Fünf Plätze hatte Sergio Perez in Imola in der Endabrechnung gut gemacht. Von Platz elf war er losgefahren, auf Platz sechs ins Ziel gekommen. Freuen mochte sich der Racing-Point-Pilot über das Ergebnis nicht. Er hatte sich deutlich mehr ausgerechnet.

Denn Perez war nach einem starken ersten Stint eigentlich schon auf dem vierten Platz gelegen. Der verwandelte sich, als Max Verstappen abflog und das Safety Car auf die Strecke kam, gar in einen dritten Platz. "Ich denke, wir hatten das Podium in der Tasche, das war unseres!", ärgert sich Perez. "Ich hatte von allen die jüngsten Reifen, 15 oder mehr Runden jünger als die um mich."

Perez-Frust über Imola-Strategie: Zweiter Stopp ohne Sinn

Perez hatte seinen ersten Stint in Imola dank freier Reifenwahl auf Medium begonnen, und auf 27 Runden verlängert. Die direkte Konkurrenz, angeführt von Daniel Ricciardo, musste nach Start auf Soft früher stoppen. Danach steckten sie auch noch im Verkehr fest. Als Perez schließlich stoppte, hatte er einen traumhaften Overcut verwandelt, und war von elf auf vier vorgelangt: "Der erste Stint war Wahnsinn. Wir haben uns in eine Position für ein Podium gebracht."

Die nächsten 20 Runden fuhr er mit deutlichem Vorsprung vor Ricciardo her. Dann kam das Safety Car, und das Team rief den durch den Verstappen-Ausfall da schon an dritter Stelle liegenden Perez an die Box. Er bekam zwölf Runden vor Schluss neue Soft-Reifen für eine Attacke. Ricciardo und Charles Leclerc stoppten jedoch nicht, plötzlich war Perez Fünfter.

"Wenn ich mir das anschaue, hat das keinen Sinn gemacht", ärgert sich Perez auf 'Sky UK' später. "Die Entscheidung kam sehr spät. Natürlich, nach dem Rennen ist es leicht, aber Überholen war heute extrem schwierig." Ricciardo und Leclerc kamen unbehelligt vor ihm ins Ziel, und Daniil Kvyat quetschte sich am Restart auch noch vorbei. Aus Platz drei war Platz sechs geworden.

Racing Point bereut späten Perez-Stopp

"Einfach ein schmerzhafter Tag, das Podium hatten wir in der Tasche", glaubt Perez. "Ein schmerzhafter Tag auch in der Weltmeisterschaft. Wir haben unseren Gegner, also Ricciardo, wir haben ihm praktisch ein Podium geschenkt." Renault hat sich damit P3 in der Team-WM geholt, Racing Point liegt gemeinsam mit McLaren einen Punkt dahinter.

Die Teamführung gesteht nach dem Rennen selbst den Fehler ein. "Das Rennen lief komplett nach unserem Plan", gibt Technik-Chef Andrew Green zerknirscht zu. "Das Safety Car war das schlimmstmögliche Szenario. Dafür waren wir nicht vorbereitet, das zwang uns zu einer schwierigen Entscheidung."

"Wir waren auf harten Reifen, das Auto war ganz spezifisch auf Longruns getrimmt, und wir waren richtig nervös, auf harten Reifen den Restart zu fahren", erklärt Green. "Wir hatten ein Setup, um die Reifen zu schonen, sie nicht zu überhitzen, also würden wir immer hinter dem Safety Car zu kämpfen haben."

"Das sicherste und logischste Ding war, ihm neue Softs zu geben", so Green. "Wir dachten, andere würden das auch tun." In einer ähnlichen Situation hatte Racing Point 2020 schon einmal falsch entschieden, wenngleich damals anders: In Österreich holten sie Perez nicht rein, und nach dem Neustart wurde er durchgereicht und verlor ebenfalls ein Podium.

In Imola war das Überholen zu schwer, daher wäre man diesmal mit der Österreich-Entscheidung besser beraten gewesen. "Dann kam auch noch der zweite Zwischenfall hinter dem Safety Car, das konnten wir nicht voraussehen", ärgert sich Green über den Crash von George Russell, der den Neustart verzögerte. "Die Anzahl der Runden für Überholmanöver wurde deutlich weniger, das half uns nicht. Rückblickend hätten wir anders entschieden."

Stroll-Desaster: Erst Crash, dann Mechaniker abgeschossen

Der zweite Racing Point von Lance Stroll kam nie so weit, sein Rennen ging schon in der ersten Kurve den Bach runter. Nach einem Kontakt mit Esteban Ocon musste er seinen Frontflügel tauschen, dann fuhr er hinterher. Unrühmliche Krönung: Hinter dem Safety Car verschätzte er sich mit kalten Bremsen beim Boxenstopp und fuhr einen Mechaniker um. Der kam mit blauen Flecken davon.

Lance Stroll hatte in Imola zu kämpfen, Foto: LAT Images
Lance Stroll hatte in Imola zu kämpfen, Foto: LAT Images

In seinen TV-Interviews nach dem Rennen gab der Kanadier nur einsilbige Antworten. Seine Saison befindet sich seit seinem Podium in Monza im Sturzflug: Unverschuldete Unfälle in Mugello und Sotschi, COVID-19 auf dem Nürburgring, Crash mit Lando Norris in Portugal.

"Er hat definitiv das Vertrauen verloren", urteilt Andrew Green. "Wir werden ihn in der nächsten Woche ein bisschen überarbeiten müssen, um ihn wieder zurückzubekommen. Ich glaube, die Krankheit ist noch nicht ganz raus, das hatten wir nicht erwartet. Das dauert. Er muss nur sein Vertrauen wiederfinden, an sich glauben, dann bekommen wir den Lance aus dem ersten beiden Saisondritteln zurück."

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