Lewis Hamilton hat mit dem neuen Vertrag bei Mercedes für die Formel 1 2021 eine goldrichtige Entscheidung getroffen. Ohne eine Einigung mit seinem Arbeitgeber hätte sich der Brite um die Chance gebracht, seine beispiellose Erfolgsstory mit dem Weltmeister-Team fortzusetzen. Durch die Verschiebung des neuen Reglements auf das Jahr 2022 ist zu erwarten, dass der F1 W12 die Herausforderer rund um Red Bull & Co. wie sein Vorgänger alt aussehen lässt. Die Zeichen stehen auf ein weiteres Jahr im Schatten der Hamilton-Dominanz.

Mit dem Wechsel von McLaren-Mercedes zum Werksteam setzte Hamilton ab der Saison 2013 zu einem nahezu unaufhaltbaren Lauf an. Die Abnabelung seiner langjährigen Förderer rund um seinen Entdecker Ron Dennis führte in den vergangenen acht Jahren zu unglaublichen 46 Rekorden in der Königsklasse. Insgesamt 38 dieser Bestmarken hält der 36-Jährige alleine. Vier Rekorde teilt er sich mit Michael Schumacher, darunter den des Rekordchampions mit sieben WM-Titeln.

Neben der Chance auf den Titel als alleiniger Rekordweltmeister gibt es für Hamilton in den kommenden Monaten noch weitere Bestmarken, die er einstellen oder schlagen kann. Krönt er sich erneut zum Champion, bedeutet dies den fünften WM-Titel in Folge. Damit würde er mit Schumachers Rekord gleichziehen, den dieser zwischen 2000 und 2004 mit Ferrari aufstellte.

Eine Marke die es zu schlagen gilt, sind Schumachers 13 Siege aus 18 Rennen im Jahr 2004. Dieser Rekord für die meisten Triumphe in einer Saison wurde bisher einzig von Sebastian Vettel erreicht, der 2013 gleichzog. Hamiltons Höchstwert liegt bei elf Triumphen pro Jahr. Etwas, das ihm seit 2014 vier Mal gelang.

Den Rekord für die meisten Podien in einer Saison hält Hamilton derzeit gleichauf mit Schumacher und Vettel. In vier Saisons erreichte er für Mercedes 17 Besuche auf dem Treppchen. Vettel gelang dies 2011 mit Red Bull ein Mal, Schumacher schaffte es 2002 und stand dabei in jedem Rennen der Saison auf dem Podium. Inwiefern sich dies für Hamilton angesichts der weltweiten Lage rund um das Coronavirus und dessen Einfluss auf den Kalender toppen lässt, ist allerdings fraglich.

Meilensteine auf Lewis Hamiltons Rekordjagd mit Mercedes

RennenRekord
Italien 201769. Pole Position
USA 2017117. Erste Startreihe
Monaco 201959. Pole Position für ein Team
Russland 2019143. GP in Führung
Spanien 2020156. Podium
Belgien 202024.149 Führungskilometer
Toskana 2020222. Punkteresultat
Portugal 202092. Sieg
Emilia Romagna 202072. Sieg für ein Team
Türkei 20207. WM-Titel

Senna, Schumacher, Clark: Hamilton greift nach weiteren Rekorden

Ein durchaus greifbarer Rekord sind die 22 Hattricks von Schumacher. Hamilton gelang bisher 18 Mal das Kunststück aus Pole Position, Sieg und schnellster Runde. In Sachen Grand Slams, was für die Kombination aus Hattrick und einem Start- und Ziel-Sieg steht, ist ausnahmsweise nicht Schumacher der Mann den es zu schlagen gilt. Die Bestmarke von acht Grand Slams wird immer noch durch die 1968 verstorbene schottische F1-Legende Jim Clark gehalten. Hamilton liegt mit sechs Erfolgen in dieser Kategorie knapp dahinter.

Der Rekord in nächster Nähe sind die 5.111 Führungsrunden von Schumacher. Hamilton fehlen hierfür nur noch zwölf Runden. Ebenfalls machbar dürfte der Titel für die meisten Siege bei einem Grand Prix sein. Hier liegt Hamilton dank acht Siegen in Ungarn gleichauf mit Schumachers acht Triumphen in Frankreich.

Darüber hinaus kann Hamilton den Rekord von Ayrton Sennas fünf Siegen in Folge bei einem Grand Prix einstellen. Der Brasilianer gewann zwischen 1989 und 1993 beim Grand Prix von Monaco in Serie. Hamilton ist seit 2017 in Spanien ungeschlagen und könnte auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya dieses Jahr auf fünf erhöhen.

Ein Schumacher-Rekord für Hamilton 2021 außer Reichweite

Ein Wert ist hingegen selbst angesichts Hamiltons unglaublichem Erfolgsrun außer Reichweite. Die 77 schnellsten Rennrunden von Schumacher könnte er selbst dann nicht erreichen, wenn die Saison 2021 über die geplanten 23 Rennen verläuft und er jedes Mal die Fastest Lap hinlegt. Hamilton liegt mit 53 schnellsten Runden gerade einmal sieben vor Kimi Räikkönen.

Vorausgesetzt es gelingt 2021 keinem der Verfolger, den Anschluss an Mercedes herzustellen, wird die Saison für Hamilton zum Elfmeterschießen um den achten WM-Titel gegen Teamkollege Valtteri Bottas. Um ihn zu stoppen müsste dem Finnen gelingen, was 2016 Nico Rosberg schaffte. Der Deutsche hielt Hamilton als einziger Fahrer in den letzten acht Jahren vom WM-Titel ab.

Hamilton dominiert Mercedes-Teamkollegen

Doch dieser Fleck auf Hamiltons nahezu blütenweißer Weste ist lange verblichen. Unter dem Strich hatte er bei Mercedes jeden seiner Stallgefährten trotz der unglücklichen Niederlage in so gut wie jeder Lebenslage fest im Griff. Ein Blick auf seine beeindruckende Statistik liefert den Beweis für die außergewöhnlichen Leistungen, mit denen er in den Geschichtsbüchern an Legenden wie Ayrton Senna oder Michael Schumacher vorbeizog.

In seiner Zeit bei Mercedes stand Hamilton mit Rosberg und Bottas bisher zwei Teamkollegen gegenüber. Über alle acht Saisons hinweg setzt er sich im Qualifying mit 95:61 klar durch. Im teaminternen Vergleich am Rennsonntag fällt sein Vorteil mit 100:54 sogar noch deutlicher aus. Lediglich zwei Niederlagen und ein Unentschieden muss Hamilton sich ankreiden lassen. 2014 zog er am Samstag mit 7:12 gegen Rosberg den Kürzeren. Zwei Jahre später ging das Rennduell zwischen den beiden Rivalen 10:10 aus.

Die Einzelerfolge Hamiltons verdeutlichen die Dominanz über seine Teamkollegen. Selbst als er 2016 die Weltmeisterschaft mit 380:385 Punkten an Rosberg verlor, gewann er noch ein Rennen mehr als der Weltmeister. Dass Mercedes in der Hybrid-Ära seit 2014 stets ein WM-fähiges Auto auf die Beine stellte, steht außer Frage. Doch es war vor allem Hamiltons Konstanz, die ihn zu sechs Weltmeisterschaften für das Team aus Brackley führte.

Seit 2014 hat der Brite mit einem Durchschnitt von 9,25 Siegen und 9,0 Pole Positions pro Saison deutlich mehr als seine Teamkollegen herausgeholt. Rosberg kam zwischen 2013 und 2016 auf 5,5 Siege und 7,25 Poles zumindest am Samstag in Schlagdistanz. Hamilton kam in dieser Zeit auf einen Mittelwert von 8,0 Siegen und 8,75 Poles.

Bottas sah sich anders als Rosberg ab 2017 einer Scuderia Ferrari auf Augenhöhe und einem starken Red-Bull-Duo in Form von Max Verstappen und Daniel Ricciardo ausgesetzt. Der Finne musste 2018 für Hamilton den Wasserträger spielen und brach dabei mental ein. Zwischen 2017 und 2020 erreichte er einen Durchschnitt von 2,25 Siegen und 4,0 Poles pro Saison. Zum Vergleich: Hamilton erreichte in dieser Zeitspanne einen Jahresdurchschnitt von 10,5 Siegen und 9,25 Poles.

Mindestens genauso deutlich fällt die Statistik der Punkteausbeute aus. Hamilton hatte als Teamkollege von Rosberg mit 333,5:298,75 Punkten pro Saison die Nase vorne. Bottas sieht auch hier erheblich schlechter aus. Mit 382,75:275,25 WM-Zählern erreichte er bisher im Mittelwert jährlich nur 72 Prozent von Hamiltons Ertragsrate.