Sergio Perez hat Mexiko mit seinem Sieg in Bahrain ins Formel-1-Fieber versetzt. Der Nationalheld genießt den Freudentaumel seiner Landsleute - und die Anerkennung des Paddocks. F1-Sportdirektor Ross Brawn scheute sich nicht davor, Perez' mit seinem Nachfolger bei Racing Point, dem vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel, zu vergleichen. Der frischgebackene GP-Sieger bleibt angesichts der Lobeshymnen weiter bescheiden.

"Ich habe seine Aussagen gelesen. Dass deine Fußstapfen für einen viermaligen Weltmeister schwer zu füllen sein sollen, ist schwer vorstellbar. Ich bin nur ein Typ, der ein Rennen gewonnen hat", so Perez, der vergangenen Sonntag in Bahrain im 190. Anlauf seinen ersten Sieg in der Königsklasse feierte. Im September erhielt er von Racing Point den Laufpass. Trotz eines bis 2022 gültigen Vertrages nimmt Vettel ab der kommenden Saison seinen Platz beim neuen Aston-Martin-Team ein.

Während sich der Deutsche bei Ferrari seit Mitte 2018 in einer Krise befindet, machte sich Perez auch in diesem Jahr mit Top-Resultaten für sein Team verdient. Wie schon in den vorangegangenen sechs Jahren katapultierte er Racing Point in der Weltmeisterschaft nach vorne. Mit seinem Sieg im Sakhir GP erreichte er einen neuen Karrierehöhepunkt. "Das Team muss sich Gedanken über die Entscheidung machen, die es getroffen hat. Sie verlieren ihn, obwohl er so gut fährt", sagte Brawn.

Für ihn ist Perez in seiner anhaltenden Top-Form durchaus als Gradmesser für Vettel. "Sein Ersatz, Sebastian Vettel, wird sicherlich stark zurückkommen. Er ist im Moment in einer schwierigen Situation, aber Checo ist ein sicheres Ding. Es wird interessant sein, wie sich das entwickelt. In gewisser Weise hat Seb nun ziemlich große Fußstapfen auszufüllen, auch wenn er ein Weltmeister ist", so der Brite weiter.

Perez dankt Lawrence Stroll für Sieg und gratuliert Vettel zu Wechsel

Perez hatte sich Racing Point mit seiner Vertragsverlängerung im Sommer 2018 langfristig verpflichtet. Er unterzeichnete für drei Jahre und baute auf den Aufwärtstrend durch die Finanzkraft von Teambesitzer Lawrence Stroll. Dass er die beste Saison seiner Karriere auch dem Mann zu verdanken hat, der ihn vor die Tür setzt, ist ihm durchaus bewusst.

"Es war ein sehr starkes Jahr. Ich habe das dem Team zu verdanken, das mir ein Auto gegeben hat, mit dem ich zeigen kann, wozu ich in der Lage bin", sagt er. "Das ist etwas wirklich Besonderes und mein Dank gilt auch Lawrence. Er hat das Team mit seinen neuen Investitionen auf ein neues Level gebracht und ich habe davon mit diesem Sieg profitiert."

Mit seinem Aus bei Racing Point fand er sich im Sommer schnell ab. Seinem Nachfolger stellt er nach Jahren der Querelen bei Ferrari eine glänzende Zukunft in Aussicht. "Seb hat definitiv eine tolle Entscheidung getroffen. Er kommt in ein Team aus wahrhaften Racern. Er wird hier sicher eine gute Zeit haben und es genießen. Das Wichtigste ist, dass er Spaß haben wird. Ich habe keinen Zweifel daran, dass dieses Team nächstes Jahr eines der stärksten sein wird. Er wird ein fantastisches Auto haben", so Perez.

Sieg sorgt für Happy-End mit Racing Point

Dass er auf der Höhe seines Könnens Abschied nehmen muss, empfindet er nicht als Grund für Trübsal. "Es ist einfach sehr schön für uns alle. Wir haben solch eine lange Geschichte zusammen und jetzt hat sie ein schönes Ende. Normalerweise ist das Ende immer traurig und es gibt keine Happy-Ends. Aber das hier ist eins, denn ich verlasse das Team, bei dem ich sieben Jahre war, mit etwas Besonderem. Es ist ein Tag, den wir niemals vergessen werden. Ich bin glücklich, das Team auf diesem Hoch zu verlassen", sagt er.

Obwohl er sich von Racing Point trennen muss, könnte er im kommenden Jahr ebenfalls in einem starken Auto am Start sein. Für Perez ist das Red-Bull-Cockpit neben Max Verstappen die einzige Option, 2021 weiter in der Formel 1 anzutreten. Ob die Österreicher ihm das Auto von Alexander Albon überlassen, wird jedoch erst nach dem Finale in Abu Dhabi entschieden.

"Ich glaube nicht, dass ein Sieg in der Formel 1 dein Leben ändert", glaubt Perez nicht, dass seine Reputation sich durch den jüngsten Durchbruch großartig geändert hat. Er hat sein Standing längst zementiert und zwar mit dem, "was ich in den vergangenen zehn Jahren Wochenende für Wochenende gezeigt habe", sagt er. "Auch mit Höhen und Tiefen habe ich jedes Jahr mit starken Resultaten beendet."

Perez wartet auf Red Bulls Entscheidung, Mexiko feiert

Sein stärkstes Resultat kam trotz allem gut an - auch bei Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko. "Ich habe viele Gratulationen erhalten, von so ziemlich allen Bossen in der F1, inklusive Helmut", so Perez. Was eine Entscheidung über das Red-Bull-Cockpit angeht, ist allerdings weiter alles offen. "Sie werden es irgendwann nach dem Wochenende entscheiden. Ich weiß nicht, wann genau. Aber wir haben keine Eile mehr. Das Jahr ist sowieso vorbei. Wir haben so lange gewartet, ob es jetzt noch ein oder zwei Wochen länger dauert, spielt keine Rolle."

Für seine Fans in der Heimat werden diese Wochen wahrscheinlich nervenaufreibender als für ihn selbst. Denn während er schon auf das Finale in Abu Dhabi schaut, wo er für sich Platz vier in der Fahrerwertung und für sein Team Platz drei bei den Konstrukteuren sicherstellen will, ist Mexiko nach seinem Sieg in Ekstase. "Es ging ziemlich ab. Die Leute haben auf der Straße gefeiert. Es gab ein schönes Bilder der Taxis in Mexico City, die alle pink sind und sich aufgestellt hatten", freut sich Perez.

Sein Triumph war der erste eines Mexikaners seit Pedro Rodriguez im Jahr 1970. In der Pionierzeit der F1 mobilisierten er und sein jüngerer Bruder Ricardo Rodriguez die mexikanischen Massen. Letzterer verstarb 1962 beim Training zum Mexiko GP im Alter von nur 20 Jahren. Pedro holte vor 50 Jahren in Spa-Francorchamps seinen zweiten und letzten F1-Sieg. Nur ein Jahr später verunglückte auch er bei einem Sportwagenrennen auf dem Norisring tödlich.

"Dieser Sonntag war für die Leute ein spezieller Tag. Sie sind durch die Straßen gezogen, um zu feiern. Die Menschen haben mir Videos geschickt, wie sie vor Freude weinen. Unsere Nationalhymne in der Formel 1 zu hören", war für sie etwas ganz Besonderes", so Perez über die Stimmung nach seinem Sieg. "Es war für mich, meine Familie und mein Land einfach unglaublich."