Jetzt ist auch der neue Formel-1-Ferrari da. Die Scuderia hat sich mit der Präsentation des neuen Autos Zeit gelassen, erst zwei Tage vor dem Beginn der Wintertestfahrten in Bahrain lassen die Italiener die Hüllen fallen. Es ist eigentlich der zweite Launch: Eine offizielle Team-Präsentation hatte bereits stattgefunden.

Auf Bilder des neuen Autos von Charles Leclerc und Vettel-Nachfolger Carlos Sainz musste die Formel-1-Welt weitere eineinhalb Wochen warten. Der Nachfolger des letztjährigen SF1000, der Ferrari SF21, tritt wieder einmal mit einem neuen Namen auf, wie es bei Ferrari häufig vorkommt. Nach dem Jubiläums-Auto des Vorjahres kehrt man 2021 zu einer jahresbasierten Namensgebung zurück. Und man überrascht mit grüner Farbe.

Ferrari launcht SF21 mit grünen Akzenten

Für Ferrari-Verhältnisse wurde an der Lackierung des SF21 sogar ziemlich viel Hand angelegt: Das Logo von 'Mission Winnow', der Initiative des Tabakkonzerns Philip Morris, wird 2021 grün. An dieser Stelle sei angemerkt: Aufgrund von Sorgen um Tabak-Werbeverbote fuhr Ferrari in den letzten Jahren bei kaum einem Rennen mit dem 'Mission Winnow'-Branding. Trotz aller Verbote bleibt Philip Morris Ferrari aber seit Jahren als Großsponsor treu.

Für die Fahrer kam das finale Design überraschend. "Ja, das war eine Änderung in letzter Minute", meint Leclerc zum Grün. "Aber ich gewöhne mich schon daran, es auf dem Auto zu sehen." Allzu oft wird er sich wohl nicht daran gewöhnen müssen. Selbst Team-Partner wie Shell haben nach der Präsentation Promo-Material ohne 'Mission Winnow' verwendet.

Beim Rot gibt es kleinere Änderungen: Ein Farbverlauf wird eingeführt, zum Heckflügel hin wird die Farbgebung deutlich dunkler. Das Design nimmt Anleihe an der letztjährigen One-Off-Jubiläumslackierung beim 1000. GP der Marke in Mugello.

Ferraris neues Auto: 2021 mit viel Nachholbedarf

Technisch gibt es für Ferrari viel Nachholbedarf, denn das letzte Auto war eines der schlechtesten in der Geschichte des Rennstalles. Nur drei Podien, kein Sieg, WM-Rang sechs - und der Absturz war hausgemacht. Ein zu schwacher Motor, verbunden mit einer ineffizienten Aerodynamik, sorgte für miserable Leistungen.

Teamchef Mattia Binotto versprach vor eineinhalb Wochen schon: "Wir erwarten, dass wir auf den Geraden wieder besser sein werden. Wir haben ein effizienteres Auto: Sowohl bei der Aerodynamik als auch beim Motor."

Nase und Airbox bieten optisch einen neuen Eindruck, Foto: Ferrari
Nase und Airbox bieten optisch einen neuen Eindruck, Foto: Ferrari

Um wie viel besser kann noch nicht eingeschätzt werden. Die umfangreichen Entwicklungs-Beschränkungen limitieren Ferrari, was Chassis und Aero angeht. Die beiden Entwicklungs-Token wurden eingesetzt, um am Heck Hand anzulegen, wo es durch die neuen Unterboden-Reglementierungen auch die größten Aero-Änderungen gibt. Übertragung und Aufhängung sind neu, so Chassis-Chef Enrico Cardile. Damit ist das Heck schmaler geworden.

Überarbeitet wurde auch das Kühlsystem, was sich an einer größeren Airbox zeigt. Am Frontflügel wurden Änderungen vorgenommen. Chassis und Vorderradaufhängung wurden vom SF1000 übernommen.

Bei der Motoren-Frage heißt es abwarten. Das Defizit war 2020 enorm. Binotto verspricht zumindest mehr Leistung, und die ersten Äußerungen aus den Ferrari-Kundenteams von Haas und Alfa Romeo gaben sich vorsichtig optimistisch, dass Ferrari einen guten Schritt nach vorne machen konnte.

Das Layout der mit 065/6 betitelten neuen Power Unit wurde umfangreich überarbeitet, so Motorenchef Enrico Gualtieri: "Um das Gesamtprojekt für das Auto so effizient wie möglich zu machen. Wir haben umfangreich am Verbrennungsmotor gearbeitet, um die thermale Effizienz zu erhöhen." Das soll ein Zehntel an Rundenzeit bringen. Auch der Turbo wurde überarbeitet, und bei der Energie-Rückgewinnung durch Auspuffgase verspricht Gualtieri bessere Effizienz.

Ferrari schränkt Auto-Entwicklung für 2021 ein

Unter dem Strich hofft Ferrari, wieder an der Spitze des Formel-1-Mittelfeldes mitzumischen. Dass sie nach nur einem Jahr aber schon wieder im WM-Kampf eine Rolle spielen werden, glauben sie nicht. Daher wird der neue SF21 nicht allzu intensiv weiterentwickelt werden. Der Fokus wandert bereits zum Jahr 2022, zum neuen Reglement. "Wir werden nicht viel Zeit für die Weiterentwicklung des 2021er-Autos aufwenden", so Binotto zuletzt.

Zu diesem Zweck wurden auch personelle Änderungen in Maranello vorgenommen. Die Chassis-Abteilung hat eine neue Leitung, und Binotto wird nicht mehr bei jedem Rennen vor Ort sein. Rennleiter Laurent Mekies wird mehr Verantwortung tragen.

Änderungen gibt es zusätzlich bei der Fahrer-Besetzung. Charles Leclerc steigt in seinem dritten Ferrari-Jahr zum klaren Teamleader auf. Neu ist Carlos Sainz, er kommt von McLaren. Ihnen wird 2021 die Herausforderung ins Haus stehen, Ferrari zurück an die Spitze zu führen. Auf der Strecke wird der SF21 sein Debüt am Donnerstag geben, 100 Kilometer Filmtag stehen an.