Max Verstappens Freude über zweite Plätze hält sich in der Regel in Grenzen. Nach dem Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring versprühte der Red-Bull-Pilot trotz Niederlage gegen Weltmeister Lewis Hamilton überraschend viel Zufriedenheit. Im Duell um die schnellste Runde entschied er an diesem Tag eine kleine Schlacht für sich, die für die kommenden Rennen Mut macht. Der RB16 zeigt spät in der Saison doch noch seine Qualitäten als Mercedes-Herausforderer.

"Es war wirklich gut. Ich habe das gesamte Rennen über versucht, Lewis zu folgen. Er war ein bisschen schneller, aber für uns war es trotzdem ein positives Wochenende", so Verstappen, der zum fünften mal in diesem Jahr als Zweiter die Zielflagge sah. Dass er nach 60 Runden nur viereinhalb Sekunden hinter dem Sieger lag, war nicht nur der Safety-Car-Phase in der Schlussphase geschuldet.

Nach dem Start hielt Verstappen erfolgreich den Druck auf das Mercedes-Duo aufrecht und blieb an Bottas und Hamilton dran. Etwas, das ihm zuletzt bei der Hitzeschlacht in Silverstone gelungen war. Bei seinem bis dato einzigen Sieg in dieser Saison nutzte Verstappen das bessere Reifenmanagement seines Autos, um Mercedes an der Achillesferse zu erwischen.

Verstappen schlägt Hamilton im Fastest-Lap-Duell

Bei bitterkalten Temperaturen in der Eifel schienen er und sein Red Bull ebenfalls ausgezeichnet zurechtzukommen. "Die Reifen ans Arbeiten zu bekommen war etwas schwieriger, aber ansonsten war es gut. Es lief ziemlich rund dafür, dass wir nicht viel über die Reifen wussten. Ich hatte überhaupt keine Probleme mit ihnen", erklärt der 23-Jährige.

Am Rennende bekam er die Chance zum direkten Schlagabtausch mit Hamilton. Beide waren nach der Neutralisierung auf frischen Soft-Reifen unterwegs und gingen auf die Jagd nach der schnellsten Rennrunde. Im finalen Umlauf unterbot Verstappen die Zeit Hamiltons um sechs Tausendstelsekunden und sicherte sich den Extrapunkt.

Ein kleiner Erfolg, den der Niederländer im Boxenfunk umso euphorischer feierte. "Jawoll Jungs! Schnellste Runde, so geht das! Ich wollte es einfach versuchen", freute sich Red Bulls Teamleader über das Ausrufezeichen im Kampf gegen die Übermacht von Mercedes.

Dass der RB16 bei völlig anderen Bedingungen als in Silverstone derart performt, macht ihm und seinem Team Hoffnung. Die Weiterentwicklungen tragen endlich Früchte. "Ich habe das Gefühl, dass die neuen Teile am Auto es definitiv verbessert haben. Wir lernen immer weiter dazu", so Verstappen. "Ich bin damit sehr zufrieden. Wir müssen nur weiter daran arbeiten, den Rückstand aufzuholen.

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Updates + unbekannte Rennstrecken = Red-Bull-Sieg?

Teamchef Christian Horner ist zuversichtlich, dass der zweite Red-Bull-Sieg in der Saison 2020 wieder ein realistisches Ziel geworden ist. "Wir waren dieses Wochenende viel konkurrenzfähiger. Im zweiten Sektor sahen wir das gesamte Event über schneller aus. Der dritte Streckenabschnitt war im Vergleich zu Mercedes unser schwächster", so der Brite.

In den vergangenen Jahren feierte Red Bull stets im letzten Saisondrittel die größten Erfolge. Etwas, das auch bei der durch die Coronavirus-Situation verkürzten Saison der Fall sein könnte. "Wir haben ein paar Probleme des RB16 verstanden und gehen diese mit dem RB16B an", erklärt Horner und kündigt an: "Wir wollen mit einem positiven Momentum aus der Saison gehen."

Noch sechs Rennen bleiben Red Bull, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Die kommenden drei machen ihm besonders große Hoffnungen, denn nach dem Nürburgring folgen weitere Rennstrecken, die in der Formel 1 seit vielen Jahren beziehungsweise noch nie gefahren wurden. "Wir haben Portimao, Istanbul und Imola. Das sind alles Rennstrecken, die sehr interessant sind", so Horner.