die Einsparung größer als die Menge des zum erneuten Anlassen benötigten Zusatzkraftstoffs."

Während die Zusammensetzung des normalen Tankstellenbenzins vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist, überwacht in der Formel 1 die FIA, dass nur der erlaubte Sprit verwendet wird. Vor der Saison muss jedes Team eine Probe seines Benzins hinterlegen. An den Grand-Prix-Wochenenden entnehmen die FIA-Techniker den Autos nach eigenem Ermessen Stichproben, die in einem mobilen Speziallabor an der Rennstrecke sofort analysiert und mit dem hinterlegten Sprit verglichen werden. Stimmen die Proben nicht überein, können die Sportkommissare Strafen verhängen. Im schlimmsten Fall droht die Disqualifikation.

Wussten Sie schon...

... dass ein Formel-1-Auto im Spritverbrauch effizienter ist als ein normales Serienauto? Während der 900 PS starke Rennbolide pro einem PS 0,078 Liter Benzin verbrennt, sind es bei einem Kompaktwagen mit 75 PS 0,093 Liter.