Romain Grosjean hofft auf einen schöneren letzten Eindruck von der Formel 1 als seinen bis dato letzten Moment im Cockpit. Beim Großen Preis von Bahrain war der Franzose kurz nach dem Start heftig verunfallt. Sein Bolide fing bei einem direkten Einschlag in die Leitplanke mit 221 km/h sofort Feuer, erst nach 28 Sekunden hatte sich Grosjean aus dem Inferno befreit.

Leichte Verbrennungen an den Händen und Knöcheln schlossen eine Rückkehr beim nächsten Grand Prix in Sakhir sofort aus, fast eine Woche lang lebte dafür die Hoffnung auf ein Comeback zum Saisonfinale in Abu Dhabi. Aus gesundheitlichen Gründen, genauer gesagt, um eine Hauttransplantation an den Händen zu vermeiden, platzte allerdings auch dieser Traum.

Grosjean will ordentlichen Formel-1-Abschied

Damit war klar: Grosjeans Formel-1-Karriere sollte mit diesem Unfall enden. Grosjean, seit erster Stunde Teil des Haas F1 Teams, hatte schon lange zuvor die Nachricht erhalten, 2021 kein Cockpit mehr bei dem US-Team zu erhalten. Dasselbe galt für Teamkollege Kevin Magnussen. Wie der Däne - in der IMSA fündig geworden - war Grosjean bereits auf der Suche nach alternativen Programmen wie IndyCar oder Formel E.

Nun allerdings will der Franzose unbedingt erst einmal das Kapitel Formel 1 ordentlich schließen. Der Feuerunfall soll auf keinen Fall sein letzter Moment im F1-Boliden bleiben. Erster Ansatz: Eine Rolle als Ersatzfahrer für die Formel-1-Saison 2021. „Ich habe in Zukunft jede Menge anderer Gelegenheiten. Ich habe 2021 eine Superlizenz und wir haben ja gesehen, dass niemand sicher vor COVID-19 ist“, sagte Grosjean noch bevor seine Absage für das Saisonfinale fixiert war über dieses „Was-wäre-wenn“-Szenario.

Grosjean spekuliert: Gute Zeit für Ersatzfahrer

In diesem Jahr kam auf diese Weise Nico Hülkenberg zu gleich zwei Renneinsätzen für Racing Point, während Williams-Pilot George Russell durch Lewis Hamiltons Corona-Infektion sogar eine Chance bei Mercedes erhielt.

Auf Mercedes kann nun auch Grosjean spekulieren. Wie das? Nicht als Renneinsatz, sondern privat. Hintergrund: Als schnellere und sicherere Alternative zu einem Job als Testfahrer nannte Grosjean einen privaten Test als Option für eine Rückkehr ins F1-Cockpit. „Oder ich rufe jedes einzelne Formel-1-Team an, um zu schauen, ob mir jemand einen Privattest im Januar oder so anbieten würde, um zurück ins Auto zu hüpfen und zumindest zehn oder 15 Runden für mich allein zu haben“, sagte Grosjean.

Privattest für Grosjean: Haas kann nicht, Mercedes bereit

Genau darauf reagierte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit Wohlwollen und bot dem Franzosen bereits einen solchen Test im Mercedes an. „Wenn es uns erlaubt ist und keines der Teams, für die er gefahren ist, ihm so eine Gelegenheit bietet, dann würden wir es machen“, sagte Wolff.

Grosjean: Formel 1-Abschied im Mercedes?: (15:40 Min.)

Haas selbst kommt dafür schon einmal nicht in Frage. „Wir können so einen Test für Romain nicht organisieren, denn wir geben Ferrari die ganzen Motoren zurück. Wir haben jede Menge älterer Rennautos in unserer Fabrik, aber die haben alle keinen Motor“, erklärte Teamchef Günther Steiner. „Vielleicht können wir etwas mit Ferrari machen - das werden wir ansehen. Aber erst einmal muss es Romain wieder besser gehen.“

Romain Grosjean: So geht es seinen Verbrennungen

Eine weitere passende Alternative wäre Renault. Nicht nur wegen der französischen Bande, sondern auch, weil Grosjeans Formel-1-Karriere 2009 erst mit Renault begann, sich 2011 dann bei Lotus mit Renault-Motoren fortsetzte.

Vor einem möglichen Test muss Grosjean allerdings weiterhin vollständig genesen. So unterzieht sich der Franzose in dieser Woche eine Operation seiner linken Hand. „Mit der rechten Hand könnte ich schon wieder fast normal leben. Das einzige Problem ist, dass es bei diesem kalten Wetter ziemlich schmerzhaft ist“, sagte Grosjean nun dem französischen Sender RTL. Die Verbrennungen an der linken Hand bräuchten hingegen noch gute drei Wochen, um zu heilen.

Karriereende? Grosjean spricht mit Familie über Zukunft

Länger werde etwas anderes dauern. „Ich muss diese Woche in den OP, weil die Sehne des Daumens abgerissen war, also werde ich den Daumen vier bis sechs Wochen nicht bewegen können“, sagte der Franzose. „Aber es gibt jeden Tag kleine Siege. Der erste ist, dass ich zu 99,9 Prozent keine Transplantation brauche und jetzt auch meinen kleinen Finger aus der Bandage heraushabe.“

Ein Handmodel werde er jetzt sicher nicht mehr. „Aber das ist ehrlich gesagt Nichts verglichen damit, was bei dem Unfall hätte passieren können“, sagte Grosjean. Dass er seine Karriere als Rennfahrer überhaupt noch fortsetzen wird, sei unterdessen nicht sicher. „Ich habe aber nicht vollständig entschieden, aufzuhören“, sagte Grosjean in einer Skype-Schalte mit ‚France 5’. „Wir sind nicht immer Herr unseres Schicksals. Es scheint, dass es für mich in der Formel 1 vorbei ist. Ich schaue aber nach Gelegenheiten für die Zukunft.

Ein Karriereende ist allerdings möglich. „Ich spreche auch sehr viel mit meiner Familie“, verriet Grosjean. „Ich spreche mit meinen Kindern. Sacha, mein siebenjähriger Junge, hat mich gebeten, mit Autorennen aufzuhören. Er hat zu mir gesagt: ‚Du kannst ein Ingenieur werden, Papa - das ist auch sehr gut.’“ Gleichzeitig wisse seine Familie, dass er ohne den Rennsport nicht mehr der Mann sein würde, der er ist. Grosjean: Wir denken also nach, wir besprechen es und ich hoffe, dass ich bald eine Lösung finden und Frieden mit meiner Entscheidung schließen kann.“