Danner im Interview: Kein Free-TV schlecht für Formel 1 (26:21 Min.)

Nur wenige Tage trennen uns vom Beginn der Formel-1-Saison 2020 und somit steht auch das letzte Jahr der F1-Übertragungen auf RTL vor der Tür. Ab 2021 hat der deutsche Privatsender nicht mehr die Rechte an der Königsklasse. Somit ist Sky der Exklusiv-Sender für die Formel 1 und ein Großteil der Übertragungen verschwindet hinter einer Bezahlschranke.

Danner: Wie wollen wir neue Fans erreichen?

Christian Danner, der seit 1998 für RTL als Experte Teil der Rennübertragungen war, findet dass sich das zu einem massiven Problem im deutschen Motorsport ausweiten könnte: "Es wäre ganz wichtig einen Sport frei sehen zu können. Denn hinter die Bezahlschranke schaffen es nur Hardcore-Fans, aber RTL erreichte auch neue Fans und deshalb ist das keine gute Lösung." "Ich habe sehr viele Briefe bekommen, in denen Menschen erzählen, dass sie ihre Kindheit mit RTL verbracht haben und so zum Motorsport gekommen sind", erzählt Danner, "da frage ich mich: Wie wollen wir denn junge Menschen erreichen, wenn die Rennen nicht mehr frei empfangbar sind."

"Kein 15- oder 16-Jähriger wird sich ein Abonnement kaufen und deshalb wäre es wichtig, dass der Sport frei zu sehen ist. Im Gegensatz zum Fußball ist Motorsport ein Nischensport – zwar eine große Nische - und diese Nische wird sich schließen", sagt Danner.

Für den ehemaligen F1-Piloten ist aber nicht nur das Ende der Free-TV-Übertragungen eine Gefahr für die Formel 1, er findet auch dass der allgemeine Rückgang der Königsklasse in Deutschland damit einhergeht: "Ich befürchte, dass wenn wir in absehbarer Zeit keinen deutschen Grand Prix mehr sehen werden, keinen deutschen Fahrer und ohne die DTM auch keine deutsche Meisterschaft mehr haben werden. Da dreht es mir das Herz um, denn ich bin Motorsport, ich will Motorsport, ich liebe Motorsport."

Situation wie in den 80er-Jahren

Danner erinnert sich bei der zukünftigen Fernsehsituation, wo die Formel 1 nicht mehr frei verfügbar ist an die Zeit vor RTL zurück. Er sagt: "Als ich selbst Formel 1 gefahren bin, hatte man in Deutschland einen Zustand, dass man Motorsport gar nicht gucken konnte. Damals übertrug die ARD die Formel 1 aus einem Grund nicht, nämlich da man es für sittenwidrig hielt. F1-Fans mussten also Heinz Prüller aus Österreich schauen, wenn man ORF empfangen konnte."