Das könnte ein geschickter Schachzug von McLaren sein: Der Rennstall rückte zu Beginn des 1. Freien Trainings in Mugello mit einer neuen Fahrzeugnase nach Vorbild des Mercedes-Designs aus. Carlos Sainz fuhr das Test-Exemplar, um Daten für die Ingenieure zu sammeln.

Im Windkanal hat die neue Nase bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert. Die Ingenieure stehen nun aber unter Zeitdruck: Sie müssen die Ergebnisse so schnell wie möglich verifizieren, weil die Homologations-Deadline näher rückt.

Mercedes fährt seit jeher mit einer schmalen Nase, seit 2019 mit Enten-Schnabel und anschließendem Cap, Foto: Motorsport-Magazin.com
Mercedes fährt seit jeher mit einer schmalen Nase, seit 2019 mit Enten-Schnabel und anschließendem Cap, Foto: Motorsport-Magazin.com

McLaren musste für die neue Nase die vordere Crash-Struktur anpassen. Ein erneuter Crashtest war bereits erfolgreich. Die vordere Crash-Struktur zählt aber 2020 und 2021 zu den homologierten Komponenten. Um Geld zu sparen, haben sich die Teams in der Corona-Pause darauf geeinigt, die Entwicklung zahlreicher Fahrzeugteile einzufrieren - darunter auch ebenjene Crash-Struktur.

Einige Fahrzeugteile wurden bereits mit dem ersten Saisonrennen eingefroren, andere dürfen bis zum Saisonstart 2021 entwickelt werden. Dazwischen gibt es eine weitere Deadline. Stichtag für die sogenannten 'mid-2020 Komponenten' ist Ende September.

Racing Point kopierte die Mercedes-Nase eins zu eins, Foto: LAT Images
Racing Point kopierte die Mercedes-Nase eins zu eins, Foto: LAT Images

Bis dahin müssen die McLaren-Ingenieure wissen, ob das neue Teil auch tatsächlich funktioniert. Für eine Weiterentwicklung nach der Deadline wären Token nötig. Zwei davon verlangt die FIA für die vordere Crash-Struktur. Insgesamt stehen jedem Team aber nur zwei Token zu, McLaren muss beide für den Wechsel von Renault- auf Mercedes-Motoren ausgeben.

Zum Einsatz soll die neue Nase dann schon während der nächsten Rennen kommen. Bislang vertraut McLaren auf eine Knollnase, bei der die Pylonen, die Nase und Frontflügel verbinden, zugleich zu massiven Luftleitblechen werden.

Mercedes setzt hingegen seit Jahren auf eine sehr schmale Nasenspitze mit dezenten Pylonen. Direkt hinter der Nasenspitze zieht sich auch bei der McLaren-Kopie ein langer Cape-Flügel an die Unterseite. Racing Point hat das Konzept bereits eins zu eins kopiert, auch Renault und Red Bull bauten ihre Nasen 2020 schmaler.