Die Organisatoren des Frankreich Grand Prix in Le Castellet reagieren auf das im Vorjahr für viele Zuschauer nur mäßig unterhaltsame Formel-1-Rennen auf dem Circuit Paul Ricard. Schon 2020 soll das Streckenlayout angepasst, die bisher für die F1 genutzte Variante des südfranzösischen Kurses drastisch überarbeitet werden.

Das verriet Eric Boullier, frisch vom Berater und Botschafter zum Geschäftsführer des Frankreich GP befördert, am Montag bei einem Medientermin in Paris. Konkret geht es bei den geplanten Änderungen nicht um die Schikane auf der Mistral-Geraden. Beim Comeback des französischen GP war diese von mancher Seite kritisiert worden.

Le Castellet: Mistral-Schikane bleibt

"Die Schikane bleibt bestehen", zitiert 'RaceFans.net' Boullier. "Wir wollen die DNA der Strecke nicht ändern", erklärt der Franzose. "Wir haben diese berühmte Signes-Kurve, die vielleicht die schnellste im ganzen Kalender ist, noch dazu haben wir die Doppel-Beausset. Diese DNA müssen wir behalten. Aber wir haben ein paar Möglichkeiten gefunden, die Fähigkeit der Autos, einander zu überholen, drastisch zu verbessern."

Diese Möglichkeiten lassen sich klar lokalisieren. Die angedachten Modifikationen befinden sich allesamt im ersten Streckenabschnitt. Genauer gesagt sollen die S-Kurven zu Beginn der Runde komplett verschwinden. "Die Idee ist, die Esses de la Verrerie auszulassen, um eine zweite Gerade zu kreieren und die Teams zu zwingen, weniger Downforce zu fahren, was das Überholen weiter begünstigt", schildert Boullier.

Gerade statt S-Kurven zu Beginn der Runde

Die Links-Rechts-Kombination (Kurven 1 & 2) sowie die anschließende Rechts-Links (Kurven 3 & 4) sollen also begradigt werden. So soll in Kurve fünf, der erste Teil der Sainte Baume genannte Passage, vor der folgenden Mistral-Geraden durch einen neuen, harten Bremspunkt eine neuen Überholstelle entstehen.

Die ersten Kurvenkomplexe (hier Kurve 3) sollen verschwinden, Foto: LAT Images
Die ersten Kurvenkomplexe (hier Kurve 3) sollen verschwinden, Foto: LAT Images

Selbst wenn es dort noch nicht funktionierten sollte, ein Manöver zu lancieren, sei die Wahrscheinlichkeit, es dann vor der Mistral-Schikane umzusetzen höher, so Boullier. "Das wird ganz klar auch der zweiten [Überholstelle] helfen, die sich vor der Schikane befindet", so der ehemalige McLaren-Renndirektor.

Simulationen mit FOM und Liberty Media

"Die Schikane behalten wir - natürlich", betont Boullier erneut. Neben der DNA des Strecke gibt es dafür einen zweiten Grund. Boullier: "Sie müssen wissen, dass sie 90-Grad-Kurven brauchen, wenn sie Überholen sehen wollen - und am Ende dieser Gerade befindet sich eine Vollgaskurve. Also ist die Chance klein, dass es dort geschieht. Das Layout, das wir haben wollen, zieht eine zweite Überholzone vor."

Das Layout des Circuit Paul Ricard in der Saison 2019. Der untere Teil soll 2020 zu einer einzigen, langen Geraden werden, Foto: Grand Prix de France
Das Layout des Circuit Paul Ricard in der Saison 2019. Der untere Teil soll 2020 zu einer einzigen, langen Geraden werden, Foto: Grand Prix de France

Ohne Grundlage äußert sich Boullier bei alldem nicht. Die Organisatoren arbeiteten in den vergangenen Monaten gemeinsam mit der Formel 1, nutzten dabei auch deren Tools für Simulationen.

Warten auf grünes Licht der FIA

Diese Arbeiten sind nun abgeschlossen. "Wir haben jetzt einige Monate daran gearbeitet und befinden uns nun in den finalen Zügen. Wir haben nach der ganzen Arbeit mit der FOM eine Anfrage gestellt, die Strecke zu ändern", berichtet Boullier.

Heißt: Die Sache liegt nun zur Abnahme bei der FIA. Fällt das Feedback des Weltverbands positiv aus, könne man die Streckenänderungen binnen nur vier Tagen realisieren, so Boullier. "Wir warten jetzt darauf, dass sie uns grünes Licht geben."