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Der Große Preis von Italien war für Kimi Räikkönen eigentlich schon am Samstag gelaufen. Es gab an seinem McLaren-Mercedes wieder ein Motorproblem und Kimi verlor dadurch zehn Plätze auf der Startaufstellung. Ins Rennen ist er dann mit ganz viel Benzin gestartet und hat nur einen Boxenstopp gemacht, aber man muss sich unter den Umständen vor Augen halten, was er für eine Runde im Qualifying gefahren ist. Mit so viel Sprit auf die Pole Position zu fahren, war sensationell. Das war wirklich ganz, ganz stark!

Das Motorproblem hat ihn natürlich zurückgeworfen. Vielleicht ist man bei Mercedes zu weit gegangen. Mit einem etwas PS schwächeren Motor hätte man eventuell auch gewonnen, doch im Nachhinein ist so etwas ohnehin leicht zu sagen. McLaren geht nun mal Risiken ein, genau so wie mit der Einstoppstrategie und dem damit verbundenen hohen Gewicht, das sich negativ auf die Hinterreifen auswirkte. Fakt ist jedenfalls, dass der McLaren sehr schnell, aber auch anfällig ist.

Hinter McLaren ist Fernando Alonso mit seinem Renault der schnellste Fahrer. Es ist verdient auf das Podest gefahren, aber es ist noch zu früh, um ihn als Weltmeister zu bezeichnen. Die Situation hat sich für Kimi seit Monza nicht vereinfacht und für Alonso ist es sicherlich schwierig die WM noch zu verlieren, aber im Motorsport kann alles passieren.

Unterdessen funktionierte bei Ferrari nicht viel. Die Probleme mit den Reifen sind offenbar noch ernster. Ich hatte gedacht, dass Ferrari und Bridgestone zurückkommen würden. Aber das war nicht der Fall. Möglicherweise könnte Toyota in der Teamwertung noch an Ferrari vorbeiziehen, was für die Japaner eine tolle Leistung wäre. Ich bin mir jedoch sicher, dass es für Ferrari keine Rolle spielen wird, ob sie Dritter oder Vierter werden. Sie sind nicht Weltmeister geworden und die Saison war nicht gut – das sind die Fakten.

An diesem Wochenende steht mit dem Belgien GP schon das nächste Rennen auf dem Programm. Lassen Sie mich ein paar Worte über die Eau Rouge sagen: Es ist wirklich die schönste Kurve der Welt! Wenn man mit einem Formel 1-Auto hinauf fährt, dann ist das ein unglaubliches Gefühl – es ist sensationell! Zunächst fährt man mit 330 Km/h die Gerade runter und dann geht es mit Vollgas in die Eau Rouge! Dabei wird so viel Druck auf das Auto ausgeübt, dass die Fahrzeuge mit der Holzplatte aufsetzen. Deshalb sieht man dort auch immer den braunen Streifen – das ist das Holz. Wenn man oben ist, hat man noch immer 300 Km/h auf dem Tacho. In jedem Formel- oder Tourenwagenfahrzeug ist die Eau Rouge unglaublich, aber wenn man mit einem F1-Auto durch sie fährt, dann fehlen einem die Worte. Es ist der Wahnsinn! Deshalb bin ich froh, letztes Jahr mit einem F1-Auto durch die Eau Rouge gefahren zu sein und jeder Rennfahrer, der die Möglichkeit hat, sollte sie nutzen und die Eau Rouge mit einem F1-Auto fahren.

Was das Setup betrifft, so fährt man in Spa-Francorchamps nicht mit so viel Flügel. Das hat den Hintergrund, dass nach der Eau Rouge eine lange Gerade ist, genau wie nach Stavelot die lange Gerade in Richtung Blanchimont und Bus Stop. Leistungsschwächere Teams fahren schon mal mit noch flacheren Flügeln, aber grundsätzlich wird eine Medium-Downforce-Abstimmung gewählt. Mechanisch werden die Fahrzeuge wegen der großen und flachen Kurven hart abgestimmt.

Meine Prognose ist keine große Überraschung, denn ich sehe die McLaren vorne und Kimi sowie Juan Pablo werden die Favoriten sein. Fernando wird auch mit von der Partie sein, allerdings wird er weniger Risiko eingehen, was sein Auto und seinen Motor betrifft. Nach den McLaren Piloten ist er jedenfalls der Stärkste.

Aber es gibt in Spa noch immer die große Unbekannte: das Wetter. Die Meteorologen sagen für die Region Regen am Freitag und Schauer für das Wochenende vorher. Das könnte natürlich Michael Schumacher und Bridgestone entgegenkommen. Vielleicht gelingt Schumacher ja die Überraschung! In Spa ist er immer stark und Bridgestone ist im Regen gut. Wir haben dieses Jahr noch nicht viel Regen gesehen und vielleicht erleben wir ein Regenrennen.

Ich werde unterdessen alle drei Tage in Spa-Francorchamps sein und alte Bekannte treffen, mal "Guten Tag" sagen und Kontakte knüpfen. Darüber hinaus werden mich sicherlich einige auf mein neues Projekt ansprechen: mein Formel 3 Euro Series Team. Ich werde für 2006 ein Formel 3 Euro Series Team unter dem Namen "Bas Leinders Junior Racing Team" starten. Wir werden mit Mercedes Motoren fahren und als Fahrer habe ich Michael Herck unter Vertrag genommen. Auf das neue Projekt freue ich mich schon sehr, aber ich möchte betonen, dass die Tatsache, nächstes Jahr Teamchef zu sein, nichts an meinem Rennfahrer-Dasein ändern wird. Ich setze weiterhin alles daran 2006 ein Stammfahrercockpit in der Champ Car Serie zu haben.