Mercedes hatte die Formel 1 in den Trainings für den Russland GP 2020 einmal mehr fest im Griff. Trotz der Dominanz gab es allerdings auch innerhalb des Teams ein relativ deutliches Gefälle. Weltmeister Lewis Hamilton hatte gegen Sotschi-Spezialist Valtteri Bottas das Nachsehen. Beide Favoriten hatten auf ihre Weise mit der Balance zu kämpfen.

"Es hat sich selbst für uns nicht toll angefühlt. Der Grip ist ziemlich dürftig. Wir rutschen nur herum und sind vom Vorsprung überrascht", so Hamilton, der im 2. Freien Training am Nachmittag mit zweieinhalb Zehntelsekunden Rückstand auf Bottas die zweite Position belegte. Der erste Mercedes-Verfolger in Form von Renault-Pilot Daniel Ricciardo verlor eine ganze Sekunde auf die Bestzeit.

"Für die anderen hinter uns muss es noch viel schlimmer gewesen sein", mutmaßt Hamilton, der selbst einen mehr als durchwachsenen Freitag erlebte. Im ersten Training ruinierte er sich gleich zwei Reifensätze. "Ich habe im FP1 auf dem Soft-Reifen einen Verbremser gehabt und dann einen Satz der harten Reifenmischung komplett zerstört", so der WM-Leader.

Den Trainingsauftakt beendete er nach einer langen Pause während der Session und nur 18 Runden auf dem Sochi Autodrom als Vorletzter. "Das erste Training war für die Katz. Das hilft natürlich nicht, denn du musst einen Schritt nach dem anderen machen und wenn du im ersten gar keinen machst, bist du im zweiten natürlich hinten dran", erklärt er.

Die zweite Session war mit 33 Runden nicht nur deutlich produktiver, sondern machte auch auf dem Zeitenmonitor einen besseren Eindruck. "Das FP2 begann viel besser. Mir fehlt nur im ersten und zweiten Sektor etwas Zeit", erklärt Hamilton. "Der letzte war okay, aber ich muss sie noch alle zusammensetzen. Ein paar Dinge kann ich von fahrerischer Seite noch verbessern, dazu geht beim Setup noch etwas", so Hamilton.

Bottas kämpft mit der Qualifying-Balance

Beim Pace-Setter des Freitags klingt das fast genauso, aber doch ganz anders. "Bei mir ist noch viel Zeit drin. Die Sektoren eins und zwei fühlen sich ziemlich gut an, aber im dritten Sektor ist es noch zu unruhig. Wenn ich das hinbekomme, ist da sicher noch mehr Rundenzeit drin", erklärt Bottas.

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Nichtsdestotrotz war er insgesamt sicherer als der Teamkollege unterwegs, obwohl auch bei ihm nicht alles glatt lief und er im ersten Training lediglich 13 Runden fuhr. "Ich hatte einen Verbremser und habe einen Reifensatz kaputtgemacht", räumt er ein. Vor allem im Qualifying-Trimm ist er mit der Balance noch nicht zufrieden.

"Es sah so aus, als hätten wir besonders mit wenig Benzin Probleme mit dem Heck. Das müssen wir uns anschauen, denn da fahre ich mehr Rallye als Formel 1. Ich weiß nicht, ob das der schnellste Weg ist", flachst Bottas. "Die Bedingungen waren wirklich schwer, deshalb haben so viele Fehler gemacht."

Nach dem ersten Tag hat er dennoch den Vorteil gegenüber Hamilton, weshalb der amtierende Champion um seine Aufgabe weiß. "Das Auto hat an sich ganz gut funktioniert, doch wir haben heute Nacht viel Arbeit vor uns. Das ist aber nichts Neues", erklärt der 35-Jährige.

Mercedes mit Performance zufrieden

Mercedes' leitender Ingenieur an der Rennstrecke klingt noch etwas optimistischer als seine Fahrer. "Auf einer Runde sah es sehr gut aus. Wir sind den Soft-Reifen früher als die meisten anderen gefahren und hatten erwartet, dass unsere Zeiten im Verlauf der Session unterboten werden", sagt Andrew Shovlin. "Die Pace auf eine Runde sah bei beiden sehr stark aus."

Wichtig war für ihn, dass das Team nach dem durchwachsenen Auftakt am Vormittag das gesamte Programm wie geplant abspulte. "Die Longruns waren auch gut. Wir haben etwas besser ausgesehen als normalerweise an einem Freitag, obwohl wir weniger Flügel gefahren sind. Wir haben noch etwas Arbeit bei der Balance vor uns aber insgesamt sah es nach einem guten Start aus."