Daniel Ricciardo erlebte in seinem vorerst letzten Formel-1-Jahr eine Flaute. 2022 musste der Australier viel Kritik einstecken und verlor zum Saisonende das Cockpit bei McLaren. Blicken wir deshalb zurück auf die schöneren Stunden seiner Karriere. Vor exakt neun Jahren sah die Welt des Honey Badger noch um einiges heller aus als 2022.

Formel 1 heute vor 9 Jahren: Mercedes stolpert über sich selbst

Kanada 2014 war das siebte Rennen der Formel-1-Saison, und bis dahin waren die Mercedes von Lewis Hamilton und Nico Rosberg ungeschlagen. In Kanada gab es auch keinen Grund, etwas anderes zu erwarten. Nach dem Qualifying war die erste Reihe wieder silberfarben, und Hamilton und Rosberg begannen das Rennen wie üblich mit ihrem eigenen Kampf an der Spitze.

Im Hintergrund lauerte aber das Desaster. Kurz vor Renn-Halbzeit beobachtete die Mercedes-Box plötzlich stark steigende Temperaturen der kinetischen Energie-Rückgewinnungseinheit. Innerhalb von nur zwei Runden nahm der Untergang seinen Lauf - zuerst ging Hamiltons, dann Rosbergs MGU-K kaputt. Beide waren nun zwar in Führung, aber mit einem Defizit von ungefähr 160 PS. Außerdem fehlte ohne die MGU-K Bremsleistung am Heck, was zu einer zunehmenden Überhitzung der Bremsen führte.

Große Probleme: Lewis Hamiltons Bremsen wollen nicht mehr, Foto: Sutton
Große Probleme: Lewis Hamiltons Bremsen wollen nicht mehr, Foto: Sutton

Hamiltons Probleme vervielfachten sich bei seinem zweiten Boxenstopp. Die Bremstemperaturen wollten danach nicht mehr runter, nach vier Ausritten musste er das Auto abstellen. Rosberg kämpfte weiter, aber mit stumpfen Waffen. Die zu Rennbeginn aufgefahrene Lücke wurde vom Red Bull von Daniel Ricciardo aufgefressen. Zwei Runden vor Schluss ging der Australier vorbei, in Führung und holte so seinen ersten Sieg. Rosberg und Sebastian Vettel komplettierten das Podium. Die Mercedes-Dominanz war gebrochen. Die WM holten sie am Jahresende trotzdem.

Formel 1 heute vor 15 Jahren: Kubica kehrt zurück zum Crash-Ort

Der Kanada-GP des Jahres 2007 jährt sich heute nicht, ist aber für den Kanada-GP des Jahres 2008 von großer Bedeutung. Woran man sich beim 2007er-Rennen erinnert: den monumentalen Abflug von BMW-Pilot Robert Kubica, bei dem er mit über 200 km/h in die Betonwand einschlug, sich mehrfach überschlug und wie durch ein Wunder mit einem verstauchten Knöchel davonkam. Ein Jahr später konnte Kubica groß feiern. Dabei blieb es letzten Endes aber.

2008 kehrte Robert Kubica zurück an den Schauplatz seines Horror-Unfalls. Unbeeindruckt vom Horror-Crash des Vorjahres. Der Typ für sentimentale Reaktionen war er nie - schon bei seiner Rückkehr ins Cockpit nach dem Crash antwortete er auf die Frage, ob er denn die Crash-Wiederholung gesehen habe: "Ja, ich hab es auch live gesehen, ich war da." Als er 2008 zum ersten Mal die Unfall-Kurve wieder sah, spürte er nichts Besonderes: "Ich weiß nicht mehr was mir durch den Kopf ging, als ich beim Trackwalk am Donnerstag zur Haarnadel kam."

Schnell vergessen: Kubicas 2007-Horror, Foto: Sutton
Schnell vergessen: Kubicas 2007-Horror, Foto: Sutton

Stattdessen zeigten er und BMW sich gleich einmal stark - nicht ganz auf dem Level von Lewis Hamilton, der seinen McLaren auf die Pole stellte, aber für Kubica reichte es für Startplatz zwei. Der Unfall war auf jeden Fall vergessen, jetzt ging es um den Sieg.

Hamilton-Fauxpas in der Box hilft Kubica

Zuerst war es aber Hamilton, der das Rennen in der Hand hatte. Bis zu einem kritischen Boxenstopp unter Safety Car. Kubica und der Ferrari von Kimi Räikkönen fuhren vor Hamilton raus, nahmen dann aber Tempo heraus - denn wie im Reglement vorgeschrieben schaltete die Boxenampel an der Ausfahrt aufgrund der vorbeifahrenden Safety-Car-Schlange auf Rot.

Da war rot: Lewis Hamilton mit frustriertem Kimi Räikkönen, Foto: Sutton
Da war rot: Lewis Hamilton mit frustriertem Kimi Räikkönen, Foto: Sutton

Hamilton reagierte auf das Lichtsignal zu spät, kam mit Überschuss an. Die Renngötter schienen hier Kubica gewogen, denn der McLaren zog nach links, und rammte das Heck von Räikkönens Ferrari. Beide raus, Kubica konnte weiterfahren. Zurück im Rennen, überließ ihm der mit alternativer Strategie fahrende Teamkollege Nick Heidfeld die Führung, und Kubica brachte den ersten Sieg ins Ziel. Heidfeld machte es zum BMW-Doppel, David Coulthard komplettierte für Red Bull das Podium.

Damit war die Comeback-Story des Robert Kubica perfekt. Obendrauf übernahm er mit vier Punkten Vorsprung die WM-Führung. Die WM-Chancen verblassten jedoch in einer schwachen zweiten Saisonhälfte von BMW. Was nach Durchbruch von Fahrer und Team aussah, wurde zum Trugbild, die Renngötter waren launische Unterstützer. BMW brachte 2009 kein WM-Auto auf die Reihe und stieg aus. Kubica musste dann nach einem schweren Rallye-Unfall lange aussetzen, ein Comeback mit Williams brachte 2019 nur einen WM-Punkt.

Heidfeld, BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen, Kubica und David Coulthard, Foto: Sutton
Heidfeld, BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen, Kubica und David Coulthard, Foto: Sutton

Was sonst noch geschah:

Vor 48 Jahren: Niki Lauda gewinnt 1975 im schwedischen Anderstorp, sein dritter GP-Sieg in Folge. Mit einer späten Aufholjagd auf harten Reifen luchst er Carlos Reutemann den Sieg ab.

Vor 55 Jahren: Ludovico Scarfiotti stirbt beim Training zum Roßfeld-Bergrennen. Der italienische Bergrenn-Spezialist fuhr nur zehn F1-Rennen, gewann aber ein Mal und hatte die Saison 1968 mit einem Ausfall und zwei vierten Plätzen begonnen.