Zwei Rennen innerhalb einer Formel-1-Saison auf einer Strecke gab es noch nie. Das ändert sich im Jahr 2020: Nach dem Österreich GP am vergangenen Wochenende findet nun auf dem Red Bull Ring der Steiermark GP statt. Zeigt sich dasselbe Kräfteverhältnis wie beim Saisonauftakt oder wird es Überraschungen geben? Wir werfen einen Blick voraus.

Brennpunkt #1: Kann Mercedes die Probleme lösen?

Mercedes war beim ersten Grand Prix das Maß der Dinge. Valtteri Bottas und Lewis Hamilton hätten bei einem gewöhnlichen Rennverlauf wohl einen Doppelsieg eingefahren. Im Rennen erhielten beide Piloten jedoch regelmäßig die Anweisung, nicht zu stark über die Randsteine zu fahren. Der Hintergrund: Durch das Fahren über die Randsteine entstanden so starke Vibrationen, dass Probleme an einem Getriebesensor verursacht wurden. Lance Stroll, im Racing-Point-Boliden ebenfalls mit Mercedes-Getriebe unterwegs, musste wegen der Probleme aufgeben. Die Störungen traten bei Mercedes nicht nur im Rennen auf, sondern während des gesamten Wochenendes.

In einem aktuellen Video des Mercedes-Teams sagte Chef-Stratege James Vowles: "Wir haben eine Vielzahl von Leuten, die Tag und arbeiten, auch parallel zum Grand Prix. Während des Wochenendes haben sie bereits ihr Bestes gegeben, um das Problem in den Griff zu bekommen. Wenn wir das nicht schaffen, kann es in ein paar Tagen zum Problem werden."

Können die Ingenieure keine Lösung finden, bleibt Bottas und Hamilton nur, die aggressiven Kerbs am kommenden Wochenende so weit wie möglich zu meiden. Das geht aber auf Kosten der Rundenzeit. Mercedes kündigte allerdings bereits an, neue Teile einzusetzen.

Brennpunkt #2: Findet Ferrari mehr Speed?

Auf dem Papier sieht Charles Leclercs zweiter Platz wie ein kleiner Erfolg für Ferrari aus. Doch die Roten hatten eine Menge Glück und profitierten von den Problemen der Konkurrenten. Letztendlich hat die Zeitstrafe gegen Hamilton am Ende des Rennens Leclerc erst auf das Podest gespült.

Sebastian Vettel sprach davon, dass sich das Auto am Samstag plötzlich verändert habe. Das Heck sei instabil geworden und damit fehlte ihm das Vertrauen ins Fahrzeug. Die Hausaufgabe für die Scuderia lautete, diese Probleme zunächst zu verstehen, um sie beim zweiten Rennen beheben zu können.

Ferrari war in der Qualifikation im Vergleich zum Vorjahr mehr als neun Zehntel langsamer. Das Team erwägt nun, ein für den Ungarn GP geplantes Update bereits beim kommenden Wochenende einzusetzen. Ob dieser Fall eintritt und ob sich Ferrari damit verbessern kann, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

Formel 1 Vorschau, Österreich: Zieht Ferrari sein Upgrade vor? (09:44 Min.)

Brennpunkt #3: Holt Verstappen diesmal den Red-Bull-Heimsieg?

Die Anfangsphase des Österreich GP hat gezeigt, dass Verstappen nicht mit Bottas an der Spitze mithalten konnte. Wäre Hamilton nicht nach dem Red-Bull-Protest am Samstag um drei Startpositionen nach hinten versetzt worden und deswegen hinter Verstappen losgefahren, hätte der Niederländer in der Startphase mutmaßlich nicht die zweite Position übernommen.

Das Aufblühen Alexander Albons gegen Rennende war einzig der Tatsache geschuldet, dass er auf frischeren Reifen unterwegs war. Bei gleicher Reifenwahl hätte wohl auch er keine Chance gehabt, Hamilton anzugreifen.

Ein Red-Bull-Heimsieg scheint auch beim zweiten Rennen unwahrscheinlich. Schließlich darf man nicht vergessen, dass Red Bull von größeren technischen Problemen heimgesucht wurde. Verstappen und Albon schieden vorzeitig aus, während Mercedes die Schwierigkeiten managen konnte.

Brennpunkt #4: Wer wird dritte Kraft?

Betrachtet man die Leistung in der Qualifikation, war McLaren die dritte Kraft. Lando Norris wurde mit knapp sieben Zehnteln Rückstand fünfter. Damit war er mehr als zwei Zehntel schneller als Sergio Perez im Racing Point. Dabei sahen viele den als pinken Mercedes bezeichneten Racing-Point-Boliden im Vorfeld als besten Verfolger.

Im Rennen drehte sich das Kräfteverhältnis. Zeitweise sah Perez stärker aus. In der Schlussphase des Rennens musste er sich dennoch beiden McLaren geschlagen geben. Sowohl Norris als auch Carlos Sainz waren auf frischen Reifen unterwegs.

Ein Fragezeichen steckt hinter der zu erwartenden Leistung von Ferrari. Schaffen es die Italiener, die Probleme bei Vettel zu beheben und zugleich das geplante Update an die Strecke zu bringen, könnten sie einen Schritt nach vorne machen. Ob sie dann dritte Kraft werden, bleibt abzuwarten.

Brennpunkt #5: Was ändert sich beim zweiten Rennen in Spielberg?

Beim zweiten Rennen in der Steiermark soll das Wetter zumindest zeitweise umschlagen. Für Samstag ist Regen vorhergesagt. Das könnte die Startaufstellung durcheinander würfeln und für zusätzliche Spannung im Rennen sogen.

Bei den Reifen bleibt alles beim Alten. Pirelli wird die Teams auch am kommenden Wochenende mit den Reifen C2 (hart), C3 (medium) und C4 (weich) ausstatten.