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Monza ist das High-Speed-Mekka der Formel 1. Der königliche Park ist aber auch die Heimat der Tifosi. Entsprechend war es nicht nur am Rennsonntag, sondern auch schon am GP-Freitag einfach nur erschreckend wie wenig Fans den Weg zum Autodromo Nazionale gefunden haben.

Ein Schlüsselfaktor dafür war natürlich, dass Ferrari immer noch zu langsam ist. Auch beim Heimspiel in Monza waren die Roten nicht an den Top-Teams dran. Die akzeptable Qualifying-Performance erschien mir fast als ein Zugeständnis an die wenigen Fans und die Kollegen der Gazzetta dello Sport. Sonst hätten beide Zielgruppen an diesem Wochenende überhaupt nichts zu lachen gehabt.

Im Rennen konnte man dann erkennen, dass der Scuderia noch einiges an Leistung fehlt, um vorne mit Renault oder McLaren mithalten zu können. So traurig dies für die vielen Tifosi und Ferrari-Anhänger sein mag, aber ich gehe nicht davon aus, dass Ferrari in diesem Jahr noch einmal zur Spitze aufschließen wird. Möglicherweise gelingt ihnen in den letzten drei Saisonrennen noch einmal ein kleiner Leistungssprung, aber ein rotes Wunder wird die F1-Welt in diesem Jahr nicht mehr erleben.

Vielleicht hat ja der Wettergott Erbarmen mit den gescholtenen Italienern und beschert ihnen auf der Ardennenachterbahn das erste Regenrennen der Saison. Dann könnten die Bridgestone-Regenreifen und Michael Schumacher womöglich noch etwas unter trockenen Bedingungen Undenkbares aus dem Paket herausquetschen.

Das wäre dann allerdings keine normale Rennsituation, weswegen das rote Dilemma durch einen Regenerfolg nicht beseitig würde. Für die letzten drei Saisonläufe kündigte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo nicht nur einen GP-Sieg, sondern auch das Debüt von angeblichen Bridgestone-"Superreifen" an. Das könnte aber genauso gut auch nur ein Motivationstrick sein, um nicht den Schwung für die Saisonvorbereitung für 2006 zu verlieren.

Das unglaubliche Pech des Kimi R.

Ein ganz anderer Problemfall ist McLaren Mercedes. Dort war Kimi Räikkönen so schnell wie immer in den letzten Rennen. Aber leider war sein Auto auch so unzuverlässig wie schon viel zu oft in diesem Jahr.

Das genaue Gegenteil widerfährt hingegen Fernando Alonso. Dieser besitzt schon seit einigen Grand Prix nicht mehr das schnellste Auto. Dafür ist ihm aber das Glück hold und begeht sein Team kaum Fehler. Sein Auto hält und ermöglicht es ihm konstant Punkte einzufahren.

Obwohl ich bislang immer noch daran geglaubt habe, dass Kimi den Titel noch gewinnen würde, ist nun auch aus meiner Sicht der WM-Zug des Finnen endgültig abgefahren. Fernando Alonso wird der jüngste Weltmeister aller Zeiten werden. Kimi wird unterdessen als einer der größten Pechvögel unter den Vizeweltmeistern in die Geschichte eingehen.

Mehr als noch ein paar Siege zum Saisonausklang sind für den Finnen nicht mehr drin. In der Konstrukteurs-WM besitzt sein Team zwar noch alle Chancen auf den Titelgewinn, aber auch hier reicht es nicht nur immer einen Punkt mehr als Renault zu holen.

Um den Konstrukteurs-Titel gewinnen zu können muss es einmal bei beiden Fahrern rund laufen und muss ihnen endlich einmal das Pech von der Hacke fallen. Besonders bei Kimi ist die Pechsträhne mittlerweile nur noch unglaublich. All die Probleme und Ausfälle lassen sich schon gar nicht mehr aufzählen oder in Worte fassen.

Aber hätte, wäre und wenn zählt in der Formel 1 eben nicht: Kimi ist ausgefallen, hat die Motoren wechseln müssen und liegt nun eben nicht überlegen an der Spitze der WM-Tabelle.

Was die Zukunft wohl bringen mag?

Einen Freifahrtsschein für die kommende Saison hat der Finne aufgrund seiner aktuellen Superform aber noch lange nicht. Denn dann werden die Karten bekanntlich neu gemischt. Was ein paar kleine Regeländerungen wie die veränderte Aerodynamik oder die erhöhte Lebensdauer der Reifen anrichten können, erlebt Ferrari in diesem Jahr am eigenen roten Leib.

Und auch 2006 erwarten uns wieder einschneidende Regeländerungen. Denken wir nur an das Stichwort V8-Motoren. Der große Verfechter der Achtzylinder stolzierte an diesem Wochenende auch durch das Fahrerlager von Monza. Und nicht nur das: Max Mosley verkündete auf seiner Freitags-Pressekonferenz auch noch weitere fragwürdige Regelideen wie die prozentuale Festlegung des Downforce, mit welcher er sogar noch Geld sparen möchte.

Der Vorschlag den Abtrieb der Autos genau auszurechnen und ihn dann prozentual festzulegen sorgte dabei nicht nur bei mir für Sprachlosigkeit. Eine kleine Linderung brachte immerhin das Rennen mit sich, welches allerdings im Vergleich zum Türkei GP nicht mehr als die erwartete Monza-Prozession darstellte. Aber man wird in der Formel 1 ja mit der Zeit genügsam und dankbar für jede Kleinigkeit.